Development of a model for perfectionism-related variations in error processing: Testing the optimisation hypothesis and the avoidance hypothesis in a multimodal approach
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Verantwortlich

Prof. Dr. Jutta Stahl jutta.stahl[uk]uni-koeln.de

Zeitraum

01.03.2019-31.08.2024

Beschreibung

Ein Fehler ist—rational betrachtet—das Ergebnis einer Handlung, die vom erwarteten Ziel abweicht. Ein solches Handlungsergebnis kann als Information für die Optimierung zukünftigen Verhaltens genutzt werden. Perfektionisten mit hohen persönlichen Standards scheinen diese Strategie erfolgreich umzusetzen. Ein Fehler kann jedoch—emotional betrachtet—auch als ein Zeichen für persönliches Versagen interpretiert werden und somit sorgenvolle Gedanken insbesondere bei bewertungsängstlichen Perfektionisten auslösen. Perfektionismus kann bei der Verarbeitung von Handlungen also Fluch und Segen zugleich sein. Im vorliegenden Projekt sollen Variationen in der Fehlerverarbeitung mit einem multimodalen Ansatz untersucht werden. Ein Modell zu Perfektionismus-spezifischen Variationen in der Fehlerverarbeitung soll in einer Reihe von drei elektrophysiologischen Studien (Studie 1 und 4 je: N = 84, Studie 3: N = 134) und einer Verhaltensstudie (Studie 2: N = 74) untersucht werden. Aus vergangenen Studien wurden zwei Kernhypothesen—Optimierungshypothese und Vermeidungshypothese — abgeleitet. Diese Hypothesen sollen mit Hilfe eines neuentwickelten Paradigmas, in dem acht Alternativreaktionen zu einer Erhöhung der Aufgabenschwierigkeit und somit zur einer höheren Fehlerrate (bzw. deren Varianz) führen, geprüft werden. In Studie 1 sollen zunächst die grundlegenden Vorhersagen aus den Kernhypothesen unter einer höheren Aufgabenschwierigkeit im Vergleich zu Vorgängerstudien nachgewiesen werden (konzeptuelle Replikation). In den weiteren Studien sollen durch Variationen des Paradigmas verschiedene Vorhersagen der Vermeidungshypothese und die der Optimierungshypothese systematisch geprüft werden. Es können u.a. Vorhersagen für Perfektionismus-spezifische Variationen im Verhalten (u.a. Reaktionszeit, Fehlerraten), in fehlerspezifischen Komponenten des ereigniskorrelierten Potentials (Fehlernegativität, Fehlerpositivität) als auch für individuelle Variationen in der Akkumulation der Fehlerevidenz in einer Zweifachwahl-Fehlerentdeckungsaufgabe gemacht werden. Darüber hinaus sollten multivariate Musteranalysen aus Variationen der Hirnaktivitätsmuster zusätzlichen Aufschluss über Perfektionismus-spezifische Unterschiede in der Informationsverarbeitung aufdecken. Die Entscheidungen, ob eine Reaktion richtig oder falsch war, werden mittels Drift-Diffusion-Modell individuell angepasst und die Modellparameter erlauben eine zusätzliche Prüfung von Perfektionismus-spezifischen Variationen in der Verarbeitung von Fehlern (Studie 3). Zur Hypothesen Vermeidungshypothese werden u.a. im Zusammenhang mit der Feedbackverarbeitung (Studie 2) untersucht. Durch eine Fehlerakzeptanzübung soll in Studie 4 getestet werden, ob eine Reduktion der fehlerbezogenen Sorgen zu einer Reduktion der Vermeidung und somit zu einer Verbesserung der Fehlerverarbeitung insbesondere bei bewertungsängstlichen Perfektionisten führt. Die Ergebnisse der Studien sollen neue Einblicke in Variationen der grundlegenden Fehlerverarbeitungsmechanismen geben, die auch für die Entwicklung von Interventionen gegen ungesunde perfektionistische Fehlerverarbeitungsstrategien von Bedeutung sein können.