Aktuelle Situation

Aufgrund der Covid-19-Pandemie führen wir aktuell keine Erhebungen im Krankheitsangst-Projekt durch. Sollten wir zu einem späteren Zeitpunkt wieder Versuchspersonen suchen, informieren wir Sie an dieser Stelle darüber.

Studien

In unserem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt untersuchen wir in verschiedenen Studien, wie sich Krankheitsängste auf die Wahrnehmung körperlicher Empfindungen auswirken. Damit möchten wir einen Beitrag zur Erklärung der Entstehung und Aufrechterhaltung von Krankheitsängsten leisten.

1. Tastwahrnehmung bei Krankheitsangst (wird aktuell ausgewertet)

In dieser Studie wird untersucht, inwiefern die Präsentation von Krankheitswörtern (z. B. "Tumor") die Körperwahrnehmung beeinflusst. Dazu  wird ein Versuchsaufbau verwendet, in dem die Tastwahrnehmung schwacher Vibrationen am Finger gemessen wird. Wir vergleichen hier, ob die Präsentation von Krankheitswörtern im Vergleich zu neutralen Wörtern (z. B. "Toaster") zu einer Verbesserung oder Verschlechterung der Wahrnehmungsfähigkeit am Finger führt. Diesen Effekt vergleichen wir zwischen Patient*innen mit Krankheitsangst und gesunden Kontrollpersonen. Solche Unterschiede würden Rückschlüsse darauf zulassen, dass bei aktivierten Krankheitsängsten (z. B. Grübeln über Krankheiten) auch die Körperwahrnehmung verändert ist und dadurch Krankheitsängste aufrechterhalten oder sogar verstärkt werden können. 

2. Kategorisierung von Atemempfindungen bei Krankheitsangst (wird aktuell ausgewertet)

Hier  wird untersucht, wie sich grundlegende Kategorisierungsprozesse auf die Körperwahrnehmung auswirken. Dazu wurde ein Experiment gewählt, in dem Versuchspersonen durch ein Gerät atmen. Dieses Gerät verändert den Atemwiderstand; dadurch ist es unterschiedlich schwierig, durch das Gerät zu atmen. Während des Experiments wurden unterschiedlich starke Atemwiderstände mit Bezeichnungen versehen. Aufgabe der Versuchspersonen war es, sich diese Bezeichnungen mit den jeweiligen Atemwiderständen zu  merken und in einem späteren Schritt die Bezeichnungen den Widerständen  zuzuordnen. Damit sollte untersucht werden, ob Atemwiderstände, die mit der gleichen Bezeichnung versehen waren (Kategorie "A" vs. "B") auch ähnlicher wahrgenommen werden und ob dieser Unterschied verstärkt bei Personen mit Krankheitsangst auftritt.

Dies würde Rückschlüsse darauf zulassen, dass sehr grundlegende gedankliche Prozesse (wie die Zuordnung zu einer Kategorie) zu einer veränderten Körperwahrnehmung führen. Bei Krankheitsangst würde das z.B. der Zuordnung einer Körperwahrnehmung in die Kategorie "Symptom" gegenüber der Kategorie "harmlose Körperempfindung" entsprechen. Eine solche Auswirkung der Kategorisierung auf die Körperwahrnehmung würde einen Beitrag zur Erklärung der Aufrechterhaltung und Verstärkung von Krankheitsängsten leisten. 

3. Einfluss einer willkürlichen gegenüber einer inhaltlich bedeutungsvollen Bezeichnung verschiedener Atemwiderstände (wird aktuell ausgewertet)

Um Effekte des unter 3. beschriebenen Atemexperiments weiter zu untersuchen, wurde bei gesunden Versuchspersonen eine willkürliche Bezeichnung der zwei Kategorien von Atemwiderständen ("A" und "B") mit einer inhaltlich bedeutungsvollen Bezeichnung ("Empfindung" und "Symptom") verglichen. Bei Kategorie "A" und "Empfindung" wurden vier schwächere Atemwiderstände präsentiert, bei "B" und "Symptom" vier stärkere. Unsere Forschungsfrage ist hierbei, ob sich die inhaltlich bedeutungsvolle Bezeichnung noch stärker auf eine unterschiedliche Wahrnehmung der Atemempfindungen zwischen den Kategorien auswirkt als die willkürliche. 

4. Überblicksarbeit zur Köperwahrnehmung bei Somatischer Belastungsstörung, Krankheitsangst und funktionellen Störungen (wird aktuell zur Veröffentlichung vorbereitet)

In einer Überblicksarbeit wurden die bisherige Studien, die die Körperwahrnehmung bei Somatischer Belastungsstörung, Krankheitsangst und funktionellen Störung erfasst haben, zusammengefasst. In diesem Artikel stellen wir dar, inwiefern sich die Genauigkeit der Körperwahrnehmung nach aktuellem Forschungsstand zwischen den genannten diagnostischen Gruppen unterscheidet.