Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit hörsehbehinderter und taubblinder Menschen im Arbeitsleben
Ein Projekt an der Universität zu Köln gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales aus Mitteln des Ausgleichsfonds mit einer Laufzeit vom 01. April 2021 bis zum 31. März 2025
Das Ziel
Die Möglichkeiten der gleichberechtigten Teilhabe am Arbeitsleben sind für hörsehbehinderte und taubblinde Menschen durch vielfältige Barrieren beschränkt. Die Einschränkung der beiden Sinne, die meist progredient verläuft, führt nicht selten zu einer (unerwünschten) Frühverrentung. Ziel ist es daher, die Teilhabe am Arbeitsleben für hörsehbehinderte und taubblinde Menschen zu sichern und deren Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten.
Die Zielgruppen
- Hörsehbehinderte und taubblinde Menschen sowie deren Interessensverbände,
- Vertreter*innen des Arbeitsumfeldes wie Arbeitgeber*innen, Kolleg*innen und Vertrauensleute für schwerbehinderte Menschen (SBV),
- Begleitende Institutionen der Integrationsämter und Rehabilitationsträger und deren Fachdienste wie z.B. die Integrationsfachdienste
Die Arbeitsschwerpunkte
Eine Strukturanalyse verschafft einen Überblick über Institutionen und bestehende Maßnahmen, die mit Blick auf die Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit (Sinnes-) Behinderung von Relevanz sind.
Durch quantitative und qualitative Datenerhebungen werden förderliche Bedingungen für die Teilhabe und Barrieren im Zugang zum Arbeitsleben hörsehbehinderter und taubblinder Menschen identifiziert.
Informationsmaterialien zur Förderung der Teilhabe am Arbeitsleben werden entwickelt und evaluiert. Die jeweils an die unterschiedlichen Zielgruppen angepassten Materialien werden in einem Medienpool online und barrierefrei zur Verfügung gestellt.
Um zukünftig frühzeitig Teilhabebedarfe zu erkennen, wird ein Instrument zur Ermittlung des zielgruppenspezifischen Teilhabebedarfs am Arbeitsleben entwickelt, evaluiert und bereitgestellt.
Die Projektergebnisse
Informationsbroschüre “Perspektiven im Job SINN-voll nutzen”
Die Informationsbroschüre mit dem Untertitel “Wie sich die berufliche Teilhabe von Menschen mit Taubblindheit oder Hörsehbehinderung gestalten lässt” konnte in der Reihe REHADAT-Wissen veröffentlicht werden. Sie richtet sich an die verschiedene Zielgruppen des Projektes (siehe s.o.), zum Beispiel an Fachberater*innen, Personen aus dem Arbeitsumfeld (Arbeitgeber*innen und Kolleg*innen) sowie Mensc
hen mit Taubblindheit oder Hörsehbehinderung. Die Broschüre umfasst 124 Seiten und ist in sechs Kapitel unterteilt: Im ersten Kapitel wird das EMPLOY-Projekt vorgestellt, während das folgende Kapitel Informationen rund um Taubblindheit und Hörsehbehinderung vermittelt. Im dritten Kapitel werden die Herausforderungen beschrieben, die Menschen mit Taubblindheit oder Hörsehbehinderung am Arbeitsplatz erleben. Lö
sungsansätze für einige dieser Herausforderungen werden im vierten Kapitel vorgestellt. Das fünfte Kapitel behandelt den Themenkomplex “Förderung, Beratung und Erwerbsminderungsrente” und das abschließende sechste Kapitel besteht aus einer umfangreichen Sammlung weiterführender Adressen und Literatur.
Um die nachhaltige Bereitstellung der Informationsbroschüre sicherzustellen, konnte das Datenbankprojekt Rehadat für eine Zusammenarbeit gewonnen werden. Somit wurde die Informationsbroschüre als 16. Ausgabe in der Reihe Rehadat-Wissen veröffentlicht und ist über rehadat-wissen.de nach Projektende dauerhaft online verfügbar. Sie kann kostenfrei als PDF heruntergeladen werden und ist in einer kleinen Auflage gedruckt erhältlich.
