Forschungsprojekte

Interkulturelle Bildungsforschung

Stand Oktober 2018

R/EQUAL - Requalification of (recently) immigrated and refugee teachers in Europe. 

beteiligt: Henrike Terhart, Petr Frantik (Projektkoordination)

Projektpartner (UzK): Susanne Preuschoff, Ariane Elshof (International Office)

Projektpartner: Universität Stockholm, Universität Wien, PH Weingarten

Laufzeit: 09/2018-02/2021

Finanzierung: Europäische Kommission, ERASMUS+ Förderlinie Strategische Hochschulpartnerschaften

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Seit 2015 ist Europa zu einem zentralen Ziel für eine Migrant*innen und geflüchtete Menschen weltweit geworden. Schweden, Deutschland und Österreich sind die Hauptzielländer für viele neu zugewanderte Menschen aus Konflikt- und Kriegsgebieten. Innerhalb dieser Gruppe sind auch Lehrkräfte nach Europa gekommen. Die Chancen für die Anerkennung international erworbener Qualifikationen hängen von der jeweiligen nationalen Migrationspolitik und den Strukturen der Lehrer*innenbildung ab. Die meisten dieser international ausgebildeten Akademiker*innen können nicht ohne weitere Qualifizierung als Lehrkräfte in Schweden, Österreich oder Deutschland arbeiten.
(R)EQUAL unterstützt bestehende Programme für (neu) zugewanderte und geflüchtete Lehrkräfte an den Universitäten Stockholm, Wien, Köln und der PH Weingarten durch die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene. Das für die Durchführung von Weiterqualifizierungsangeboten bestehende Fachwissen wird als Open-Access-Material für weitere europäische Hochschulen zur Verfügung gestellt:

  • Theoretische Rahmenanalyse: Vergleich der rechtlich-administrativen Rahmenbedingungen für den Zugang neu zugewanderter Lehrkräfte in den beteiligten Ländern 
  • Handbuch zum Sprachenlernen unter Berücksichtigung des Translanguaging-Ansatzes für die Hochschulbildung
  • Methodensammlung zur Bearbeitung des Themas Heterogenität und Schule unter Berücksichtigung der europäischen Antidiskriminierungspolitik in der Hochschulbildung
  • Digitale Bibliothek mit Verweisen auf wissenschaftliche Fachliteratur und Studien zur Lehramtausbildung und Re_Professionalisierung
  • Allgemeine Leitlinie mit allen Ergebnissen sowie weitere Empfehlungen zur Einrichtung eines Programms für (neu) zugewanderte und geflüchtete Lehrkräfte.

R/EQUAL verfolgt einen partizipativen Ansatz, der die (neu) zugewanderten Lekräfte aktiv an der Entwicklung und Überprüfung der Materialen beteiligt. Der gewählte partizipative Ansatz wird innerhalb des Projekts evaluiert.

 

CONTRA - Countering Propaganda by Narration Towards Anti-Radical Awareness

beteiligt: Gary Bente, Julian Ernst, Michalina Trompeta, Josephine Schmitt

Projektpartner: Bundeskriminalamt, Universität Mannheim, Universität Pablo de Olavide (Sevilla), Ufuq e.V.

Laufzeit: 2016-2018

Finanzierung: Europäische Kommission

 

Für rechtsextreme sowie gewaltbereite islamistische Gruppierungen spielt das Internet eine zentrale Rolle für die Anziehung und Rekrutierung von Jugendlichen: Extremistisches Online-Material erreicht Schüler*innen in sensiblen Phasen jugendlicher Sozialisation – ein kritisches Bewusstsein für extremistische Internetpropaganda wird an Schulen jedoch bislang nicht hinreichend gefördert. Im Projekt werden wissenschaftliche Erkenntnisse aktueller Extremismusforschung für die Entwicklung und Evaluation einer innovativen Unterrichtseinheit genutzt. Ziel ist es, mithilfe der entwickelten Materialien und Methoden kritische Medienkompetenz jugendlicher Schüler*innen zu steigern, um so extremistischen Einstellungen und Handlungen vorzubeugen.

In einem ersten Schritt wird die Unterrichtseinheit in Deutschland entwickelt und erprobt. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden anschließend für niederländische und spanische Kontexte modifiziert, um daraufhin in weiteren europäischen Ländern Anwendung zu finden.

