PROXENOS

berufsvorbereitendes Projekt mit interkulturellen Erfahrungen

Leiter

Prof Dr. Wolf-Dietrich Bukow

MitarbeiterInnen

Uğur Tekin
Daniela Schmidt

Laufzeit

01.09.2003 - 31.08.2004

Finanzierung

Internationaler Bund (IB)

Wissenschaftliche Begleitung eines Projektes des Internationalen Bundes (IB)

Zielsetzung des Projekts

Das Projekt versteht sich als eine Berufsvorbereitung mit Modellcharakter, in der die besonderen Zielsetzungen des EU-Programms „XENOS“ mit den Erfordernissen der Integration von Jugendlichen in eine Berufsausbildung verknüpft werden. Als Grundlage hierzu dient das vom Arbeitsamt anerkannte Konzept zur Durchführung von berufsvorbereitenden Lehrgängen (BVB, Kategorie G-Lehrgang). Durch die gemeinsame Arbeit an einem attraktiven Projekt sollen interkulturelles Verständnis geweckt und Vorurteile abgebaut werden. Die Jugendlichen erhalten während der Projektarbeit Einblicke in die verschiedenen Berufsbereiche und Unternehmensstrukturen. Hierbei werden insbesondere ausländische und international agierende Unternehmen als Kooperationspartner gewonnen, die als Arbeitgeber Ausbildungsstellen und Arbeitsplätze schaffen. Im Anschluss an die Maßnahme sollen die Jugendlichen gemäß ihren persönlichen Neigungen eine Ausbildung in dem von ihnen angestrebten Bereich beginnen. Hierbei werden auch insbesondere Unternehmen mit ausländischen Inhabern angesprochen. Die durch das interkulturelle Training erworbenen Schlüsselqualifikationen geben die Chance in einer sich globalisierenden Arbeitswelt, die Arbeitnehmer aus den verschiedensten Kulturkreisen und Nationen zusammenführt, flexibel und vorurteilsfrei handeln zu können.

Zielgruppe des Projekts

Das Projekt richtet sich an Jugendliche mit einem Schulabschluss der Sekundarstufe I, welche die Voraussetzungen für eine Ausbildung im Dualen System erfüllen, aber aus den unterschiedlichsten persönlichen Gründen und wegen der schlechten aktuellen Ausbildungsstellensituation unversorgt geblieben sind. Ein Grund hierfür kann die ausländische Herkunft sein, die trotz guter schulischer Qualifikationen zum Vermittlungshemmnis in der Ausbildungsplatzsuche werden kann. Um der besonderen Zielsetzung dieses Projekts gerecht zu werden, soll die Gruppe zu je gleichen Teilen aus deutschen und Jugendlichen ausländischer Herkunft bestehen. Erforderlich ist auch die gleiche Beteiligung von jungen Frauen, da insbesondere weibliche ausländische Jugendliche in den Ausbildungsgängen unterrepräsentiert sind.

Beschreibung des Projekts

Das Projekt weist drei Schwerpunkte auf, die in gleichem Maße angesprochen werden :

1. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz und Rassismus insbesondere unter Jugendlichen

2. Berufsorientierung und Berufsvorbereitung mit Praktika in deutschen, aus- ländischen und international agierenden Unternehmen

3. Das gemeinsame Projekt: Eine Veranstaltung gegen Fremdenfeindlichkeit von Jugendlichen für Jugendliche gegen Ende des Projektzeitraums

Die Überwindung von Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz und Rassismus setzt eine gegenseitige Annäherung und das sich daraus entwickelnde Verständnis voraus. Eine gemeinsam zu bewältigende Aufgabe gibt den Rahmen zu der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dieser Problematik, die das Ziel hat, demokratisches Verhalten einzuüben und Toleranz gegenüber Andersdenkenden aus unterschiedlichen Kulturen und Lebensbereichen als grundlegende Voraussetzung für ein gewaltfreies Zusammenleben zu erlernen.
Die Jugendlichen werden im Unterricht mit den verschiedenen Themenbereichen des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Herkunft konfrontiert und aufgefordert hierzu Stellung zu nehmen. Die zu erwarteten Meinungsverschiedenheiten können hier aufgearbeitet werden. Besonders angesprochen werden soll die Gewaltanwendung zur Lösung von zwischenmenschlichen Konflikten, die ein allgemeines Problem zwischen Jugendlichen darstellt, jedoch unter diesem besonderen Aspekt der Fremdenfeindlichkeit diskutiert werden soll.