Für einen barrierearmen Zugang zu den Inhalten der Broschüre wurden wichtige Aspekte der Kapitel in Gebärdensprachvideos bereitgestellt. Diese können in der Online-Version per Gebärdensprachbutton aufgerufen werden. In der PDF-Version der Broschüre bzw. in der gedruckten Ausgabe sind die Videos per QR-Code zugänglich. Die Online-Version der Broschüre unterstützt außerdem den Zugang bei vergrößerter Darstellung oder der Verwendung von benutzerdefinierten Farben. Sie ist für die Anwendung mit Screenreadern optimiert und über die Tastatur auch ohne Maus bedienbar.
Die gedruckte Version der Broschüre kann kostenfrei angefordert werden (projekt-employ@uni-koeln.de).
Instrument zur Ermittlung von Teilhabebedarfen taubblinder und hörsehbehinderter Menschen im Arbeitsleben
Die Ergebnisse des Projektes EMPLOY zeigen: Die Teilhabebedarfe taubblinder und hörsehbehinderter Menschen im Arbeitsleben werden bisher nur selten zielgruppenspezifisch und partizipativ ermittelt. Die
besonderen Bedarfe werden nicht umfassend berücksichtigt und die taubblinden und hörsehbehinderten Personen werden nicht immer ausreichend beteiligt. Daher wurde im Projekt EMPLOY ein Instrument
entwickelt, um sowohl Beraterinnen und Berater als auch taubblinde und hörsehbehinderte Ratsuchende bei diesem Prozess zu unterstützen.
Das Instrument besteht aus zwei Teilen:
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Dokumentationsbogen für Beraterinnen und Berater
Der Bogen kann in der Beratung als Dokumentationsgrundlage genutzt werden. Darüber hinaus kann er ebenso als Praxisleitfaden dienen, um eine Orientierung über zentrale zielgruppenspezifische Aspekte zu erhalten. Falls die beratende Person noch keine Erfahrung im Bereich Taubblindheit und Hörsehbehinderung hat, wird ihr damit die Einarbeitung in die Thematik erleichtert. Der Dokumentationsbogen besteht aus sechs Modulen. Je nach Beratungskontext können diese auch einzeln genutzt werden. Die Einführung zu dem Bogen wurde in Deutsche Gebärdensprache übersetzt.
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Fragebogen zur Selbsteinschätzung für taubblinde und hörsehbehinderte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
Durch konkrete Fragen erhält man Anregungen, um sich über die Situation am Arbeitsplatz Gedanken zu machen und die eigene Perspektive festzuhalten. Der Fragebogen besteht aus sechs Bereichen, die auch einzeln ausgefüllt werden können. Zu allen Inhalten des Fragebogens gibt es Videos in Deutscher Gebärdensprache.
Beide Teile des Instruments sind als barrierefrei ausfüllbares PDF Formular verfügbar. Natürlich können die Formulare auch ausgedruckt und handschriftlich ausgefüllt werden.
Im Zusammenspiel aus beiden Bögen ergibt sich das partizipative Instrument zur Ermittlung von Teilhabebedarfen, das die spezifischen Aspekte im Bereich Taubblindheit und Hörsehbehinderung und die Perspektive der ratsuchenden Person berücksichtigt.
Ergebnisbericht
Der Ergebnisbericht wird zurzeit noch geschrieben und kommt wahrscheinlich Mitte Juli.
Das Team
Das interdisziplinäre Projektteam setzt sich aus hörsehbehinderten, taubblinden und hörenden Kolleg*innen zusammen. Der Erfahrungshintergrund der Projektmitglieder erstreckt sich über die Bereiche Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit einer Hör(seh)behinderung. An der Universität zu Köln wurden zu diesen Themen unterschiedliche Projekte durchgeführt. Im Fokus steht dabei immer ein partizipativer, barrierefreier und nachhaltiger Ansatz.
Kontakt
Universität zu Köln
Department Heilpädagogik und Rehabilitation
Projekt EMPLOY
Brieffach 8
Klosterstraße 79b
50931 Köln
Videochat nach Vereinbarung
Projektleitung
Prof. Dr. Thomas Kaul
Wissenschaftliche Mitarbeit
Nele Büchler,
Anne Gelhardt,
Bastian Hardt,
Benno Hermes,
Anne Witte,
Uwe Zelle