Selbstverständnis Erziehungshilfe und Soziale Arbeit



 

Soziale Arbeit „ist eine Profession, die sozialen  Wandel, Problemlösungen in menschlichen Beziehungen sowie die Ermächtigung und  Befreiung von Menschen fördert, um ihr Wohlbefinden zu verbessern. Indem sie  sich auf Theorien menschlichen Verhaltens sowie sozialer Systeme als  Erklärungsbasis stützt, interveniert Soziale Arbeit im Schnittpunkt zwischen  Individuum und Umwelt / Gesellschaft. Dabei sind die Prinzipien der  Menschenrechte und sozialer Gerechtigkeit für die Soziale Arbeit von  fundamentaler Bedeutung.“[1] „Erziehungshilfe“ bezeichnet pädagogisches Handeln  unter erschwerten Bedingungen mit jungen Menschen, die sich in schwierigen  Lebenslagen befinden und dem Ziel, mit diesen jungen Menschen Lösungen und  Bewältigungen dieser Lebenslagen im schulischen und außerschulischen Bereich zu  ermöglichen.

 

Das Lehrgebiet der Erziehungshilfe und Sozialen Arbeit  verortet sich im Überschneidungsbereich von Sozialer Arbeit und (außer-) schulischer Erziehungshilfe. An  der Universität zu Köln ist das Lehrgebiet an  der Humanwissenschaftlichen Fakultät im Department Heilpädagogik und  Rehabilitation verortet. Die Arbeit des Fachgebietes stützt sich dabei auf  Erkenntnisse der Sozialen Arbeit und Sozialpädagogik, der Schul- und  Jugendhilfeforschung, der Pädagogik bei Verhaltensstörungen, der  Entwicklungspsychologie und Entwicklungspsychopathologie, der Kriminologie  sowie der Erkenntnisse der Sozialwissenschaften.

Seine Zielgruppen sind insbesondere junge Menschen im  Geltungsbereich des SGB VIII sowie ihre Eltern, Erziehungsberechtigten und  sozialen Einbindungen. Teilgruppen dieser jungen Menschen befinden sich in  schwierigen Lebenslagen, sind häufig marginalisiert und zeichnen sich durch die  besonderen Probleme aus, die sie haben und die sie anderen Menschen bereiten.

Ziel der Arbeit des Lehrstuhls für Erziehungshilfe und  Soziale Arbeit ist es, durch die hier entwickelten Begrifflichkeiten,  Sichtweisen, inhaltlichen, methodischen und institutionell-organisatorischen  Beiträge zu einer konstruktiven Bearbeitung der Entwicklungsaufgaben dieser  jungen Menschen und damit zu ihrer nachhaltig gelingenden sozialen Integration  beizutragen. Die Erklärung der Menschenrechte von  1948, der Kinderrechte von  1989, der Europäischen Menschenrechtskonvention, die deutsche Verfassung sowie  die Leitideen des SGB VIII sehen wir als normative Grundlagen unserer Arbeit  an.

Besondere inhaltliche Schwerpunkte liegen in der  Bearbeitung

  • der förder- und sozialpädagogischen Sichtung und Erschließung von Handlungsfeldern und institutionellen Settings im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe, der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie der Jugendstrafrechtspflege
  • der konzeptionellen und institutionellen Schnittstellenproblematik nachhaltiger Förderung zwischen (Förder-)Schulen und Lebenswelten der Jugendhilfe, der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie der Jugendstrafrechtspflege
  • der begrifflichen, inhaltlichen sowie methodischen Präzisierung des Erziehungsbegriffes als Persönlichkeitsförderung im Kontext der (Jugend-) Strafrechtspflege sowie die Entwicklung, Begründung, Umsetzung und Erprobung entsprechender didaktisch-methodischer Förder- und Organisationskonzepte
  • der inhaltlichen und methodischen Ausgestaltung der genannten Settings im europäischen und internationalen Vergleich.

Inhaltlich bearbeitet werden die oben genannten  Themenbereiche in enger Zusammenarbeit sowohl mit WissenschaftlerInnen  verschiedener Forschungsstätten als auch mit PraktikerInnen in Einrichtungen  der Erziehungshilfe und Sozialen Arbeit. Studierende werden in Projekte  integriert.

Methodisch werden neben den „klassischen“ Lehr- und  Lernformen des akademischen Betriebs (Vorlesungen, Seminare und Übungen) Kurz-  und Langzeitexkursionen in die nähere Umgebung wie auch in andere Länder  angeboten. Projekttage mit Präsentationen studentischer Arbeiten und Vorhaben,  die Vorstellung eigener Erkenntnisse und Projektideen auf Fachtagungen und  Fortbildungen gehören ebenso zum methodischen Repertoire wie Wochenendseminare  mit Selbstverpflegung, erlebnispädagogisch orientierte Projektfahrten mit  Schülerinnen und Schülern, PädagogInnen und Studierenden sowie studentische  Projekte in Jugendarrest- und Haftanstalten.

Unser Ziel ist es, fachlich qualifizierte und  methodisch versierte junge Menschen mit der gebotenen Begeisterungsfähigkeit  und Fröhlichkeit, dem Wissen um die Grenzen, aber auch vielfältigen  Möglichkeiten ihres Berufs sowie mit einer tiefen Überzeugung vom Wert jedes  einzelnen Menschen in die Berufswirklichkeit zu entlassen.



[1] International Federation of Social Workers (IFSW), Definition Soziale Arbeit, http://ifsw.org/policies/definition-of-social-work/,  25.10.2012