 

 

MehrKita - Mehrsprachigkeit in Kölner Kindertagesstätten 

beteiligt: Christoph Gantefort, Stefan Karduck, Henrike Terhart, Michalina Trompeta, Christina Winter, Tim Wolfgarten

Laufzeit: 2014-2015

Finanzierung: Stadt Köln

In Köln ist die Frage aufgekommen, wie man die Mehrsprachigkeit von Kindern in den Kindertageseinrichtungen stärker berücksichtigen kann. Dazu wird in vielen Einrichtungen bereits schon eine Menge angeboten - seien es alltagsintegrierte sprachliche Bildung, Sprachförderung im Deutschen, Vorlesen in den Herkunftssprachen, Rucksackprojekte und vieles andere mehr.

Bevor nun aber Angebote zur Förderung der Mehrsprachigkeit der Kinder weiter ausgebaut werden, ist es notwendig, die vorhandenen sprachlichen Ressourcen bei den pädagogischen Fachkräften sowie die Einstellung bilingualen bzw. mehrsprachigen Angeboten gegenüber zu erfahren. Daher führt der Arbeitsbereich Interkulturelle Bildungsforschung eine Umfrage "Mehrsprachigkeit in Kölner Kindertagesstätten" durch. Diese richtet sich an alle pädagogischen Fachkräfte aller Kölner Kitas. 

Veröffentlichungen:

Roth, H.-J./Winter, C./Karduck, S./Terhart, H./Gantefort, C. (2018). Mehrsprachigkeit im Elementarbereich: Eine Studie zu mehrsprachigen Ressourcen und mehrsprachiger sprachlicher Bildungsarbeit in Kölner Kindertagesstätten. KiTa aktuell spezial (1.2018), 28-31.

Roth, H.-J./Gantefort, C./Winter, C./Karduck, S./Terhart, H./Trompeta, M./Wolfgarten, T. (2016). MehrKita - Mehrsprachigkeit in Kölner Kindertagesstätten. Universität zu Köln. Interkulturelle Bildungsforschung. Unveröffentlichter Forschungsbericht.

Winter, C./Gantefort, C./Karduck, S./ Terhart, H./Wolfgarten, T./Trompeta, M./Roth, H.-J. (2015). MehrKita - Mehrsprachigkeit in Kölner Kindertagesstätten. Ergebnisse der Befragung zu sprachlichen Fähigkeiten pädagogischer Fachkräfte. ZMI-Magazin 2015, 7-8.

 

 

RUCKSACK - Eine Studie zum Elternbildungsprogramm an Kölner Kindertagesstätten und Grundschulen

beteiligt: Charis Anastasopoulos, Christoph Gantefort, Indra Röglin, Henrike Terhart, Christina Winter, Tim Wolfgarten, Studierende 

Laufzeit: 2012-2013

Finanzierung: Stadt Köln

Rucksack ist ein Bildungsprogramm für Eltern mit Migrationshintergrund, das einen besonderen Schwerpunkt auf die Förderung der  Mehrsprachigkeit der Kinder legt. 2012 wurde vom Arbeitsbereich Interkulturelle Bildungsforschung unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Joachim Roth eine Studie zum RUCKSACK-Programm in Köln durchgeführt. Insgesamt wurden 20 Rucksack-Elterngruppen einbezogen, die an Kindertagesstätten und Grundschulen angeboten werden.

Ziel der Untersuchung ist die Rekonstruktion der Umsetzung und Wirkweisen des Rucksack-Programms im Alltag der beteiligten Gruppenleiterinnen, der Eltern und Kinder. Die Ergebnisse der Studie sind  anhand von drei Themenschwerpunkten systematisiert: der didaktischen Gestaltung der Rucksack-Elterngruppen, der Umsetzung einer mehrsprachigen Bildung sowie  empowernden Effekten, die durch die Teilnahme am Rucksackprogramm bei den  Beteiligten deutlich wurden.

Veröffentlichung:

Roth, H.-J./Terhart, H. (Hrsg.) (2015). RUCKSACK. Empirische Befunde und theoretische Einordnungen zu einem Elternbildungsprogramm für mehrsprachige Familien . Münster: Waxmann. 

