Migration im kulturellen Gedächtnis

Summer School 2014 - Montag, 29. September - Mittwoch, 1. Oktober

 

Speziell für die Geschichte der Arbeitsmigration lässt sich sagen, dass kaum ein Bereich derartig von Beginn an visuell im gesellschaftlichen Diskurs präsent war wie das Thema Migration, dieses gewann in diesem überhaupt seinen Begriff und seine Gestalt. Für Deutschland kann man auf das Foto von Armando Sá Rodriguez hinweisen, des sogenannten 1.000.000 Einwanderers, der 1964 am Köln-Deutzer Bahnhof mit einem Moped als Willkommensgeschenk begrüßt wurde. „Das Boot ist voll“ skizziert sehr bildlich eine andere Darstellungsweise von Migration, die durch die beliebte Verwendung als Begleitbild von Berichterstattungen durch die Presse bekannt ist.

Das Medium Bild beschreibt in diesem Zusammenhang nicht nur einen Gegenstand ästhetischer Erfahrung. Es  entfaltet zudem ein gesellschaftlich einflussnehmendes Potenzial, dass Diskurse  nicht nur abbildet, sondern auch maßgeblich schreibt. Dieser dokumentarische  aber auch diskursive Charakter des Bildes wird zunehmend auch in den Sozialwissenschaften sowie von einer visuellen Migrationsforschung aufgegriffen und soll im Zentrum der diesjährigen Summer School stehen.

Welche Bedeutung haben Bilder innerhalb einer heterogene Gesellschaft und wie kann das Potenzial dieser auch für eine inklusive Bildungsarbeit nutzbar gemacht werden? Neun Forschungsprojekte haben sich mit diesen sowie weiteren Fragen beschäftigt und präsentieren in der Summer School die gewonnenen Ergebnisse.

Im Sinne eines Plädoyers für eine Gleichberechtigung von Bild- und Textmaterial in der empirischen Sozialforschung, werden die vorgestellten Projekte neben den öffentlichen Vorträgen auch in Form einer Ausstellung präsentiert. Diese wird am ersten Tag der Summer School eröffnet, wobei ein Austausch mit den jeweiligen Bildproduzentinnen und Produzenten Einblicke in die Einbindung von Fotografie in die erziehungswissenschaftliche Forschung geben soll.

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In kurzen Impulsvorträgen am Vormittag werden die Projekte vorgestellt. Das methodische Vorgehen sowie die empirisch gewonnenen Ergebnisse der einzelnen Projekte stellen den Ausgangspunkt für die anschließende Weiterarbeit in den Workshops dar. Dabei haben Sie an jedem der drei Tage die Möglichkeit, sich für die Teilnahmen an einen von drei angebotenen Workshops zu entscheiden.

Wir sind sehr glücklich darüber, das W. J. T. Mitchell (University of Chicago) und Henrike Terhart (Universität zu Köln) die Summer School mit weiteren Beiträgen bereichern werden. W. J. T. Mitchell gilt international als einer der führenden Theoretiker im Bereich der Bildwissenschaft und Henrike Terhart verknüpfte mit ihrer empirischen Arbeit zu Körperinszenierungen junger Frauen in Text und Bild die Fotografieanalyse mit der Migrationsforschung und der Interkulturellen Bildung.

Die Vorträge von Herrn Mitchell sowie Frau Terhart sind öffentlich und finden an folgenden Terminen statt. Für eine Teilnahme an den Workshops ist jedoch eine Anmeldung erforderlich.

W. J. T. Mitchell: Image & Migration

Dienstag, 30.09.14, 12.00-13.00 Uhr, H 4 der Humanwissenschaftlichen Fakultät

Henrike Terhart: Das Potenzial der Bilder - erziehungswissenschaftliche Bildanalyse und pädagogische Praxis

Mittwoch, 01.10.14, 12.15-13.00 Uhr, H 4 der Humanwissenschaftlichen Fakultät

download: Kurzprogramm/ Anfahrtsbeschreibung

 

  

 

Workshopangebot

Workshops 29.09.14

 

WI-1: Wie wird Migration wahrgenommen? Ein methodischer Workshop zur Autofotografie

Der Workshop stellt die Methode der Autofotografie vor und setzt inhaltlich einen klaren Schwerpunkt auf die Wahrnehmung interkultureller Aspekte in urbanen Quartieren. Dabei soll zwischen individueller Wahrnehmung und medialer Berichterstattung differenziert werden, so dass das Potential der Autofotografie als kontrastierender Methode zu einer Medienanalyse nutzbar gemacht werden kann.

