Teilhabe durch KI: Neue Stimme für Dozentin der Universität zu Köln
Die eigene Stimme verrät viel über Persönlichkeit und Charakter. Sie verleiht Identität. Was ist aber, wenn die eigene Stimme fehlt?
Für Kathrin Klapper (geb. Lemler) ist das Reden eine Berufung. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität zu Köln hält Vorträge auf Fachkongressen, leitet Seminare für Studierende der Heil- und Sonderpädagogik und engagiert sich politisch für die Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen.
Als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität zu Köln forscht sie zur kommunikativen Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen. Durch ihre schwere körperliche Beeinträchtigung ist es Kathrin Klapper jedoch nicht möglich, ihre eigene Stimme zum Sprechen zu benutzen – daher hat sie bislang mit einer monotonen Computerstimme über ihren Sprachcomputer gesprochen. Inspiriert von der Sprachausgabe der Stimme „Juniper“ von OpenAI machte sich Kathrin Klapper auf die Suche nach einer Stimmpatin.
Über einen Aufruf in den sozialen Medien fand sie ihre Stimmpatin, die Schauspielerin Leona Blank. Für die Schauspielerin ist ihre Mitarbeit Ehrensache: „Als ich den Aufruf gesehen habe, war für mich sofort klar: Wenn ich mit meiner Stimme helfen kann, dann mache ich das sofort.“ Innerhalb von kürzester Zeit wurde das Projekt umgesetzt: „Nur 50 Sätze eingesprochener Sprache sind notwendig, um unter Einsatz einer Künstlichen Intelligenz eine erste Version für eine neue synthetische Stimme zusammenzusetzen“ erklärt Jakob Sponholz, der zur digitalen Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen forscht und in diesem Projekt die technische Umsetzung übernahm.
Noch zwei Wochen später ist Kathrin Klapper völlig begeistert: „Ich werde von meinen Mitmenschen viel besser verstanden. Endlich habe ich eine Stimme, mit der ich mich wirklich identifizieren kann! Ich bin Leona so dankbar, dass sie sich bereiterklärt hat, ihre Stimme mit mir zu teilen. Und das Schönste ist: Wir klingen sehr ähnlich, aber nicht gleich. Ein bisschen wie Schwestern - Stimmschwestern eben.“
Kathrin Klapper und Jakob Sponholz hoffen, dass in Zukunft mehr unterstützt kommunizierende Menschen durch Stimmpat:innen die Möglichkeit bekommen, mit einer eigenen, individuellen Stimme zu sprechen.
Dieses Projekt wurde im Arbeitsbereich „Pädagogik für Menschen mit Beeinträchtigungen der körperlichen und motorischen Entwicklung“ von Prof. Dr. Jens Boenisch umgesetzt. Ein herzlicher Dank gilt dem Netzwerk Medien für das Engagement bei der Videodokumentation des Projekts, sowie Tobii Dynavox und der Acapella Group für den technischen Support.