 

Evaluation des ergänzenden bildungssprachlichen Deutschunterrichts

beteiligt: Christoph Gantefort, Sabine Röber, Prof. Lisa Rosen

Laufzeit: 2009-2012

Finanzierung: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

Mit dem Modellprojekt „Ergänzender bildungssprachlicher Deutschunterricht" greift das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) eine ganz aktuelle Diskussionslage auf. Bildungssprachliche Fähigkeiten erscheinen danach als ein zentrales sprachliches Scharnier, über das bildungsbasierte gesellschaftliche Partizipation von Zuwanderern verbessert werden kann. Die Erhöhung von Bildungschancen dieser Gruppe beruht eben gerade nicht vorrangig auf der Vermittlung der Standardumgangssprache, sondern auf der speziellen Form der Bildungssprache, die neben Schriftlichkeit und Mündlichkeit eine eigenständige sprachliche Form darstellt. Mit der Förderung wird die Erwartung verbunden, den Bildungserfolg von Schüler*innen mit Migrationshintergrund mit höherer Nachhaltigkeit zu verbessern, d.h. einen Transfer sprachlicher Bildung hinsichtlich rezeptiver und produktiver Fähigkeiten auf Lernergebnisse in den Sachfächern zu erzielen.

Der Auftrag zur Evaluation dieses Modellprojektes ist an die Universität zu Köln, Prof. Dr. Hans-Joachim Roth ergangen. Die Aufgabe der Evaluation besteht darin, das Konzept dieses ergänzenden bildungssprachlichen Deutschunterrichtes in den drei beteiligten Bundesländern zu untersuchen. Dazu werden vom Evaluationsteam Sprachstandserhebungen, Befragungen und Interviews zu drei Zeitpunkten durchgeführt. Die Untersuchung umfasst die folgenden Teilbereiche:

Die Untersuchung umfasst folgende Teilbereiche:

  • Rahmenbedingungen und didaktische Organisation des ergänzenden bildungssprachlichen Unterrichts
  • Sprachliche Bildung - Outcomes und Entwicklungsverläufe bei den beteiligten Schüler*innen sowie der Kontrollgruppe
  • Akzeptanz des ergänzenden bildungssprachlichen Unterrichts auf seiten der Kursschüler*innen und -lehrer*innen
  • Personenvariablen und Schulnoten

Material für Projektbeteiligte

Hinweis für die Passwortabfrage: Neben dem vereinbarten Passwort tragen Sie bitte folgenden Benutzername in die entsprechende Zeile ein: evalbamf

Leitfaden zum Interview mit Lehrerinnen und Lehrern

 

Leitfaden zum Interview mit Schüler*innen

 

Fragebogen (I) für Schüler*innen

 

Fragebogen (II) für Schüler*innen

 

 

EUCIM-TE

A multilateral Comenius project co-funded by the European Commission, DG Education and Culture within the Lifelong Learning Programme

beteiligt: Dr. Joana Duarte, Käthe von Bose

Laufzeit: 2008-2011

Finanzierung:  Europäische Kommission

The project considers new qualification needs for teachers affected by policy shifts from a „compartmentalised" concept of second languages (SL) teaching to immigrant pupils to an „inclusive education" in which SL education is seen as an integral part of a generalised and common curriculum process, i.e. mainstreamed SL literacy education.

A mainstreamed SL literacy education demands changes in the teacher education curriculum. All teachers need qualifications regarding the work with ethnic and linguistic minority pupils. At present, none of the Member States have a general teacher education curriculum addressing these needs.

The objective of the project is to improve the pre- and in-service training of all teachers for their work with immigrant pupils by elaborating a competence-based European Core Curriculum for teacher education and national adaptations.

The main outputs of EUCIM-TE are:

  • the European Core Curriculum, its national adaptations, the European manual and its national adaptations;
  • Needs Analysis Reports on the countries involved.

The material is and will bepublished by various means including:

  • print and web-based publications,
  • a web-based databank including all relevant material produced in the participating countries and abroad, as well as the material produced by the project.

The project shall generate general changes in teacher education. By creating national/regional Teacher Education Partnerships (TEPs) involving teacher pre-service and in-service education institutions, schools and education authorities in the project's work it will be possible to change teacher education programmes and state examination standards and facilitate the mainstreaming of the project's proposals.

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BLK-Modellversuchsprogramm "Förderung von Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund" (FÖRMIG)

Laufzeit: 2004-2009

Finanzierung: BLK, Länder

Am 1. September 2004 startete das fünfjährige Modellprogramm "Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund - FÖRMIG" der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK). Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen aus zugewanderten Familien eine bessere sprachliche Förderung zu bieten, um ihre Erfolgschancen an deutschen Schulen zu erhöhen. Angeschlossen sind die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Schleswig-Holstein). Die Programmträgerschaft und wissenschaftliche Begleitung liegt beim Institut für International und Interkulturell Vergleichende Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg (Prof.s Drs. Ingrid Gogolin, Ursula Neumann, Prof. Dr. Knut Schwippert) in Kooperation mit der Universität zu Köln (Prof. Dr. Hans-Joachim Roth) und der Universität Landau (Prof. Dr. Hans H. Reich).

