Stellungnahme der Forschungsstelle für interkulturelle Studien (FiSt) gegen rassistische
Deportations- und Vertreibungspläne, 17.1.2024


Dank der Recherche von Correctiv haben wir am 10. Januar 2024 erfahren, dass ein Dozent
der Universität zu Köln, PD Dr. Ulrich Vosgerau (CDU), an einem Geheimtreffen im
Landhaus Adlon am Lehnitzsee teilgenommen hat. In der Nähe von Potsdam kamen dort im
November 2023 ca. zwei Dutzend Personen aus Wirtschaft und Politik zusammen. Das
politische Spektrum reichte von der CDU und der WerteUnion über die AfD und die
Desiderius-Erasmus-Stiftung bis hin zur rechtsextremen, neo-faschistischen Identitären
Bewegung und dem verurteilten Gewalttäter und Neonazi Mario Müller. Angekündigt als
Hauptredner war Martin Sellner, bis 2023 Chef der Identitären Bewegung Österreich.


Sellner stellte in seiner Rede einen sog. "Masterplan Remigration" vor. Dahinter verbergen
sich rassistische Deportations- und Vertreibungspläne zur Herstellung einer völkischen
Homogenität. Diese rassistischen Pläne richten sich mitunter gegen drei Gruppen: Geflüchtete
mit Duldung und Asylbewerber:innen, Personen mit Migrationsgeschichte und Bleiberecht –
und als „nicht assimiliert“ geltende Staatsbürger:innen, u.a. gegen Menschen, die sich für
Geflüchtete einsetzten oder über zwei Pässe verfügen. In Einklang mit diesem Konzept einer
groß angelegten Abschiebung sollen Menschen, die in Deutschland leben (mit oder ohne
deutsche Staatsangehörigkeit), in "Musterstädte" deportiert werden, die in Nordafrika noch zu
errichten seien. Diese rassistischen Deportations- und Vertreibungspläne wurden von den
anwesenden Gästen im Landhaus Adlon zustimmend aufgenommen.


Was hat das mit der Universität zu Köln zu tun?
Die Universität zu Köln versteht sich als weltoffene und forschungsstarke Universität. Sie
übernimmt Verantwortung für die Achtung der Menschenwürde. Sie steht ein für Frieden,
Gleichheit, Vielfalt und Toleranz. In Einklang mit einem humanistisch geprägten
Menschenbild fordert sie die Anerkennung von Diversität und wendet sie sich entschieden
gegen jede Form von Diskriminierung. Demokratie und Freiheit begreift sie als Fundament
ihres Bildungsauftrags.

Dozent:innen, die dafür eintreten,

▪ dass Deportationen von Menschen mit Migrationsgeschichte durchgeführt werden
sollen, um ein ethnisch homogenes Land zu schaffen,
▪ dass man Bürger:innen ihre Staatsangehörigkeit entziehen sollte, wenn sie sich nicht
opportun verhalten,
▪ dass Menschen, die sich in Sachen Solidaritätsarbeit mit Geflüchteten engagieren,
ausgebürgert werden sollen,
widersprechen nicht nur dem Selbstverständnis eines humanistischen Menschenbildes,
sondern auch den Menschen- und Grundrechten. Solchen Dozent:innen darf die Universität zu
Köln keine Bühne für Forschung und Lehre bieten.


Gerade wir als Forschungsstelle für interkulturelle Studien fordern die Universität zu
Köln hier auf, aktiv zu werden.
Die Forschungsstelle für interkulturelle Studien wurde 1996 an der damaligen
Erziehungswissenschaftlichen Fakultät (heute Humanwissenschaftliche Fakultät) der
Universität zu Köln ins Leben gerufen. Ihre Gründung war eine Reaktion auf neue
gesellschaftliche Herausforderungen, die sich im Zuge zunehmender Mobilität, Migration und
Diversifizierung der Gesellschaft im Kontext fortgeschrittener Globalisierung herausgebildet
haben.


Mehr denn je stellen wir uns den gesellschaftlichen Herausforderungen und treten entschieden
ein für Menschenrechte, Grundrechte, Demokratie, Gleichstellung, Antidiskriminierung und
Diversität. Auch mit Blick auf die unterschiedlichen Felder einer pädagogischen Praxis stehen
wir als Lehrende vor der Herausforderung, diese Werte an Studierende zu vermitteln.


Dazu zählt auch eine Solidarisierung mit allen Menschen, die in Deutschland leben – mit oder
ohne deutschen Pass. Und dazu zählt ganz besonders auch die Solidarität mit internationalen
Studierenden und Mitarbeiter:innen, mit geflüchteten Studierenden und Mitarbeiter:innen und
mit Studierenden und Mitarbeiter:innen mit einer internationalen Migrationsgeschichte.