Übersicht:

Tablets im Unterricht (TabU): Videografische Untersuchungen zur sozialen Organisation tabletbegleiteter Unterrichtsinteraktion (Verbundprojekt mit Prof. Dr. Matthias Herrle, Bergische Universität Wuppertal)

 Zur Theoretisierung der Transformation von Schule und Unterricht.

Sprechen über Unterricht im Kontext videobasierter Unterrichtsseminare: Analysen zur sozialen Praxis der Lehrerbildung (Kooperationsprojekt mit Prof. Dr. Petra Herzmann)

 
 

Die Thematisierung von Religion in der öffentlichen Erziehung. Eine Pilotstudie zu den Voraussetzungen von Reflexivität in religionsbezogenen Dialogprogrammen (gefördert mit den Mitteln der Udo-Keller-Stiftung und von SINTER )

 

Die Unterrichtsvideographie in der universitäre LehrerInnenbildung

 

Tablets im Unterricht (TabU): Videografische Untersuchungen zur sozialen Organisation tabletbegleiteter Unterrichtsinteraktion (Verbundprojekt mit Prof. Dr. Matthias Herrle, Bergische Universität Wuppertal)

Das Projekt untersucht, wie sich schulischer Fachunterricht durch die Einführung und dauerhafte Nutzung von Tablets verändert bzw. wie Tablets in unterrichtliche Ordnungen und Praktiken eingepasst werden. Auf der Basis der videographischen Beobachtung des Alltagsgeschehens in einer Tablet-Klasse der Sek I werden Zusammenhänge von Praktiken lehrerseitiger Unterrichtsgestaltung und schülerseitiger Partizipation und Kooperation untersucht. Ziel des Projektes ist es, den Einfluss des Tablets auf die Interaktionsordnung im Klassenzimmers in sozialer und wissensbezogener Hinsicht aufzuklären sowie die Handlungsanforderungen zu rekonstruieren, mit denen Lehrkräfte und Schüler/innen im Umgang mit digitalen Medien konfrontiert sind.

Der Untersuchungsgegenstand „Unterricht“ wird dabei aus einer kommunikationstheoretisch-informierten, ethnomethodologischen Perspektive in den Blick genommen: als Interaktionszusammenhang, der im Medium rekursiv aneinander anschließender Interaktions- und Dingpraktiken durch die Beteiligten in situ hergestellt wird und sich in sozialer, inhaltlicher, zeitlicher und räumlicher Hinsicht ausdifferenziert.  Unser Forschungsinteresse gilt dabei der Identifikation und Rekonstruktion wiederholt auftretender Interaktionssettings und der sie konstituierenden Interaktionspraktiken, -mustern und den mit ihnen bearbeiteten Anforderungen im Kontext des Einbezugs digitaler Medien (in sog. Tabletklassen).

Um die Frage zu diskutieren, für welche unterrichtlichen Erfordernisse digitale Medien eine Lösung (oder ein Problem) darstellen, fragen wir danach, welche emergenten sozialen Praktiken und Anforderungen mit dem Einsatz digitaler Medien im Unterricht verbunden sind und wie sich dies in der sozialen Organisation des Geschehens und dem Funktionieren von Unterricht bemerkbar macht. Die Frage nach dem Verhältnis von Persistenz und Wandel wird von uns dabei in doppelter Weise adressiert: Einerseits als Frage danach, wie die Nutzung von und der Umgang mit digitalen Medien sich in Anforderungen und Praktiken der Herstellung bestimmter Interaktionssettings niederschlägt – besonders scheint dies in individualisierten Unterrichtsformen kooperativen Lernens der Fall zu sein. Andererseits adressieren wir die Frage, indem wir untersuchen, wie sich die soziale Organisation des Unterrichtsgeschehens längsschnittlich durch den Einbezug digitaler Medien verändert – von der Einführung digitaler Medien in Form von Tablets am Schuljahresanfang bis hin zur routinierten Nutzung am Schuljahresende.

Um die im Interaktionszusammenhang wechselseitig wahrnehmbar gemachten Relevanzsetzungen der Akteure nachvollziehen zu können, zeichnen wir das Unterrichtsgeschehen mit mehreren Videokameras und Audioaufzeichnungsgeräten auf. Eine besondere Herausforderung besteht dabei darin, die lehrkraft- und schüler(innen)seitige Referenz auf das Tablet als digitales Medium nachvollziehen zu können – wozu wir zusätzlich Bildschirmaufzeichnungen erheben und mit den Videodaten synchronisieren. Bei den Auswertungen orientieren wir uns an Verfahrensweisen der Microethnography, indem wir rekonstruieren, „how people create and sustain the sozial and organizational realities that they inhabit“ (LeBaron 2008, S. 3120). Dabei werden herkömmliche Vorgehensweisen zur Untersuchung sozialer Interaktionen insofern erweitert und gegenstandsbezogen adaptiert, indem versucht wird, nachzuvollziehen, ob und in welcher Weise das Tablet bzw. entsprechende Software als Aktant in das Interaktionsgeschehen einbezogen wird.

