
Call for Papers:
Anfragen an die Grundschulforschung: Zwischen Grundlegung und Anwendungsbezug
34. Jahrestagung der DGfE-Kommission Grundschulforschung und Pädagogik der Primarstufe
vom 16. – 18. September 2026
an der Universität zu Köln
Im Zentrum der 34. Jahrestagung der DGfE-Kommission Grundschulforschung und Pädagogik der Primarstufe steht im Jahr 2026 das Thema „Anfragen an die Grundschulforschung: Zwischen Grundlegung und Anwendungsbezug“.
Grundlegende Entwicklungsaufgaben im Rahmen gesellschaftlicher Transformationsprozesse, wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Inklusion oder eine demokratische Teilhabekultur, werden zunehmend in den Verantwortlichkeitsraum von Schulen gerückt und somit zu zentralen Bildungsanliegen bestimmt. Bildungsinstitutionen sehen sich in Phasen multipler Krisen mit vielfältigen Aufgaben und Anforderungen konfrontiert. In diesen recht unsicheren und von Wandlungen geprägten Zeiten muss sich auch die Grundschule neu platzieren – in einer Situation, in der aufgrund eines Mangels an pädagogischen Fach- und Lehrkräften, aufgrund einer Zunahme von Risikolagen in Familien sowie aufgrund einer unzureichenden Verfügbarkeit von Kita- und Ganztagsschulplätzen z.T. schwierige Voraussetzungen bestehen.
Die Tagung widmet sich den Herausforderungen, die sich vor diesem Hintergrund für die Grundschulpädagogik und die Professionalisierung von Grundschullehrkräften aktuell abzeichnen. Von der Grundschulforschung wird erwartet, sowohl Wissen über grundschulspezifische Bildungsprozesse, über Bedingungen für Teilhabe und über die bestmögliche Förderung der Kinder mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen als auch über professionsspezifische Kompetenzen von Grundschullehrkräften zur Gestaltung schulischer Bildungsprozesse unter kontextspezifisch variierenden Bedingungen zu generieren.
Dabei befasst sich die Tagung insbesondere mit der Frage, wie diese Erkenntnisse der Forschung für die Praxis der Grundschule und der Lehrer:innenbildung relevant, zugänglich und nutzbar gemacht werden können. Die Transferforschung verweist darauf, dass Wissen über ‚gute‘ Praxis nicht unmittelbar und automatisch die Praxis der handelnden Akteurinnen und Akteure ändert. Es handelt sich eher um ein komplexes, nicht-lineares Bedingungs- und Wirkungsgefüge im Zusammenhang von Politik, Forschung, Lehrkräftebildung, Lehrkräftekompetenz und erfolgreichen Lernprozessen von Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Hintergründe (van Ackeren 2022, S. 56[1]). Ein umfassendes Verständnis erkennt darüber hinaus Transfer als einen Prozess an, der mehrfache Transformationen von Wissen im Zuge etwa von Rekontextualisierungen und Adaptionen sowie Übersetzungs- und Verwandlungsprozessen im Anwendungsfeld durch die Praktiker:innen einschließt (Schulze-Relau & Rothland 2025, 283-284[2]). Dieser komplexe Transferprozess im Spannungsfeld von Grundlegung und Anwendungsbezug soll auf der Tagung unter einem grundschulpädagogischen Fokus kritisch-konstruktiv reflektiert und diskutiert werden.
Das Tagungsthema knüpft an vorangegangene Tagungen an (z.B. zum Selbstverständnis der Grundschulpädagogik als eigenständige wissenschaftliche Disziplin und Profession 2016, Grundschulpädagogik zwischen Wissenschaft und Transfer 2017) und erweitert diese Diskurse um die Herausforderungen aktueller gesellschaftlicher Transformationsprozesse.
