Pilotstudie „Chancen und Barrieren für hochqualifizierte Menschen mit Behinderung bezüglich des Übergangs in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis"

 

Ziele:

Mit Unterzeichnung der UN-BRK hat sich Deutschland dazu verpflichtet, auch in den Bereichen Bildung und Erwerbsarbeit Autonomie und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen zu stärken, sich deren volle und wirksame Teilhabe zum Ziel zu machen sowie Chancengleichheit und Barrierefreiheit zu sichern. Jedoch fehlen systematische Informationen zur Situation hochqualifizierter Menschen mit Behinderungen in Deutschland. Forschungsprojekte sind entweder reine Praxisprojekte, regional begrenzt oder beziehen sich nicht auf Studierende bzw. AkademikerInnen mit Behinderungen. An dieser Forschungslücke setzt das vorliegende von Aktion Mensch geförderte Pilotprojekt an, das die Situation von AkademikerInnen mit Behinderungen am Übergang von der Hochschule ins Erwerbsleben analysiert: Wie erfolgreich gelingt eine Inklusion auf dem ersten Arbeitsmarkt? Welche Barrieren bestehen? Welche Perspektiven haben unterschiedliche AkteurInnen?

Umsetzung:

Zur Beantwortung dieser Fragen werden verschiedene Informationsquellen integriert: (Öffentliche) Daten und Statistiken liefern einen schlaglichtartigen Überblick über die Situation in Deutschland. Die Ergebnisse einer Zukunftswerkstatt an der Universität zu Köln (N = 20) und von Online-ExpertInneninterviews (N = 74) mit relevanten AkteurInnen ergänzen diese Informationen um Erfahrungen und Sichtweisen von ExpertInnen in eigener Sache.

Ergebnisse:

Ca. sieben Prozent der Studierenden in Deutschland haben eine studienerschwerende Beeinträchtigung (Middendorf et al., 2013). Die Beeinträchtigungen sind bei 94 Prozent der Befragten nicht auf den ersten Blick wahrnehmbar. Unabhängig davon erleben 60 Prozent der Befragten starke bis sehr starke Studienerschwernisse. Insgesamt äußern die Studierenden, dass viele Bedarfe hinsichtlich Barrierefreiheit, Flexibilität und Unterstützung durch die Hochschulen nur unzureichend berücksichtigt werden. Im Durchschnitt kommen die befragten Studierenden etwas langsamer im Studium voran, als ihre KommilitonInnen ohne Beeinträchtigungen (Unger et al., 2012).
Aus Arbeitslosendaten der Bundesagentur für Arbeit geht hervor, dass während AkademikerInnen in Deutschland insgesamt vom wirtschaftlichen Aufschwung profitiert haben, unter den schwerbehinderten AkademikerInnen die Arbeitslosigkeit zwischen 2009 und 2012 sogar angestiegen ist.
Hinweise darauf welche Barrieren hierbei relevant sind, geben die Ergebnisse von Zukunftswerkstatt und ExpertInneninterviews. So werden am häufigsten psychologische Barrieren (Stigmatisierung, Vorurteile, Berührungsängste, Leistungsdruck usw.) genannt, jedoch spielen auch Probleme der Finanzierung (z.B. des behinderungsbedingten Mehrbedarfs im Masterstudium) eine Rolle sowie fehlende Barrierefreiheit im gesamten Bildungssystem sowie in anderen Bereichen, die zum Qualifikationsprofil beitragen und die Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt erhöhen (z.B. Auslandsaufenthalte, Praktika, Studierendenjobs).

Der gesamte Projektbericht kann hier (http://publikationen.aktion-mensch.de/arbeit/AktionMensch_Studie-Arbeit_2013_09_30.pdf ) heruntergeladen werden

Im Auftrag von:

Aktion Mensch

 

Laufzeit:

09/2012 - 04/2013

 

Ansprechpersonen:

Leitung: Prof. Dr. Mathilde Niehaus

Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Dipl.-Psych. Jana Bauer

E-mail: arbeit-reha(at)uni-koeln.de