In der Berufsorientierung und Berufsvorbereitung werden unter Berücksichtigung der individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Jugendlichen und unter Zuhilfenahme eines gemeinsam entwickelten Förderplans gezielt abgestimmte Ausbildungsbetriebe gesucht. Neben allgemeinen Informationen über den regionalen Arbeitsmarkt und den zukünftigen Arbeitsplatzchancen werden die Teilnehmer/innen ausführlich auch über die neu entstandenen Berufe informiert. Neben der praktischen Arbeit der Veranstaltungsvorbereitung erhalten die Teilnehmer/innen EDV-Unterricht, um die Zugangsvoraussetzungen für die Aufnahme einer Ausbildung zu verbessern.
Die Teilnehmer/innen erhalten die Möglichkeit Praktika in verschiedenen Unternehmen zu absolvieren. Zum besseren Verständnis der interkulturellen Problematik sollen deutsche Jugendliche möglichst Praktika in Betrieben mit ausländischen Inhabern oder Vorgesetzten durchführen, im Gegenzug Jugendliche ausländischer Herkunft in Unternehmen mit deutschen Inhabern. Dies geschieht in enger Kooperation mit „KAUSA“ , der Koordinierungsstelle für Ausbildung in ausländischen Unternehmen der IHK Köln.

Die Planung und Durchführung einer öffentlichen Veranstaltung gegen Fremdenfeindlichkeit schließt zwei wichtige Aspekte des Projekts ein:

Erstens fördert die gemeinsame Aufgabe das Aufeinanderzugehen der einzelnen Teilnehmer/innen und das zu erreichende Ziel trägt dazu bei, vereint Lösungsmöglichkeiten zu finden.

Zweitens stellt die Veranstaltung eine Aktion gegen Fremdenfeindlichkeit dar, die Jugendliche mit vielseitigen Angeboten (z.B. Workshops, Ausstellung, Musik) über diese Problematik informieren soll. Hierzu wird die Kooperation mit den örtlichen Organisationen im Bereich der Ausländerarbeit erfolgen. Im Rahmen der Veranstaltung ist eine Jobbörse geplant, die eine Übersicht der regionalen Unternehmen gibt, die eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle für ausländische bzw. deutsche Jugendliche anbieten können.

Anlass und Ziele einer wissenschaftlichen Begleitung des Projektes

In dem Zusammenhang des Konzeptes sollen die Ziele einer wissenschaftlichen Begleitung sein:

  • Planmäßige Steuerung des Projektverlaufes anhand von Berichten, um die Erfolgschancen des Projektes zu erhöhen.
  • Sicherung der Nachhaltigkeit des Projektes und der Nutzung der Ergebnisse für weitere Berufsvorbereitungsmaßnahmen.
  • Gesamtbewertung der Ergebnisse des Projektes in der Abschlussdokumentation:
  • Förderung der interkulturellen Kompetenz in der beruflichen Bildung;
  • die inhaltliche Auseinandersetzung mit Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz und Rassismus, insbesondere unter den Jugendlichen;
  • Erlernen und Praktizieren des friedlichen und gewaltfreien Zusammenlebens;
  • Berufsorientierung und Berufsvorbereitung mit Praktika in deutschen, ausländischen und international agierenden Unternehmen.
  • Mit den hier genannten Zielen einer wissenschaftlichen Begleitung sind drei Zielgruppen angesprochen:
  • die TeilnehmerInnen der Maßnahme
  • der Projektträger und die MitarbeiterInnen des Projektes
  • die deutschen, ausländischen und international agierenden Unternehmen, in denen die TeilnehmerInnen Praktikum machen.

Fragestellungen für die wissenschaftliche Begleitung

Mit den Zielen des Erlernen und Praktizieren des friedlichen und gewaltfreien Zusammenlebens und der Optimierung der Arbeit mit den Jugendlichen, die Schwierigkeiten haben, einen Ausbildungsplatz zu finden, sind folgende Fragestellungen verbunden:

  • Wie wirkt sich die Interkulturalität der Gruppe auf die Einstellung der Jugendlichen aus?
  • Welche Bedingungen und Einflüsse (der Maßnahme und der Betriebe) wirken sich positiv, welche wirken sich negativ auf die Bildung interkultureller Kompetenz bei den Jugendlichen aus?
  • Wie wirkt sich das Projekt auf den Berufsbildungsprozess der Jugendlichen aus?
  • Welche Auswirkungen haben die thematischen, interkulturellen bzw. antirassistischen Projektangebote bei den Jugendlichen?
  • Verändert sich während des Projektes die interkulturelle Kompetenz bei den MitarbeiterInnen des Projektes? Wenn ja, wie?
  • Welchen Nutzen haben die Betriebe von der interkulturellen Kompetenz der Angestellten und Auszubildenden?
  • Welche Qualitätsmerkmale und Standards für das Duale System der Berufsausbildung lassen sich anhand des Projektes ableiten (Aspekt der Nachhaltigkeit)?