WI-2: Ein Klassenzimmer, viele Lebenswelten – die Lebensweltanalyse als pädagogische Kompetenz

Methoden einer Lebensweltanalyse bilden den Schwerpunkt dieses Workshops, welcher inhaltlich den Fokus auf informelle Bildungsprozesse außerhalb der Institution Schule richtet. Ausgehend vom Mixed-Methods-Design des Forschungsprojekts sollen die jeweiligen Methoden diskutiert werden. Die Entwicklung neuer Ansätze einer Lebensweltanalyse sowie deren Anwendbarkeit in der pädagogischen Praxis bilden das Ziel des Workshops.

WI-3: Literarische Inszenierungen und ihr Potenzial für interkulturelle Lernprozesse

Anknüpfend an das im Vortrag präsentierte methodische Vorgehen werden im Workshop literarisch inszenierte Bilder von Migration untersucht, deren Autorinnen und Autoren aus einer von mindestens zwei Kulturräumen geprägten Sichtweise schreiben. Auf der Grundlage der Ergebnisse werden die Texte in einem weiteren Schritt auf ihr Potenzial für interkulturelle Lernprozesse hin geprüft.

 

 

Workshops 30.09.14

 

WII-1: Fensterkulturen - individueller Ausdruck und öffentliche Sichtbarkeit

Die Typenbildung ist in der qualitativen Sozialforschung eine gängige Praxis. Sie findet aber auch für ein reflexives Arbeiten in erziehungswissenschaftlichen Kontexten Gebrauch und kann des Weiteren Ausgangspunkt einer didaktischen Bildungsarbeit darstellen. Anknüpfend an die aus einem Kölner Quartier gewonnenen Daten sowie Ergebnisse, soll auf relevante Vorgehensweisen eingegangen und diese methodisch ausprobiert werden. Das Potential der Typenbildung für die Bildungsarbeit soll anhand des Arbeitsprozesses und der im Workshop gewonnenen Ergebnisse besprochen werden.

WII-2: Kulturelle Artikulation - strategische Eigenwerbung sowie problematisierende Fremdzuschreibung

Nach einer gemeinsamen Sichtung des erhobenen Materials sollen die vorgefundenen Artikulationsformen hinsichtlich kultureller Identität auf das Feld Schule übertragen und verglichen werden. Welche Strategien sind deckungsgleich und welche Artikulationsformen, die im ökonomischen Sektor wertgeschätzt werden, erscheinen in der Bildungsinstitution Schule problematisch? Des Weiteren wird die Methodik des Forschungsprojekts auf ihr Potential für einen forschenden Habitus in der pädagogischen Praxisarbeit hin befragt.

WII-3: Image and Migration

Innerhalb dieses Workshops haben Sie die Möglichkeit, eigens ausgewählte Bilder mit Herrn Mitchell sowie den weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmern unter den Kontexten von Migration und medialem Diskurs zu diskutieren. Die Abbildungen sollten vorab mit einem kurzen Statement auf Englisch eingesendet werden. Bitte nutzen Sie dazu die Kontaktangaben weiter unten.

 

 

Workshops 01.10.14

 

WIII-1: Repräsentationsformen von Migration in der Bildungsinstitution Theater

Im Zentrum dieses Workshops steht das ‚Tableau vivant‘. Als belebtes Bild lassen sich nicht nur interkulturelle Aspekte gesamter Theaterstücke szenisch darstellen und festhalten. Der inhaltliche Rahmen dieser Methode ist offen für weit mehr. Auch dient diese nicht nur für eine empirische Arbeit, sondern kann didaktisch in Bildungsprozesse eingebunden werden. Dieses Potential soll im Workshop praktisch erprobt und diskutiert werden.