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Veröffentlichungen (Auswahl):

Ingrid Gogolin, Ursula Neumann und Hans-Joachim Roth, 2003: Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Expertise für die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung. BLK- Materialien zur Bildungsplanung und Forschungsförderung, Heft 107. (Download: http://www.blk-foermig.uni-hamburg.de/web/de/all/mat/ltdb/index.html)

Gogolin, Ingrid/ Neumann, Ursula/ Roth, Hans-Joachim (Hrsg.) (2005): Sprachdiagnostik bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Dokumentation einer Fachtagung am 14. Juli 2004 in Hamburg . FÖRMIG Edition Bd. 1, Münster: Waxmann.

Gogolin, Ingrid/ Neumann, Ursula/ Reich, Hans H./ Roth, Hans-Joachim/ Schwippert, Knut (2006): Eine falsche Front im Kampf um die Sprachförderung. Stellungnahme des FÖRMIG-Programmträgers zur aktuellen Zweisprachigkeitsdebatte. Universität Hamburg, Institut für International und Interkulturell Vergleichende Erziehungswissenschaft. (Download: http://www.blk-foermig.uni-hamburg.de/web/de/all/mat/ltdb/index.html)

Ohm, Udo/ Kuhn, Christina/ Funk, Hermann (2007): Sprachtraining für Fachunterricht und Beruf. Fachtexte knacken - mit Fachsprache arbeiten. FÖRMIG Edition Bd. 2, Münster: Waxmann.

 

Wissenschaftliche Begleitung des Schulversuchs 'Bilinguale Grundschule' in Hamburg

Zusammen mit Prof. Dr. Ingrid Gogolin, Prof. Dr. Ursula Neumann (Universität Hamburg)

Finanzierung: Schulbehörde Hamburg

Laufzeit: 1999-2009

Traditionell erhalten Kinder mit Migrationshintergrund in Deutschland in erster Linie Unterricht in deutscher Sprache. Davon getrennt können sie - in den Bundesländern unterschiedlich organisiert - in einer Auswahl mitgebrachter Sprachen der Familien einige Stunden Unterricht erhalten; dieser wird als "herkunftssprachlicher" oder "muttersprachlicher Unterricht" bezeichnet. Die beiden Lebenssprachen zugewanderter Kinder - das Deutsche und die jeweilige Familiensprache - bleiben auf diese Weise voneinander getrennt, obwohl sie in der lebensweltlichen Erfahrung der Kinder zusammen gehören. Die bilingualen Grundschulklassen sollen diese Lebensbedingungen in einer kulturell und sprachlich vielfältigen Welt berücksichtigen: zwei Sprachen sind Gegenstand und Lernmedium zugleich.

In Deutschland stehen bilinguale Unterrichtsformen in der Grundschule noch weitgehend am Anfang, breitet sich aber langsam aus. Bislang gibt es Erfahrungen in Wolfsburg, Hagen, Berlin, Köln, Frankfurt und Hamburg. In Hamburg begannen im Schuljahr 1999/2000 zwei Klassen mit einer bilingualen Unterrichtsorganisation: eine italienisch-deutsche Klasse und eine portugiesisch-deutsche Klasse. In den folgenden Jahren kamen je zwei spanisch-deutsche und türkisch-deutsche Klassen hinzu.

In den bilingualen Klassen unterrichten jeweils eine deutsche und eine partnersprachliche Lehrerin. Die Klassen sind - im Sinne des two-way bilingual model - mit einsprachig deutschen Kindern und mit Kindern mit italienischer, portugiesischer, spanischer oder türkischer Familiensprache besetzt. Die sprachlichen Voraussetzungen der letzten Gruppe sind überaus heterogen: das Spektrum reicht beispielsweise vom frisch eingewanderten Kind aus Brasilien, das kein Deutsch spricht und versteht bis zum dominant deutschsprachigen Kind mit nur wenigen portugiesischen Sprachkenntnissen.

Die Klassen werden als Modellversuch geführt und von den Konsulaten der beteiligten Länder und der Schulbehörde Hamburgs unterstützt. Um die Effektivität des bilingualen Unterrichts einschätzen zu können, wurde ein Auftrag zur wissenschaftlichen Begleitung des Modellversuchs vergeben. Kern der wissenschaftlichen Begleitung ist die Messung und Auswertung der Sprachstände der Kinder: Es werden Sprachstandserhebungen mit jedem Kind in beiden Sprachen vom ersten bis zum vierten Schuljahr durchgeführt. Auf diese Weise erhält man nicht nur eine Momentaufnahme, sondern ein Bild vom Verlauf des Spracherwerbs unter den Bedingungen schulisch gesteuerter Zweisprachigkeit. Gerahmt wird dies durch den Einsatz von Instrumenten zur Erhebung des Schriftspracherwerbs und des allgemeinen Leistungsstandes im Schreiben und Rechnen.