Wir möchten Sie einladen, Beiträge zu den nachfolgenden Themenbereichen einzureichen:
- Grundschulforschung zwischen theoretischem Erkenntnisgewinn und Transferperspektive: Wie kann Grundschulforschung im Spannungsfeld zwischen Erkenntnisinteresse und Alltagspraxis verantwortungsvoll gestaltet werden? Wie können Erkenntnisse der Grundschulforschung für die Praxis an Grundschulen relevant werden?
- Professionalisierung der Grundschullehrer:innenbildung: Wie können Erkenntnisse der Grundschulforschung für die Praxis der Lehrer:innenbildung bedeutsam werden?
- Verständnis einer zukunftsorientierten Grundbildung: Welche Grundbildung ist in Zeiten zunehmender Globalisierung in der Grundschule tragfähig und zukunftsorientiert, und wie lässt sich diese theoretisch legitimieren?
- Beitrag der Grundschulforschung zur Überwindung von Bildungsungleichheiten: Wie kann Grundschulforschung dazu beitragen, Bildungsungleichheiten nicht nur zu beschreiben, sondern auch zu überwinden und Bildungspartizipation zu unterstützen? Welche Potentiale kann die Ganztagsgrundschule in dem Zusammenhang eröffnen?
- Verständnis von Kindheit(en) im Kontext gesellschaftlicher Transformationsprozesse: Wie verändern gesellschaftliche Transformationen das Verständnis von Kindheit(en), und welchen Beitrag kann die Grundschulforschung in diesem Verstehensprozess leisten?
- Perspektiven auf den Grundschulunterricht: Wie kann pädagogisches Handeln von Grundschullehrkräften zu einem qualitätsvollen Unterricht in den verschiedenen Fächern beitragen und welches Potential birgt in diesem Kontext die Grundschulforschung?
Darüber hinaus sind auch Beiträge außerhalb des Tagungsthemas erwünscht. Es sind Beiträge aus allen für die Grundschulforschung relevanten Forschungsrichtungen (z.B. empirisch, historisch, konzeptionell) willkommen.
Wir freuen uns sehr, Sie im September 2026 an der Universität zu Köln begrüßen zu dürfen.
Prof. Dr. Petra Hanke & Prof. Dr. René Schröder
Allgemeine Hinweise
Die Einreichung von Tagungsbeiträgen erfolgt über das Programm ConfTool:
https://www.conftool.net/dgfe-grundschulforschungstagung-2026.
Bitte wählen Sie zwischen folgenden Beitragsformaten:
Beitragsformate
Einzelbeträge:
Beiträge von Forschenden oder Forschendengruppen mit Anbindung an das Thema der Tagung. Für die Einzelbeiträge sind 30 Minuten eingeplant (20 Minuten Vortrag, 10 Minuten Rückfragen und Diskussion). Die Beiträge werden durch das Tagungsteam in Panels eingeteilt. Eine Moderation für die Panels wird durch das Tagungsteam organisiert.
Symposien:
In diesem Format werden mehrere Beiträge thematisch gebündelt und in ihren intra- bzw. interdisziplinären Bezügen dargestellt und diskutiert. Symposien umfassen mindestens drei miteinander verbundene Beiträge mit Anbindung an das Tagungsthema. Der Einbezug von Beiträgen von Wissenschaftler:innen in Qualifikationsphasen ist explizit erwünscht. In diesem Format organisieren die Einreichenden zusätzlich einen unabhängigen Diskutanten/eine unabhängige Diskutantin. Diese Person sollte möglichst nicht im Rahmen des Symposiums vortragen. In den Abstracts werden sowohl die Vorträge als auch das übergeordnete Symposiumsthema dargestellt.
Poster:
Dieses Format dient dazu, laufende Forschungsvorhaben und -projekte abzubilden.
Die Posterbeiträge stellen Forschungsfrage(n), -design, den Forschungsprozess sowie (vorläufige) Ergebnisse dar, die auch ohne Anbindung an das Tagungsthema, aber im Bereich der Grundschul- und Kindheitsforschung sowie der Pädagogik der Primarstufe verortet sind. Sie dienen dazu, über die Forschungen zu informieren und zur Diskussion einzuladen.