WIII-2: Freizeit zwischen Marginalisierung und pädagogischem „Überangebot“

Methoden der Sozialraumforschung dienen seit längeren nicht nur zur Erforschung urbaner Quartiere sondern finden verstärkt auch in der Sozialen Arbeit Verwendung, um die pädagogische Praxis zu professionalisieren. Zum einen sollen die gewonnenen Ergebnisse bezüglich der Freizeitgestaltung in marginalisierten Stadtteilen auf ihre Relevanz hin diskutiert werden. Zum anderen soll der Workshop als Methodentraining hinsichtlich einer Professionalisierung durch Methoden der qualitativen Sozialraumforschung dienen. Impulse über individuelle Interessen der Teilnehmer*innen werden dabei mit in den Arbeitsprozess einfließen.

WIII-3: „Projekt Migration“ - eine Ausstellung mit Bildungsauftrag

Die Ausstellung „Projekt Migration“ kann als Meilenstein der visuellen interkulturellen Bildungsarbeit bezeichnet werden. Anknüpfend an die Ausstellung, soll der Workshop einen Einblick in den didaktischen Umgang mit Bildmaterial hinsichtlich Migrationsgeschichten und ihrer gesellschaftlichen Verhandlung geben. Neue Möglichkeiten aber auch Grenzen pädagogischer Arbeit mit Bildern werden – nach einer praktischen Phase bezüglich der Anwendbarkeit im Klassenzimmer oder im außerschulischen Bereich – diskutiert.


 

 

Anmeldung

Eine Anmeldung ist auf Grund der verschiedenen Wahlmöglichkeiten im Workshopangebot leider nicht über KLIPS möglich. Sie können sich telefonisch oder direkt in der Sprechstunde von Tim Wolfgarten für die Summer School sowie für die ausgesuchten Workshops anmelden. Achten Sie bitte auf aktuelle Informationen auf seiner Homepage.

Auch nach der Einwahlphase bei KLIPS ist eine Anmeldung für die Summer School möglich!

In folgenden Modulen können 2 CP in Form einer aktiven Teilnahme erworben werben; die Summer School ist des Weiteren offen für Hörerinnen und Hörer aller Fakultäten:

  • B.A. Lehramt HRGe: Bildungswissenschaften: WM 1: Interkulturelle Bildung

  • B.A. Lehramt GymGe: Unterrichtsfach Pädagogik: AM 2: Erziehung und Bildung unter den Bedingungen der Diversität

  • B.A. Erziehungswissenschaft (1-Fach/2-Fach): AM 2: Erziehung und Bildung unter den Bedingungen der Diversität

  • M.A. Interkulturelle Kommunikation und Bildung (1-Fach): MM 4: Interkulturelle Bildung

  • M.A. Interkulturelle Kommunikation und Bildung (2-Fach): MM 1: Interkulturelle Bildung

  • LPO 2003 Lehramt GHRGe/SoPäd: Erziehungswissenschaftliches Studium: AM 2d: Interkulturelle Bildung

  • LPO 2003 Lehramt GymGe: Erziehungswissenschaftliches Studium: AM 1: Erziehung und Bildung unter gesellschaftlichen Bedingungen

  • LPO 2003 Lehramt GymGe: Unterrichtsfach Pädagogik: AM 2d: Gesellschaftstheorien; soziokulturelle und sprachliche Heterogenität; Gender und Bildung

  • B.A. Lehramt HRGe: Unterrichtsfach Kunst: BM 4b: Kunstpädagogik 1

 

Kontakt:

Dipl.-Päd. Tim Wolfgarten
Herbert-Lewin-Str. 10
50931 Köln
Tel.: 0221/470-4722
tim.wolfgarten[at]uni-koeln.de
www.hf.uni-koeln.de/tim.wolfgarten
 
 
cedis - Center for Diversity Studies
Graduiertenschule "Managing Diversity and Transition - Vielfalt und Wandel Gestalten"
Humanwissenschaftliche Fakultät der Universität zu Köln