Projektbeteiligte: Prof. Dr. Matthias Herrle (Bergische Universität Wuppertal), Dr. Markus Hoffmann, Patricia Lauterbach (Bergische Universität Wuppertal) & Prof. Dr. Matthias Proske.

Förderung: 2019-2020 Pilotstudie gefördert vom ZEFFT der BU Wuppertal, Vollantrag in Vorbereitung

Publikationen:
Herrle, M., Hoffmann, M., & Proske, M. (2020). Unterricht im digitalen Wandel: Methodologie, Vorgehensweise und erste Auswertungstendenzen einer Studie zum Interaktionsgeschehen in einer Tabletklasse. In K. Kaspar, M. Becker‐Mrotzek, S. Hofhues, J. König, & D. Schmeinck (Hrsg.), Bildung, Schule, Digitalisierung. Münster: Waxmann. (S. 351-356)

 

 

Zur Theoretisierung der Transformation von Schule und Unterricht.

Veränderungen in Bildungssystemen stehen einerseits im Kontext von Reform- und Innovationserwartungen, mit denen schulische Akteure im Zuge neuer Steuerungsregime und damit einhergehender Verantwortungsaktivierungen in den letzten beiden Jahrzehnten mit großer Regelmäßigkeit konfrontiert sind. Angesichts gesellschaftlicher Herausforderungen und Umbrüche sind Veränderungen sozialer Systeme andererseits grundsätzlich inhärent. In diesem sich dezidiert der Theorieentwicklung widmenden Projekt werden unterschiedliche Theorieangebote geprüft, um sowohl die Dynamik von Veränderung auf den unterschiedlichen Systemebenen der Organisation, der Interaktion und der Profession beschreibbar wie auch die Persistenz von Strukturen sichtbar zu machen, die ein wesentliches Moment der Transformationsdynamik darstellen. Das Projekt zielt auf eine theoretisch angemessene Beschreibung der Transformation von Schule, Unterricht und Profession, die institutionelle Pfadabhängigkeiten ebenso wie soziale Emergenz berücksichtigt.

Projektbeteiligte: Prof. Dr. Matthias Martens (Universität zu Köln)

Publikationen:
Proske, M., Rabenstein, K., & Meseth, W. (2021). Unterricht als Interaktion. In T. Hascher, W. Helsper, & T.-S. Idel (Hrsg.). Handbuch Schulforschung. Wiesbaden: Springer VS. (i.E.)

Rabenstein, K., Proske, M. & Idel, T.-S. (2018). Individualisierung schulischen Lehrens und Lernens als Reformstrategie. Zur Einführung in den Thementeil. Zeitschrift für Pädagogik, 64(2), 147-158.

Rabenstein, K., Kunze, K., Martens, M., Idel, T.-S., Proske, M., & S. Strauß (Hrsg.) (2018). Individualisierung von Unterricht. Transformationen – Wirkungen – Reflexionen. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

Proske, M. (2015). Das Reformprojekt "Ganztagsschule" und die schultheoretische Frage nach Wandel und Persistenz der Organisation Schule. In T. Hascher, T.-S. Idel, S. Reh, W. Thole, & K.-J. Tillmann (Hrsg.), Bildung über den ganzen Tag. Forschungs- und Theorieperspektiven der Erziehungswissenschaft (S. 97-114). Opladen: Budrich.

 

 

 Sprechen über Unterricht im Kontext videobasierter Unterrichtsseminare: Analysen zur sozialen Praxis der Lehrerbildung (Kooperationsprojekt mit Prof. Dr. Petra Herzmann)

