Aufmerksamkeit und Prominenz in Sprachproduktion und Spracherwerb
Verantwortlich
Prof.'in Dr. Martina Penke martina.penke[uk]uni-koeln.de
Zeitraum
01.01.2021-31.12.2024
Beschreibung
Wenn wir ein Bild anschauen, das ein Ereignis zeigt – zum Beispiel einen Schneeball, der einen Jungen trifft – haben wir verschiedene Möglich- keiten, dieses Ereignis zu beschreiben. Wir können beispielsweise den Satz „Der Schneeball trifft den Jungen“ äußern, in dem der Schneeball als Subjekt des Satzes realisiert wird. Alternativ können wir eine Passivkon- struktion wie „Der Junge wird von dem Schneeball getroffen“ bilden. In diesem Fall wäre der Junge das Subjekt des Satzes. Im Deutschen gibt es, anders als im Englischen, zudem noch die Möglichkeit der Topikalisierung, um ein solches Ereignis zu beschreiben. Dabei wird das Objekt in der ersten Satzposition geäußert, wie in dem Satz „Den Jungen trifft der Schneeball“.
Es gibt Hinweise darauf, dass die visuelle Aufmerksamkeit die Sprachproduktion beeinflusst: Sprecher:innen des Englischen neigen dazu, mehr Passivkonstruktionen zu ver wenden, wenn der von der Handlung Betroffene, das sogenannte Patiens (im Beispiel der Junge), visuell hervorgehoben wird (z.B. mit einem roten Punkt). Auch die Belebtheit eines Referenten (in unserem Beispiel der belebte Junge vs. der unbelebte Schneeball) beeinflusst die Art und Weise, wie wir ein Ereignis versprach- lichen. So ziehen es englischsprachige Personen vor, Passivkonstruktionen zu bilden, wenn ein unbelebter Han- delnder und ein belebter Betroffener in die Handlung involviert sind (wie in der Situation mit dem Schneeball und dem Jungen).
Das Projekt untersucht, welche Faktoren bei der Wahrnehmung einer Situation ihre Versprachlichung beeinflussen. Was bringt uns dazu, ein Ereignis auf die eine oder die andere Art und Weise zu beschreiben? Das Team untersucht diese Frage, indem es deutsche Muttersprach- ler:innen bittet, Bilder zu beschreiben, die Handlungen zeigen, während wir ihre Augenbewegungen messen.
Das Projekt beschäftigt sich mit der Frage, wie die Manipulation der Aufmerksamkeit eines Sprechers auf einen von zwei Partizipanden in einem abgebildeten transitiven Ereignis die sprachliche Beschreibung dieses Ereignisses beeinflusst. Dabei interessiert uns die Interaktion zwischen kognitiver Prominenz und sprachlicher Prominenzmarkierung. Die aktuellen Arbeiten fokussieren auf die Entwicklung der Schnittstelle von kognitiver und sprachlicher Prominenz bei Kindern.