Neben den Sprachstandsmessungen wurden die Eltern der Kinder befragt, um für jedes Kind eine Sprachbiographie erstellen zu können. Für die Evaluation des Unterrichts werden regelmäßige Unterrichtsbeobachtungen sowie Interviews mit den beteiligten Lehrerinnen durchgeführt. Außerdem wird die Akzeptanz des Modellversuchs über Pressebeobachtungen, Schulleiterinterviews sowie eine fragebogengestützte Erhebung der Akzeptanz des Projekts bei den nicht daran beteiligten Lehrkräfte an den Schulen abgerundet.

 

Einige Ergebnisse:

Angesichts der vorliegenden Ergebnisse aus den ersten drei Schuljahren sollten im vierten Schuljahr nicht allein Sprachentwicklungsdaten ausgewertet, sondern auch und insbesondere bildungssprachliche Phänomene betrachtet werden, um auf diesem Weg dem Zusammenhang von Sprachkompetenz und Schulerfolg besser auf die Spur zu kommen. Dazu gibt es bislang kaum Vorarbeiten, so dass mit den vorliegenden Daten im Sinne des theoretical sampling verschiedene Auswertungsschritte auf einander folgend durchgeführt werden mussten. Mittels einer Faktorenanalyse konnte die zunächst theoretisch entworfene Unterscheidung zwischen Umgangssprache und Bildungssprache auch empirisch abgesichert werden. Erwartungsgemäß konnte im Weiteren kein Zusammenhang zwischen umgangssprachlicher Kompetenz und Schulleistung (gemessen mit dem IGLU-Lesetest) festgestellt werden; hingegen fällt der Zusammenhang zwischen bildungssprachlicher Kompetenz und Leseleistung statistisch signifikant aus. Ansonsten ergaben sich klare Befunde über einen erfolgreichen Spracherwerb aller Gruppen: einsprachig deutsch eingeschulter Schüler*innen, solcher ohne Deutschkenntnisse sowie zweisprachig eingeschulter. Dasselbe gilt für Lesen und Mathematik. Im Lesen erreichen alle Schüler in einer der beiden Sprachen mindesten die IGLU-Stufe II; ca. 80 % erreichen die Stufen III und IV. Den Erkenntnissen der Zweitspracherwerbsforschung entsprechend erreichen die ohne Deutschkenntnisse eingeschulten Kinder in allen sprachlichen Teilbereichen signifikant geringere Werte; aus diesem Grund stellen die Ergebnisse am Ende des vierten Schuljahrs nur einen Zwischenstand dar. Aus den inzwischen allerdings aus einer Modellklasse am Ende des sechsten Schuljahres vorliegenden Ergebnissen erweisen sich die bilingual beschulten Kinder denen in Regelklassen unter Submer­sionsbedingungen überlegen.

Die Partnersprachen Italienisch, Portugiesisch und Spanisch erreichen nach vier Jahren bilingualen Unterrichts ein wesentlich geringes Niveau als das Deutsche; die Dominanz des Deutschen als Verkehrs- und Mehrheitssprache wird darüber deutlich: Das gilt für alle Klassen. Allerdings gibt es zwischen diesen wiederum unübersehbare Unterschiede, die sich auf organisatorische und didaktische Aspekte zurückführen lassen: In Lerngruppen mit ausgeglichener Verteilung von ein- und zweisprachigen Schülerinnen, Jungen und Mädchen sind die Ergebnisse in den Partnersprachen besser; ebenso in Lerngruppen, in denen die Lehrerinnen einen wesentlichen Teil der Zeit im Team unterrichten.