Methodisches Vorgehen der wissenschaftlichen Begleitung

Bei der wissenschaftlichen Begleitung geht es darum, Umstände, Durchführung und Ergebnisse eines Projektes, hier der Berufsvorbereitung von Jugendlichen, systematisch zu untersuchen und zu ergänzen.

Um die wissenschaftliche Begleitung zu gewährleisten, sollen drei verschiedene Untersuchungsfelder hervorgehoben werden. Für jedes Feld werden entsprechende Methoden angewendet, die seiner Stellung im Prozess angemessen sind.

die TeilnehmerInnen der Maßnahme:
Dokumentenanalyse
Teilnehmende Beobachtung der Unterrichts- und Gruppensituation
Durchführung qualitativer, leitfadenunterstützter Interviews mit 12 Jugendlichen


Die Projektträger und die MitarbeiterInnen des Projektes
Teilnehmende Beobachtung der Teambesprechung
Sekundäranalyse von Protokollen der Teambesprechungen
Leitfadenunterstützte Interviews mit fünf MitarbeiterInnen


Die deutschen, ausländischen und international agierenden Unternehmen, in denen die TeilnehmerInnen Praktikum machen
Fragebogen mit 12 Unternehmen


zu 1.)
Die TeilnehmerInnen stehen im Zentrum der wissenschaftlichen Begleitung des Projektes. Die von der Institution über die TeilnehmerInnen des Modellprojektes sowie die anderen TeilnehmerInnen an der berufsvorbereitenden Maßnahme schriftlich gesammelten Informationen werden zunächst sekundär ausgewertet. Ziel ist es, einen Überblick über die in der Maßnahme vertretenen Jugendlichen, ihre Biographien, ihre Einstellungen, ihre Erwartungen sowie ihre intellektuellen und praktischen Fähigkeiten zu gewinnen. Während Ablauf des Projektes werden im Unterricht die sich zwischen den Jugendlichen entwickelnden Gruppenprozesse beobachtet. Gegen Ende der Maßnahme werden mit allen TeilnehmerInnen des Modellprojektes ein leitfadenunterstützes, qualitatives Interview durchgeführt. Die Interviews richten sich vor allem auf die Beantwortung der Fragestellungen 1-4.

Zu 2.)
Während des Projektes wird die wissenschaftliche Begleitung an monatlichen Teambesprechungen teilnehmen, diese protokollieren sowie die Protokolle des Teams sekundär auswerten. Gegen Ende des Projektes werden mit den MitarbeiterInnen des Modellprojektes leitfadenunterstütze Interviews durchgeführt. Hauptsächlich richten sich die Interviews hauptsächlich auf Beantwortung der Fragestellung 5, wobei gleichzeitig Ergebnisse anderer Fragestellungen mit einfließen werden.

Zu 3.)
Für die 12 Betriebe, in denen die Jugendlichen ihr Praktikum machen, wird ein Fragebogen entwickelt und anhand dieses die Befragung durchgeführt. Der Fragebogen richten sich in erster Linie auf die Beantwortung der Frage 6.

Die Untersuchung der Felder werden getrennt ausgewertet, aber gleichzeitig fließen die Ergebnisse in die Beantwortung aller sieben Fragestellungen (insbesondere: Frage 7) ein.

Zusammenfassend kann die wissenschaftliche Begleitung in folgenden Arbeitsschritten erfolgen:

Prozessbegleitung :
Erfassen der individuellen und gruppenbezogenen Grundkonstellationen im Allgemeinen und der konkreten Ausprägung multikultureller Kompetenz im Besonderen in der konkret zuammentreffenden Gruppe
Präzisierung der Zieldefinition für die Projektgruppe / für die Gesamtgruppe
Verlaufsuntersuchung auf der Grundlage von Befragungen der TeilnehmerInnen, MitarbeiterInnen und Betriebe
Verlaufsbeobachtung in Hospitationen und enger Kooperation mit dem Projekt- und dem BvB-Team


Evaluation:
im Projektverlauf mit Überprüfung, ggfs. Korrektur der Zielorientierung und Verlaufsdokumentation

zum Projektende Abschlussdokumentation: Verlaufs- und Ergebnisdarstellung und -bewertung strukturelle und curriculare Konsequenzen für eine Projektwiederholung Schwerpunkte einer Orientierung für Ausbildung und/oder Betrieb