Ausschreibung von Abschlussarbeiten in den BMBF-Verbundprojekten „You(r) Study“ und „OERlabs“



Im BMBF-geförderten Verbundprojekt „You(r) Study – eigensinnig studieren im digitalen Zeitalter“ (http://your-study.info/ ) sind an der Juniorprofessur für Mediendidaktik/-pädagogik Themen für Bachelor- oder Masterarbeiten zu vergeben. 1 Die Themen können ebenso im Anschluss an das (ebenfalls BMBF-geförderte) Praxis- und Entwicklungsprojekt „OERlabs“ (http://oerlabs.de/) bearbeitet werden.


Abschlussarbeitsthemen


Die Ausschreibung für mögliche Abschlussarbeitsthemen erfolgt zum übergeordneten Thema „Mediennutzung von Studierenden“. Hierbei sind folgende Themenschwerpunkte denkbar:


    1. Welche Rolle spielen Medien/spielt Mediennutzung in der Alltagsgestaltung von Studierenden?
Studierende bewältigen über das Erlernen von Studieninhalten hinaus vielfältige Herausforderungen im Rahmen ihres Studiums. Mögliche Beispiele sind die Organisation in Lerngruppen, die Koordination von gemeinsamen Hausarbeiten oder auch die Gestaltung des alltäglichen Austausches mit Kommiliton*innen. Welche Tätigkeiten direkt dem „Studium“ zugerechnet werden oder als „private/persönliche“ Beschäftigungen verstanden werden, kann aus unterschiedlichen Perspektiven durchaus variieren. Vor dem Hintergrund dieser Annahmen stellt sich die Frage, wie Studierende (digitale) Medien in der Bearbeitung verschiedener (alltäglicher) Tätigkeitsfelder nutzen? Ein Fokus kann z.B. auf Formen des Wissensmanagements durch digitale Medien gelegt werden. Im Projektzusammenhang kann den Fragen in einer eigenen empirischen Untersuchung nachgegangen werden. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, auf bestehende Daten zurückzugreifen und diese selbst auszuwerten.

    2. Studentisch-studentische Kommunikation im Rahmen digitaler Austauschmöglichkeiten (für Fragen) rund um das „Studium“. Die Kommunikation zwischen Studierenden zum Informationsaustausch, zur Organisation des Studiums oder zu anderen Zwecken kann unterschiedliche Formen annehmen. Insoweit die Kommunikation über digitale Medien stattfindet, ist diese dokumentiert und in diesem Sinne als Datenmaterial vorhanden. Allerdings stellen sich bei einer Verwendung dieser Daten (auch wenn diese öffentlich, z.B. in Facebook-Gruppen entstanden sind) forschungsethische Fragen. Diesen kann in einer eigenen Forschungsarbeit nachgegangen werden. Alternativ ließe sich in einer Abschlussarbeit die Anwendung einer Erhebungsmethode zur Erfassung (digitaler) studentisch-studentischer Kommunikation in bspw. Facebook-Gruppen erproben.


    3. Unterschiede zwischen der Nutzung formeller digitaler Infrastrukturen (von der Uni vorgegeben, Ilias etc.) und informeller digitaler Infrastrukturen (Whatsapp, Facebook, Youtube, eigene Verteiler etc.). Vor dem Hintergrund einer Unterscheidung zwischen formalisiertem und informellem Lernen stellt sich die Frage, inwieweit bestehende universitäre Angebote und Infrastrukturen mit verschiedenen Lernformen korrespondieren. In einer qualitativ-empirischen Studie kann der Fokus auf die Rekonstruktion von studentischen Nutzungs- bzw. Handlungsmustern innerhalb von digitalen (Lern-) Infrastrukturen gelegt werden. Im Fortgang ist dabei von Interesse, inwieweit sich diese Nutzungs- bzw. Handlungsmuster mit bereits bestehenden Entwürfen von formalisiertem und informellem Lernen ver- und abgleichen lassen oder ob Mischformen zu erkennen sind.


    4. Studentische Partizipation. Wie die Forschung zu digitalen Infrastrukturen und zur Mediennutzung an deutschen Hochschulen gezeigt hat, nehmen Studierende bei der Gestaltung und Konzeption eine eher untergeordnete Rolle ein und treten als Akteur*innen von Hochschulentwicklung in den Hintergrund. Dies überrascht in Angesicht der Tatsache, dass Studierende in ihrem Hochschulalltag maßgeblich durch digitale Infrastrukturen und Medienangebote beeinflusst werden. Dennoch gibt es kaum Untersuchungen darüber, warum Studierende bislang eher wenig in die Entwicklungs- und Konzeptionsprozesse eingebunden sind/werden. Insbesondere die Perspektive der Studierenden auf Partizipations- und Gestaltungsprozesse an Hochschulen wird meist vernachlässigt. In einer empirischen Forschung könnte daher betrachtet werden, welche Einflussmöglichkeiten Studierende sehen, wenn es um die Etablierung und Entwicklung digitaler Infrastruktur und medialer Angebote an der Hochschule geht. Darüber hinaus kann gefragt werden, wie sie diese Möglichkeiten beurteilen und welche Gründe es für Beteiligung/Nichtbeteiligung gibt. Daraus können Implikationen abgeleitet werden, wie studentische Partizipation im Hinblick auf mediengestütztes Lehren und Lernen zukünftig gedacht werden könnte.


