Therapie

Wie kann man Krankheitsangst erfolgreich überwinden?

Wird im Rahmen der Diagnostik eine Krankheitsangststörung erkannt, können auf der Grundlage dieser Diagnostik gezielte und erfolgsversprechende Therapiemaßnahmen geplant und durchgeführt werden.

 

In unserer Spezialambulanz für Krankheitsangst bieten wir eine Kombinationstherapie aus Einzel- und Gruppensitzungen zur Behandlung der Krankheitsangst. Die Gruppensitzungen sollen die Motivation der Patient*innen durch Anregungen, Rückmeldungen, Modelllernen, und validierenden Erfahrungen stärken.

Die Therapiemethoden, die sowohl in Einzel- als auch in Gruppensitzungen verwendet werden, sind Teile der kognitiven Verhaltenstherapie. Diese ist eine wissenschaftlich gut belegte Therapieform zur Behandlung von Krankheitsängsten. Die Behandlung setzt an den aufrechterhaltenden Faktoren der Symptome an, also solchen, die dafür sorgen, dass die Angst „immer wieder kommt". Ziel ist die Veränderung des gesundheitsbezogenen Denkens und Handelns.

 

In den ersten Sitzungen, sowohl einzel- als auch Gruppensitzungen, werden individuelle Störungsmodelle entwickelt. Diese enthalten auch die biographischen Risikofaktoren, die wir unter den Erklärungsansätzen auf der Seite „ Was ist Krankheitsangst?" nennen.

 

Dazu wird fundiertes Wissen über die Störung im Laufe der Therapie vermittelt. Zu diesen Informationen tragen die Patient*innen ihre Erfahrungen als Beispiele bei.

 

Häufig leiden Betroffene unter einer verstärkten Wahrnehmung körperlicher Empfindungen. Um dem entgegen zu wirken, setzen wir Übungen zur Aufmerksamkeitslenkung ein. Außerdem werden Entspannungsübungen durchgeführt, um das allgemeine Stressniveau der Betroffenen zu senken. Hoher Stress löst häufig körperliche Symptome aus oder verstärkt diese.

 

Als nächstes werden Verhaltensweisen, die für das Störungsbild typisch sind, in den Fokus der Therapie gesetzt. Solche Verhaltensweisen entstehen meist in einer Suche nach Sicherheit, diese Sicherheit hält allerdings nicht lange an. Beispiele für diese Verhalten sind body-checking und häufige Arztbesuche. Dazu werden die kurz- und langfristigen Vor- und Nachteile dieser Verhaltensweisen betrachtet. Verhalten, das die Krankheitsangst aufrechterhält soll reduziert werden.

 

Um langfristig die Angst abzubauen, ist eine Konfrontation sehr hilfreich. Aktivitäten, die aus Angst vermieden wurden, werden hier aktiv wiederaufgebaut. Es wird offen über die persönlichen worst-case Szenarien der Betroffenen gesprochen. Außerdem werden Konfrontationen durch Texte und Videos über Erkrankungen und Krankenhäuser durchgeführt.

 

In den letzten Zügen der Therapie wird daran gearbeitet Körperwahrnehmungen, die Betroffene oft als Symptom einer Krankheit einordnen, mit anderen Ansätzen zu erklären. Dadurch können Patient*innen ihre Körperwahrnehmungen als normale Vorgänge bewerten und als solche akzeptieren. Um dies zu fördern bekommen die Betroffene einführende Informationen darüber, wie unsere Körper unter anderem unter Stress funktionieren.

 

Klinische Studien haben die Wrikung der beschriebenen verhaltenstherapeutischen Methoden gut nachgewiesen. Nach aktueller Studienlage geben ungefähr 70% der Behandelten eine deutliche Besserung nach der Therapie an. Insgesamt gibt es noch wenige Studien zu langfristigen Effekten. Einige weisen auf ein Absinken des Behandlungserfolgs hin. In einer neueren Studie konnte gezeigt werden, dass zwei drittel aller Patient*innen auch 3 Jahre nach Therapieende noch von der Behandlung profitieren. Um die Wahrscheinlichkeit langfristiger Erfolge zu erhöhen, räumen wir in den letzten Therapiesitzungen einige Zeit für die Rückfallprophylaxe ein.

Weitere Forschung ist notwendig, damit auch Patient*innen erreicht werden, die bisher noch nicht von den Behandlungsmaßnahmen profitieren und die Behandlungseffekte langfristig abgesischert werden können.