 

Veröffentlichungen:

  • Modellversuch "Bilinguale Grundschule" Bericht 2004 
  • Modellversuch "Bilinguale Grundschule" Bericht zu den spanisch-deutschen Klassen 2004 
  • Modellversuch "Bilinguale Grundschule" Bericht 2003 (PDF-Datei, 1.017 KB)
  • Modellversuch "Bilinguale Grundschule" Kurzfassung des Berichts 2003 (PDF-Datei, 62 KB)
  • Bericht 2007. Abschlussbericht über die italienisch-deutschen, portugiesisch-deutschen und spanisch-deutschen Modellklassen (zusammen mit Ursiula Neumann und Ingrid Gogolin, unter Mitarbeit von Annette Grevé und Thorsten Klinger). Hamburg und Köln (mimeo), 2007 (liegt in Kürze öffentlich vor).
  • Hans-Joachim Roth: Perspektiven der Zweitspracherwerbsforschung für die Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund. In: Grundschule in Entwicklung. Hrsg. v. Petra Hanke. Münster usw.: Waxmann, 2006, S. 159-187.
  • Roth, Hans-Joachim und Duarte, Joana da Silveira: Sobre a aquisição de competências linguísticas num modelo de ensino bilingue. O português-alemão em Hamburgo (zusammen mit Joana Duarte). In: Revista Palavras 30 (2006).
  • Neumann, Ursula und Roth, Hans-Joachim: Multilingual primary schools in Germany - models and research (zusammen mit Ursula Neumann). In: Torres-Guzman, Maria E. (ed.): Daring to Dream Metaphors of Abundance: Global Perspectives on Multilingual Schools. Clevedon, Boston, Toronto, Sydney: Multilingual Matters, 2007 (forthcoming).

 

Wissenschaftliche Begleitung der italienisch-deutschen Grundschule Zugweg, Köln

Laufzeit: 2003-2007

Finanzierung: Bezirksregierung Köln

Die italienisch-deutschen Grundschule in Köln ist als two-way-Modell angelegt, d.h. zweisprachige Kinder mit Italienisch und Deutsch und einsprachig deutsch aufwachsende Kinder lernen vom ersten Schultag an in beiden Sprachen. Die Konzeption der wissenschaftlichen Begleitung sieht neben einer Elternbefragung zur Erhebung der familialen Sprachpraxis jährliche Erhebungen zur Sprachentwicklung für die gesprochene und die geschriebene Sprache vor; weiterhin wurden am Ende des vierten Schuljahres Daten zum Leseverständnis und zu mathematischen Kompetenzen erhoben. Zurzeit wird ein Abschlussbericht über den Verlauf der vier Grundschuljahre angefertigt.

Veröffentlichung: Bericht zum ersten Schuljahr, 2005.

 

Wissenschaftliche Begleitung der zweisprachigen sorbisch-deutsche Grundschulen in Sachsen

Zusammen mit Prof. Dr. Ingrid Gogolin (Universität Hamburg), Christoph Gantefort und Marta Kulik (Universität zu Köln)

Laufzeit: 2002-2008

Finanzierung: Freistaat Sachsen

In der wissenschaftlichen Begleitung der sorbisch-deutschen Grundschulen in Sachsen geht es um die Fragestellung, ob ein neu eingeführtes bilinguales Unterrichtsmodell erfolgreich ist oder nicht. Die Besonderheit dieser Schulen ist darin zu sehen, dass es sich um Schulen für Sprachminderheiten im sorbischsprachigen Gebiet des Freistaates Sachsen handelt, die im Rahmen der Minderheitenrechte für die sorbische Sprachgruppe auf in der Landesverfassung festgeschriebenen Rechten beruhen. Diese wurden von einem Modell des Spracherhalts auf ein bilinguales Modell umgestellt, in das seit 2001 auch einsprachig deutsch sprechende Kinder einbezogen werden. Von daher gilt es zu beobachten, wie sich das Modell entwickelt, ob Schüler*innen, die der sorbischen Sprachminderheit angehören, ihre sprachlichen Kompetenzen in einem solchen Unterrichtsmodell weiter entfalten und wie der Erwerb des Sorbischen als Zweitsprache bei den monolingual eingeschulten Kindern verläuft. Das schließt sowohl die gesprochene als auch die geschriebene Sprache ein. In die wissenschaftliche Begleitung sind z. Zt. sieben Grundschulen einbezogen.

Die sieben sorbisch-deutschen Grundschulen in Sachsen haben 2006 das vierte Schuljahr abgeschlossen; die wissenschaftliche Begleitung wird im 5. und 6. Schuljahr fortgesetzt. In den Jahren 2005 und 2006 wurden Daten zur mündlichen Sprachkompetenz, zur Lese- und zur Schreibkompetenz erhoben; weiterhin wurden mit den beteiligten Lehrkräften Interviews über ihre Erfahrungen mit dem Unterrichtsmodell durchgeführt. Im Frühjahr 2006 wurde dem Freistaat Sachsen als Auftraggeber ein Bericht über die Schreibentwicklung vorgelegt; weiterhin liegt der Bericht über die Entwicklung der gesprochenen Sprachen im ersten Schuljahr vor; der Abschlussbericht zum vierten Schuljahr ist in Arbeit.