In der Professionsforschung besteht Konsens darüber, dass die in der Lehrerbildung angebotenen Lerngelegenheiten das professionelle Wissen zukünftiger Lehrerinnen und Lehrer beeinflussen. Unbeantwortet ist jedoch die Frage, wie diese Beeinflussung präzise zu beschreiben ist, insofern die Lehrerbildungsforschung bislang um die empirische Untersuchung der sozialen Praxis der Lehrerbildung einen weiten Bogen gemacht hat. Die Lehrerbildungspraxis im universitären Seminarraum, im Besprechungszimmer in den Praktikumsschulen oder am Schreibtisch im eigenen Arbeitszimmer ist in der Lehrerbildungsforschung weitgehend eine Black Box geblieben.
Vor dem Hintergrund dieser Forschungslücke untersucht das Projekt einen bestimmten Seminartypus auf die darin stattfindenden kommunikativen Prozesse der Vermittlung und Aneignung professionellen Wissens. Kennzeichen des Seminares ist die theoriegeleitete Auseinandersetzung mit Unterrichtsvideographien, d.h. Videovignetten, die bestimmte Aspekte des Unterrichts oder spezifische Handlungsherausforderungen von Lehrpersonen in multimodaler Weise anschaulich werden lassen.
Auf der Basis von Seminarvideographien und Seminarprotokollen der Studierenden rekonstruieren wir, wie über Unterricht gesprochen und geschrieben wird, wenn erziehungswissenschaftliche Texte über die soziale und pädagogische Konstitution des Unterrichts und die professionellen Anforderungen des Lehrerhandelns gelesen und erarbeitet und dann mit der Analyse von Unterrichtsvideographien verknüpft werden. Analysiert werden die diskursiven Praktiken zwischen Lehrenden und Studierenden sowie unter den Studierenden selbst, die durch das hochschuldidaktische Setting kommunikativ erzeugt werden.

Projektmitarbeiter/in: Dr. Markus Hoffmann, Dr. Michaela Artmann

Publikationen:

Herzmann, P./Proske, M. (2014): Unterrichtsvideographien als Medium der Beobachtung und Reflexion von Unterricht im Lehramtsstudium. Ein Forschungsbericht. In: Journal für Lehrerinnen- und Lehrerbildung 14, 1, 33-38.

Artmann, M./Hoffman, M./Herzmann, P./Proske, M. (2013): Wissen über Unterricht. Zur Reflexionskompetenz von Studierenden in der ersten Phase der Lehrerbildung. In: Gehrmann, A./Kranz, B./Perlzmann, S./Reinartz, A. (Hrsg.): Formation und Transformation der Lehrerbildung. Entwicklungstrends und Forschungsbefunde. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S.134-150.

 

Die Thematisierung von Religion in der öffentlichen Erziehung. Eine Pilotstudie zu den Voraussetzungen von Reflexivität in religionsbezogenen Dialogprogrammen (gefördert mit den Mitteln der Udo-Keller-Stiftung und von SINTER )

Die Pilotstudie zielt darauf, Voraussetzungen und Herausforderungen religionsbezogener Diskurse im Kontext der Schule empirisch untersuchbar zu machen. Sie ist ein „Test-Case“ für die gesellschafts- und religionspolitisch zentrale Frage, wie sich auf der Basis fundierter empirischer Kenntnisse über die Verlaufsmodalitäten solcher Diskurse, Reflexionswissen zu den Möglichkeiten und zu den Grenzen von Dialogprogrammen generieren lässt. Gerade auf dieses Reflexionswissen sind zivilgesellschaftliche Akteure (Runde Tische, Foren und Stiftungen) zunehmend angewiesen, die in den letzten Jahren mit öffentlichen Dialogen gesellschaftliche Verständigung im Sinne von Respekt und Toleranz zu initiieren und festigen suchen. In diesem Sinne versteht sich die Pilotuntersuchung als Vehikel für eine reflexiv erweiterte Perspektive auf die Bedeutung von Religion unter Bedingung zunehmender Pluralisierung einerseits, voranschreitender Entkirchlichung andererseits und machtvoller Bewegung einer Gegensäkularisierung, die sowohl von christlichen wie islamischen Fundamentalismen ausgeht. Die öffentliche Erziehung in der Schule ist eine wichtige Arena für die zu beobachtenden religionsbezogenen Diskurse und Kontroversen und deren normative wie pragmatische Prämissen. 

Projektmitarbeiterinnen: Verena Gietler, Dina Mimun Abdel-Lah (SHK)

 

Die Unterrichtsvideographie in der universitäre LehrerInnenbildung

Eine Kooperation des Instituts Allgemeine Didaktik und Schulforschung - Abteilung Empirische Schulforschung mit dem Schwerpunkt qualitative Methoden unter der Leitung von Prof´in Dr. Petra Herzmann und der Abteilung Allgemeine Didaktik und Pädagogik der Sekundarstufe I unter der Leitung von Prof.Dr. Matthias Proske im Rahmen des Projektes  Forschendes Lernen in der LehrerInnenbildung.

Kamera, Schnitt, Ton, Umsetzung, Musik: Christin Feldmann

Archivmaterial: Netzwerk Medien 

Der gezeigte Unterricht wurde von Studierenden im Rahmen der Seminare der Unterrichtsvideographie aufgezeichnet.