Beiträge von Wissenschaftler:innen in Qualifikationsphasen sind ausdrücklich erwünscht.
Format bei der Tagung: Das Poster wird von den Beitragenden im DIN-A0 Format ausgedruckt zur Tagung mitgebracht. Die Poster-Session wird zentral anmoderiert, danach stehen die Beitragenden zur Diskussion der Poster vor Ort zur Verfügung.
Special Interest Groups:
Für dieses Format können vom Tagungsthema unabhängige Themen von Gruppen eingebracht werden. Diese können sowohl Forschungsbezug haben als auch hochschuldidaktische Themen behandeln. Darüber hinaus sollen Special Interest Groups Raum geben, über verbindende Forschungsgegenstände und -themen zu diskutieren, neue Forschungsvorhaben an- oder weiterzudenken oder gemeinsam Datenmaterial zu (re)analysieren und zu (re)interpretieren. Die inhaltliche und organisatorische Ausgestaltung liegt bei den Einreichenden. Die thematische Einordnung sowie die organisatorischen und personellen Planungen sollten im Abstract nachvollziehbar beschrieben werden.
Die Formate Symposium und Special Interest Group sind in einem Zeitumfang von maximal 100 Minuten eingeplant, die interne zeitliche Planung für einzelne Beiträge und Diskussionen wird den Einreichenden überlassen.
Information zur Einreichung
Abstracts zu Postern und Einzelbeiträgen umfassen maximal 500 Wörter.
Abstracts zu Symposien und Special lnterest Groups umfassen maximal 2.000 Wörter. Neben einem Mantelabstract zum Symposium (Erläuterung der gemeinsamen Fragestellung und Kurzdarstellung der Einzelbeiträge, max. 500 Wörter) sind Abstracts (je max. 500 Wörter) zu den Einzelbeiträgen des Symposiums einzureichen.
Alle Abstracts sollten abbilden:
- a) Forschungsstand und theoretische Bezüge
- b) Fragestellung und Zielsetzung
- c) Methode(n) und Design
- d) (Zwischen-)Ergebnisse
- e) Diskussion der Ergebnisse
Nach Einreichung von Abstracts zu Einzelbeiträgen und Symposien ist ein Peer-Review-Verfahren vorgesehen. Die Begutachtung erfolgt orientiert daran, inwiefern aus den Ausführungen zu den oben genannten Punkten die wissenschaftliche Güte des Beitrages erkennbar wird. Darüber hinaus werden Beiträge, die bereits vorhandene Ergebnisse präsentieren, vorrangig berücksichtigt. Arbeiten, die „work in progress“ darstellen, sind ebenfalls willkommen.
Folgender Zeitplan ist vorgesehen:
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Deadline zur Einreichung von Beiträgen: |
01. März 2026 |
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Zeitraum des Peer-Review-Verfahrens: |
25. März bis 25. April 2026 |
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Rückmeldung zur Beitragsannahme: |
Mai 2026 |
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Veröffentlichung des Tagungsprogramms: |
Juni 2026 |
[1] Ackeren, I. van (2022). Optimierung im komplexen System Schule? – Anmerkungen aus erziehungswissenschaftlich geprägter Perspektive. In McElvany, N., Becker, M., Lauermann, F., Gaspard, H. & Ohle-Peters, A. (Hrsg.), Optimierung schulischer Bildungsprozesse – What works? Dortmunder Symposium der Empirischen Bildungsforschung, Band 6, S. 49-61. Münster: Waxmann.
[2] Schulze-Relau, C., & Rothland, M. (2025). Von der Wissenschaft für die Schulpraxis: Forschungstransfer als »Übersetzung« zwischen Reproduktion, Modifikation und radikaler Umwandlung. Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik, 101(2), S. 280-300. https://doi.org/10.30965/25890581-10102009