    5. Rollenbilder. Im Zuge der zunehmenden Bedeutung von digitalen Medien an Hochschulen existiert die Annahme, dass sich Lernen und auch Lehren maßgeblich verändert. In diesem Zusammenhang wird forschungsseitig diskutiert, dass sich Rollenbilder wandeln und Lehrende beispielsweise nicht mehr als direkte Wissensvermittler*innen auftreten, sondern bezogen auf Lernprozesse eher die Rolle von Lernbegleiter*innen, Coaches und Moderator*innen einnehmen. Studierenden dagegen wird häufig zugeschrieben, dass sie durch den Einsatz digitaler Medien in den Lehrveranstaltungen dazu angeregt werde, selbstständiger, aktiver und eigenverantwortlicher zu agieren. Da es sich hier vorwiegend um Annahmen, weniger um empirische Befunde handelt, stellt sich für weitere Untersuchungen die Frage, welche Rolle Lehrende und Studierende im Kontext von mediengestütztem Lehren und Lernen einnehmen und wie sich Rollenbilder tatsächlich wandeln.



Individuelle Themenänderungen und -vorschläge für Abschlussarbeiten mit Bezug zu den Themenfeldern der Verbundprojekte sind zudem willkommen.


Für Fragen zur Ausschreibung wenden Sie sich bitte an Jun.-Prof. Dr. Sandra Hofhues, E-Mail: sandra.hofhues@uni-koeln.de.



Bezugsliteratur (Auswahl)

Hofhues, S. (2015). Informelles Lernen mit digitalen Medien in der Hochschule. In M. Rohs (Hrsg.), Handbuch Informelles Lernen (S. 1–14). Heidelberg: Springer VS.

Hofhues, S., Aßmann, S. & Kaspar, K. (2017). „Auf den Kontext kommt es an!“ Dem smarten Lernen mit Medien auf der Spur. In U. Dittler (Hrsg.), E-Learning 4.0: Mobile Learning, Lernen mit Smart Devices und Lernen in Sozialen Netzwerken (S. 124-138). München: Oldenbourg.

Hofhues, S., Kamper, M. & Specht, T. (2013). Förderung des Wissensaustauschs unter Studierenden. In P. Ohly (Hrsg.), Wissen Wissenschaft Organisation. Proceedings der 12. Tagung der Deutschen Sektion der Internationalen Gesellschaft für Wissensorganisation Bonn, 19. bis 21. Oktober 2009 (S. 209-220). Würzburg: Ergon.

Hofhues, S. & Schiefner-Rohs, M. (2017). Vom Labor zum medialen Bildungsraum: Hochschul- und Mediendidaktik nach Bologna. In C. Ingel (Hrsg.), Bildungsräume (S. 32-43). Münster: Waxmann.

Pensel,  S.  &  Hofhues,  S.  (2017). Digitale Lerninfrastrukturen  an  Hochschulen.  Systematisches  Review  zu  den  Rahmenbedingungen  für das  Lehren  und Lernen mit Medien an deutschen Hochschulen. Online vefügbar unter: https://your-study.info/wp-content/uploads/2018/01/Review_ Pensel_Hofhues.pdf (10.07.2018).

Riplinger,  T. &  Schiefner-Rohs,  M. (2017).  Medieneinsatz  in  der  Hochschullehre. Online verfügbar unter: https://your-study.info/wp-content/uploads/2018/01/Review_Riplinger_Schiefner_ Rohs.pdf (10.07.2018).  

Schiefner-Rohs, M. & Hofhues, S. (2018). Zurück in die Zukunft. Anforderungen an Medienbildung in der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen am Beispiel eines Praxis- und Entwicklungsprojekts. MedienPädagogik 31. (Themenheft ‚Digitale Bildung’), 58-77.

Steffens, Y.; Schmitt, I. L. & Aßmann, S. (2017). Mediennutzung an der Hochschule. Systematisches Review nationaler und internationaler Studien zur Mediennutzung Studierender. Online verfügbar unter: https://your-study.info/wp-content/uploads/2018/01/Review_Steffens_Schmitt_Assmann.pdf (10.07.2018).

1 Ziel des You(r) Study-Verbundprojekts ist es, das Medienhandeln Studierender ausgehend von der Prämisse eigensinnigen Studierendenhandels zu erfassen. Dabei werden sowohl soziale Handlungspraktiken von Studierenden als auch Handlungsmuster für die digitale Hochschulbildung identifiziert. Die Erhebung erfolgt in mehreren Etappen mit rekonstruierenden, partizipativen sowie standardisierten Verfahren der empirischen Sozialforschung. Es handelt sich um ein Verbundprojekt der Universität zu Köln, der Ruhr-Universität Bochum, der Universität Tübingen und der TU Kaiserslautern.