Alles Top-Down? Einfluss von Kognition und Kategorisierung auf interozeptive Sensitivität und Bias bei Krankheitsangst
Verantwortlich
Frau Anne Pohl anne.pohl[uk]uni-koeln.de
Weiter verantwortlich
Zeitraum
01.08.2018-01.08.2020
Förderung
Beschreibung
Pathologische Krankheitsangst führt zu hohem persönlichen Leidensdruck und einer massiven Belastung des Gesundheitssystems. Einzelne krankheitsaufrechterhaltende Mechanismen wie die Verzerrung von Aufmerksamkeit hin zu krankheitsrelevanten Reizen und negative beziehungsweise katastrophisierende Einstellungen gegenüber Körperempfindungen sind gut belegt. Die Befundlage zur Wahrnehmung körpereigener Empfindungen (Interozeption) und dem Zusammenspiel der einzelnen Faktoren ist jedoch dünn.Ziel dieses Projekts ist es den Einfluss von krankheitsrelevanten kognitiven Schemata und fundamentalen Wahrnehmungsprozessen (erfasst über Kategorisierung interozeptiver Reize) auf die Wahrnehmung körperbezogener Empfindungen zu untersuchen.Dafür verwenden wir zwei adaptierte Versionen der somatischen Signaldetektionsaufgabe (SSDT) und zwei Experimente zur Wahrnehmung kategorisierter Atemwiderstände.In der ersten Studie werden krankheitsrelevante Kognitionen und Ängste mit Hilfe eines vorgetäuschten Magnetfeldes aktiviert. Dann werden gesunden Probanden in der SSDT in mehreren Bedingungen taktile Reize nahe der Wahrnehmungsschwelle präsentiert, wobei der taktile Reiz nicht in jedem Durchgang vorkommt. Mit Hilfe dieses Experiments prüfen wir, inwiefern die Annahme ein starkes elektromagnetisches Feld sei aktiviert, vermehrt zu illusorischen taktilen Empfindungen führt.In Studie 2 und 3 werden Patienten mit pathologischer Krankheitsangst in einer weiteren adaptierten SSDT und einem Experiment mit kategorisierten Atemwiderständen untersucht. In der SSDT werden mit dem zu Studie 1 analogen Ziel krankheitsbezogene Worte zur Aktivierung krankheitsrelevanter Schemata präsentiert. In Studie 3 werden Atemwiderstände aus zwei Kategorien mit niedriger (A) und hoher (B) Intensität präsentiert und sollen von den Probanden zunächst gelernt und später bezeichnet werden. Wir untersuchen hier, inwieweit Patienten an der Kategoriengrenze ein liberaleres Antwortverhalten zeigen und eher Widerstände der niedrigen Intensität der Kategorie mit der höheren Intensität zuordnen.In der 4. Studie sollen sowohl der Einfluss einer arbiträren (A,B) als auch einer krankheitsrelevanten inhaltlichen Kategorisierung (Empfindung, Symptom) auf die Bewertung des Atemwiderstandes untersucht werden.Wir nehmen an, dass Patienten mit pathologischer Krankheitsangst dazu neigen eher liberal (sicher ist sicher) zu Antworten und Körperempfindungen eher zu bejahen beziehungsweise der Kategorie Symptom als der Kategorie Empfindung zuzuordnen. Wir glauben, dass die Aktivierung krankheitsrelevanter kognitiver Schemata und die Kategorisierung diesen Prozess noch verstärkt.Mit diesem Projekt wollen wir das Verständnis pathologischer Mechanismen von Krankheitsangst erweitern. Mit Hilfe dieses neu gewonnenen Wissens können ätiologische Modelle verbessert und Behandlungsmöglichkeiten optimiert werden. Dies kann zu einer Verringerung der persönlichen und gesellschaftlichen Belastung durch diese Störung beitragen.
Description
Pathological health anxiety is associated with high personal and social costs. Etiological models postulate an influence of negative health-related thoughts, high sensitivity for body sensations (interoceptive sensitivity) and an attentional bias concerning health-related stimuli. The influence of the attentional bias and negative, catastrophizing thoughts on bodily sensations is empirically supported. The impact of interoceptive sensitivity is under debate, the interplay of factors rarely examined. We aim at exploring the interplay of cognitive, perceptual and interoceptive factors that may contribute to the maintainance of pathological health anxiety. We will use two adapted versions of the somatic signal detection task (SSDT) and two experiments, in which breathing is influenced by two categories of breathing effort increasing loads. Study 1: We expose healthy participants to a sham electromagnetic field, which will activate illness-relevant cognitive schemata. We assume that participants will report illusory tactile sensations in the SSDT, when sham electromagnetic field is switched ‘on’. Study 2 and 3: Patients with pathological health anxiety will undergo the second adaptation of the SSDT. Here, illness-relevant words will be used to activate disease-related cognitive schemata. An increase of tactile illusions is assumed. In study 3 patients undergo a categorization experiment. Participants have to memorize categorized loads of low (A) and high (B) intensity in a first block and label stimuli in a second block. We assume that high health anxiety is associated with a liberal response bias at the border of categories. In other words, patients will identify more loads of the low intensity category as belonging to high intensity category than healthy participants. Study 4: We will examine the influence of an arbitrary categorization (A, B) and with categorizations semantically related to illness (sensation, disease-related symptom) on evaluation of respiratory stimuli. We hypothesize that two neighboring stimuli belonging to the same category will be rated more similarly than neighboring stimuli between categories. Furthermore, the influence of a meaningful semantic categorization should be higher than the influence of an arbitrary categorization. With this project, we will contribute to a better understanding of pathological health anxiety. Improved etiological models will enable the enhancement of treatment and reduce individual and social burden.