Musikaustausch und Kulturpolitiken zwischen Deutschland und dem Maschrek 1945 bis 2000
Das Forschungsprojekt „Musikaustausch und Kulturpolitiken zwischen Deutschland und dem Maschrek 1945 bis 2000“ fokussiert den musikkulturellen Austausch zwischen der Bundesrepublik Deutschland beziehungsweise der Deutschen Demokratischen Republik und dem sogenannten Maschrek (Ägypten, Irak, Israel, Jordanien, Libanon, Palästina, Syrien). Im Fokus stehen dabei der Musikaustausch und die Kulturpolitiken, die durch langfristige Wechselwirkung auf institutioneller Ebene in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts entstanden. Diese Formen des Musiktransfers manifestierten sich im vielfältigen Austausch und in der Migration von Musiker:innen, Texten und Objekten. Unter Berücksichtigung des formellen und informellen Kultur- und Wissensaustauschs sollen ausgewählte musikalische Akteur:innen und Institutionen als Triebfedern dieser Interaktionen exemplarisch betrachtet werden.
Vor dem Hintergrund wachsender globaler Vernetzung und zunehmender transnationaler Migration rückt die Auseinandersetzung mit Prozessen kulturellen Austauschs und der damit verbundenen Cultural Policy verstärkt in den Blickpunkt der Wissenschaft. Obwohl musikkultureller Transfer zwischen Deutschland und dem östlichen Mittelmeerraum eine lange Geschichte aufweist, ist dieser bisher nur begrenzt erforscht. Hier möchte das Forschungsprojekt bedeutende Quellen zu Musik zugänglich machen, auswerten und sie in Relation zu heutigen Musikpraktiken und -kulturen setzen und fragen: Welche Institutionen förderten den Musikaustausch und welche Akteur:innen waren und sind an diesem Austausch beteiligt? Daran schließen sich weitere Teilfragen an: Wie gestaltete sich der Austausch zwischen einzelnen Staaten und Regionen auch mit Blick auf die Zeit des Kalten Kriegs und auf welchen Ebenen fand ein Austausch statt? Was waren die Funktionen von Musikförderprogrammen, akademischen Forschungs- und Ausbildungsprogrammen, Kulturinstituten und Archiven? Wie manifestierten sich politische Intentionen in diesen Strategien des Wissens- und Kulturtransfers? Welche Hegemonien, Autoritäten, Positionierungen wurden über diesen Austausch transportiert? Welche neuen Wissensformen entstanden in Folge dieses Austauschs?
Methodisch fußt das Forschungsprojekt auf einem Mixed Methods Approach. Neben Interviews mit diversen Akteur:innen aufbauend auf Ansätzen der Musikethnologie und der Oral History wird in unterschiedlichen Archiven recherchiert. Darauf aufbauend wird der Frage nachgegangen, ob sich seit 1945 Musiktraditionen etablieren konnten, die mit dem untersuchten Musikaustausch interagieren. Dadurch soll das Forschungsprojekt ein tieferes Verständnis für netzwerkgetragenen Kulturtransfer schaffen. Mit Methoden der Computational Musicology und der Netzwerkanalyse werden die aufgetanen Netzwerke zudem in ein Netzwerk-Modell überführt.