Vorliegende Berichte:

Aufbruch in den Text. Bericht zur freien Schreibprobe im zweiten Schuljahr. Sorbisch und Deutsch (Hans-Joachim Roth, Marta Kulik, Ingrid Gogolin unter Mitarbeit von Christoph Ganteford). Hamburg (mimeo) März 2006.

Bericht zu den mündlichen Sprachproben des ersten Schuljahrs (Hans-Joachim Roth, Christoph Gantefort, Marta Kulik und Ingrid Gogolin). Köln und Hamburg (mimeo), 2007.

 

‚Die beste aller Welten‘ - Planspiel zur politischen Bildung bei bildungsbenachteiligten Jugendlichen mit Migrationshintergrund

beteiligt: Prof. Dr. Kersten Reich (Leitung Planspielentwicklung), Lisa Britz, Käthe von Bose, Dr. Jürgen Zepp, Achim Böttcher, Susanne Schwarz

Laufzeit: September 2006 - Mai 2008

Finanzierung: Bundeszentrale für Politische Bildung

Aufgrund der o.g. Expertise sowie einer weiteren Expertise zu Lernen und Unterricht durch Prof. Dr. Kersten Reich erging ein Projektauftrag für die Entwicklung und Evaluation eines Planspiels für die Zielgruppe der bildungsfernen Jugendlichen - unter Berücksichtigung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. „Die beste aller Welten" ist ein Planspiel mit dem Ziel, ein medial gestütztes Materialpaket (DVD) zu entwickeln, das auch Jugendliche erreicht, die im Bildungswesen weniger erfolgreich sind. Aus diesem Grund wurden die bisherigen Erprobungen neben Hauptschulen und einem Berufskolleg auch in Jugendzentren durchgeführt. Das Projekt wird durchgehend und unter Einbeziehung von Studierenden evaluiert.

 

Kleine Helden - Lieblingsfiguren von Kindern mit Migrationshintergrund im Fernsehen

beteiligt: Henrike Terhart

Laufzeit: April - Dezember 2007

Finanzierung: IZI/ Bayerischer Rundfunk

Das Projekt ist ein Teil einer größer angelegten Untersuchung des IZI zur Fernsehrezeption von Kindern und soll schwerpunktmäßig auf der Basis eines qualitativen Designs (Interviews) die Fernsehgewohnheiten und Vorlieben der Kinder untersuchen, wobei die Frage nach Sehgewohnheiten und Vorlieben von Kindern mit Migrationshintergrund im Vordergrund stehen.

Weitere Informationen finden Sie hier

 

Zweisprachigkeit und Bildung im Kontext von Remigration

beteiligt: Cristina Flores und Erwin Koller, Universidade do Minho/Braga in Kooperation mit Hans-Joachim Roth und Joana da Silveira Duarte

Finanzierung: Fundação para a Ciência e a Tecnologia (FCT)/Republik Portugal

Laufzeit: 2005-2007

Das Projekt ist eine Kooperation mit dem Departamento de Estudos Germanísticos (DEG) der Universidade do Minho in Braga/Portugal. Ausgehend von den Vorarbeiten von Hans-Joachim Roth zur Sprachentwicklung zweisprachig aufwachsender Grundschulkinder mit dem Sprachenpaar Portugiesisch-Deutsch im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung der bilingualen Grundschulen in Hamburg (s.o.) werden Instrumente zur Sprachentwicklung in Portugal eingesetzt, um auf diese Weise die Erkenntnisse über die Entwicklung der Zweisprachigkeit unter Bedingungen unterschiedlicher schulischer Modelle international vergleichend auch auf die Entwicklung bei Remigrantenkindern und -jugendlichen auszudehnen. Zurzeit wird ein Korpus mit Texten von Remigrantenkindern verschiedener Altersstufen erstellt.

Ein Teil der Erhebungen ist nach Deutschland geschickt worden; die monolingualen portugiesischen Sechstklässler dienen als Vergleichsgruppe für die zweisprachigen Schüler*innen in der bilingualen Gesamtschule. Dieser Teil ist für die Textkompetenz bereits ausgewertet; eine öffentliche Vorstellung der Ergebnisse wurde von Joana Duarte im Rahmen eines BLK-Workshops zur Diagnostik der Schreibkompetenzen Ende September 2006 vorgestellt.

