Musik und Migration

Seit den siebziger Jahren widmet sich das Institut für Europäische Musikethnologie den musikkulturellen Aktivitäten von in Deutschland lebenden MigrantInnen oder Menschen mit Migrationshintergrund.

1970 kommentiert Wilhelm Schepping ein Konzert mit "Gastarbeitern" in Neuss. Ernst Klusen erstellte 1972 eine Aufnahme türkischer Musik.

In einer umfangreicheren Untersuchung ab Mitte der 80er Jahre wurde anhand von Video- und Tonbandaufzeichnungen im Raum Köln, Düsseldorf und Neuss eine große Anzahl von Gruppen, die die musikalischen Traditionen ihrer Heimat pflegen, dokumentiert (Hegewald (1987): Untersuchungen über musikkulturelle Aktivitäten von Gastarbeitern oder anderen Minderheiten in der Bundesrepublik Deutschland). Erste Ergebnisse wurden auf dem Symposion Musikalische Volkskultur in der Stadt der Gegenwart (Köln 1988) vorgetragen.

In einer Feldforschung im Kölner Stadtgebiet ab 1988 nahmen die Aktivitäten von Migranten in interkulturellen Zusammenhängen größeren Raum ein (Reimers (1994): Laienmusizieren in Köln, Kapitel 8.2. MigrantInnen). 1995 hatte Astrid Reimers einen Lehrauftrag im Kölner Seminar für Musikpädagogik zu dem Thema „Musik und Migration in Köln“. Ziel der Seminars war es, dass Lehramtsstudierende anhand von Feldforschungen Musiken aus verschiedenen Kulturen kennenlernen. Die weitere Forschung des Instituts richtete sich insbesondere auch darauf, in welchem Maß in der musikalischen Volkskultur Chancen einer sozialen Integration bestehen, Laienmusizieren und Singtradition als sozialintegratives Feld (Tagung Hildesheim 1994, Noll 1996: Musikalische Volkskultur als soziale Chance; Reimers 2008: Laienmusizieren als Plattform des Dialogs). In den Folgejahren rückte auch Interkulturalität, Migration und kulturelle Diversität im religiösen Bereich in den Fokus (Schepping 2001: Interkulturelle Aspekte des Neuen geistlichen Liedes; Reimers 2010: Tempel, Synagoge, Kirche und Moschee – religiöse Gemeinden als Ort musikkultureller Aktivität).

In der interaktiven Karte regionaler Musikpraktiken "Hör Köln - Listen to Cologne", einem Projekt des Instituts seit 2018, sind ebenfalls Musiken verschiedener Kulturen enthalten.

2021 übernahm Eckehard Pistrick die Juniorprofessur mit der Denomination “Musik und Migration“ am Institut, der zahlreiche Veranstaltungen - Seminare und Konzerte - zu dem Thema organisierte. Einen Überblick dazu Was war los.

2023 übernahm Rose Campion die Vertretung der Juniorprofessur und lud in ihre Seminare regelmäßig Musikerinenn und Musiker mit Migrationserfahrung ein. Rose Campion ist Doktorandin in Migration Studies an der University of Oxford. Ihre Forschungsinteressen konzentrieren sich auf die sozialen und kreativen Wirkungen des Musizierens von Migrant:innen, hauptsächlich von geflüchteten Menschen.

2024 forschten Sheyda Ghavami und Rose Campion zu Lebensgeschichten und Arbeitsbedingungen von kurdischen Musikerinnen in Deutschland.