 

Partnergestütztes Sprachtool zur Sprachstandsanalyse

beteiligt: Prof. Dr. Jens Siemon (Universität Hamburg) und Marion Döll

Finanzierung: BLK/FörMig

Laufzeit: 2004-06

Ausgehend vom HAVAS 5 und aufbauend auf den Arbeiten von Jens Siemon wird ein Programm zur Analyse mündlicher Kindertexte, die zu Zwecken der Sprachstandsanalyse erhoben werden, entwickelt. Das Programm erfasst die grammatischen Bereiche des HAVAS und ergänzt somit die Auswertung. Langfristiges Ziel ist benutzerfreundliches Programm für Anwenderinnen und Anwender herzustellen. Z. Zt. wird ein Prototyp für das Deutsche entwickelt, der im Herbst zum ersten Einsatz kommen soll. Das Sprachtool ist als Datenbankprogramm konzipiert und erlaubt eine Eingabe transkribierter Texte; diese werden dann mit Hilfe diverser Unterprogramme über einen Parser analysiert. Ausgegeben wird das jeweilige Sprachentwicklungsniveau für die Bereiche Verbstellung im Satz und Satzverbindungen. Besonderheit des Programms ist es, dass auch typische Übergangsphänomene von Deutsch als Zweitsprache lernenden Kindern erfasst und ausgewiesen werden. Der Stand des Tools liegt bei einer Abdeckungsquote von ca. 85 %. Die Leistungsfähigkeit des Tools wurde anhand von 200 Texten, zu denen paper-pencil-Auswertungen vorlagen, geprüft. Weitere Entwicklungsarbeiten - sowohl der Phrasendefinitionen wie Programmierarbeiten - sind vor allem hinsichtlich fortgeschrittener morphosyntaktischer Phänomene notwendig. Das Projekt liegt zurzeit mangels Finanzierung auf Eis.

 

Evaluation der bilingualen Kindertagesstätten der Caritas in Köln

beteiligt: Lisa Britz, Drorit Lengyel, Hannah Salome

Laufzeit: Mai-Dezember 2005

Finanzierung: Caritas-Verband, Köln

Vor einigen Jahren wurden einige Kindertagesstätten des Caritas-Verbands, deren Gründung in die Frühzeit der Arbeitsmigration zurückliegt und die speziell für italienisch- und spanischsprachige Kindern eingerichtet wurden, auf ein bilinguales Zwei-Wege-Modell umgestellt, d.h. es werden einsprachig deutsche und zweisprachige Kinder in die Bildungsarbeit einbezogen. Im Zuge der Qualitätssicherung und Konzeptentwicklung wurde ein Evaluationsauftrag an die Universität zu Köln vergeben. Im Rahmen dessen werden mittels Interviews, nicht-teilnehmenden Beobachtungen, Elternfragebögen sowie einer Sprachstandserhebung der Stand der Implementierung der bilingualen Konzeption erhoben, verbunden mit Perspektiven der Weiterentwicklung und Optimierung. Die Erhebungen fanden Sommersemester 2005 statt, die Auswertungen im Sommer bis Ende 2005; die Ergebnisse wurden sowohl in den Einrichtungen den beteiligten Pädagoginnen und Eltern sowie der Öffentlichkeit präsentiert. Neben dem Forschungsbericht wurde in Zusammenarbeit mit Lisa Britz und Drorit Lengyel eine 25seitige Broschüre zur bilingualen Elementarerziehung erstellt.

Berichte und Veröffentlichungen:

Bericht zur Evaluation der Kindertagesstätten des Caritas-Verbandes, Köln. Köln: Forschungsstelle Interkulturelle Studien (mimeo), 2005.

Bilinguale Erziehung und Sprachförderung im Elementarbereich - ausgewählte Ergebnisse einer Evaluationsstudie aus Köln. (Zusammen mit Lisa Britz.) update 38, download unter: http://www.kompetenzzentrum-sprachfoerderung.de/index.php?id=187

 

Medial vermittelte politische Bildung bei bildungsfernen Jugendlichen mit Migrationshintergrund

beteiligt: Andreas Deimann, Dr. Uður Tekin

Laufzeit: August-Oktober 2005

Finanzierung: Bundeszentrale für Politische Bildung

Mittels einer explorativen Studie wurde die Situation von politischer Bildung und Partizipation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund erhoben und in den Forschungsstand eingebettet. Dazu wurden - bildungsferne und bildungsnahe - Jugendliche sowie Experten der Migrantenjugendarbeit und politischen Bildung befragt. Die Expertise liegt der Bundeszentrale für politische Bildung in schriftlicher Form vor und ist dort intern zugänglich; eine Veröffentlichung ist vorgesehen.