Aus: Günther Noll (Hg.): Musikalische Volkskunde – heute. Symposion anläßlich des 25jährigen Bestehens des Instituts für Musikalische Volkskunde am 1. Und 2. Dezember 1989 in Köln. Universität zu Köln 1992, S. 11-34

Günther Noll

ÜBER DEN GEGENSTAND DER MUSIKALISCHEN VOLKSKUNDE - HEUTE

1. Zum allgemeinen Bezugsrahmen des Gegenstandes

Angesichts der enormen Ausweitung des Forschungsgegenstandes der Musikalischen Volkskunde und seiner in gleicher Weise immer stärker zunehmenden Binnendifferenzierung ist es nicht mehr leistbar, im Rahmen des Zeitbudgets eines Vortrages eine umfassende Darstellung vorzunehmen. Vielmehr kann es nur darum gehen, allgemeine Bezugsrahmen aufzuzeigen, in denen die Disziplin Musikalische Volkskunde heutzutage denken muß und mit denen sie konfrontiert ist. Gleichzeitig gilt es aber auch, deutlich zu machen, in welchem Maße sich am Detail der Gegenstand problematisiert bzw. konkretisiert, wobei hier natürlich nur eine exemplarische Auswahl des Typischen anhand weniger Beispiele möglich ist.

Musikalische Volkskunde hat als Wissenschaft, im weitesten Sinne formuliert, die Musikalische Volkskultur zum Gegenstand, wobei dieser Begriff auch den Bereich der Kunstmusik, d.h. einer theoriebestimmten Musik oder einer Musik mit Werkcharakter, unter bestimmten Aspekten mit einbezieht, der ebenso Teil einer Musikalischen Volks-Kultur ist. Das Eigenprofil wahrt sie durch die ethnomusikologische Ausgangsposition und Fragestellung. Sie ist eine Disziplin der Systematischen Musikwissenschaften, steht aber auch in einem engen Beziehungsgefüge zur Historischen Musikwissenschaft. Zugleich handelt es sich um eine intra- und interkulturelle Disziplin, womit auch ihre Aufgabe als komparative Wissenschaft angezeigt ist. Sie ist gleichfalls eine ethnologische und ethnographische Disziplin. Genauso ist sie als soziologische und anthropologische Disziplin in Anspruch zu nehmen.

Es wird erkennbar, daß dies nur die wichtigsten Ausprägungen sind, denn die Reihe ließe sich fortsetzen: als gesellschaftswissenschaftliche, kulturwissenschaftliche oder kommunikationswissenschaftliche Disziplin z.B..

Die Musikalische Volkskunde hat zugleich bestimmte Aufgaben als interdisziplinäre Wissenschaft wahrzunehmen, d.h. Fragestellungen nachzugehen, die andere Wissenschaften an die Musikalische Volkskunde herangetragen haben oder die sie an andere Wissenschaften heranträgt. Dies erfordert interdisziplinäre Zusammenarbeit, die bisher nur in bestimmten Bereichen besteht. Wenngleich die Musikalische Volkskunde inzwischen über ein breites forschungsmethodisches Instrumentarium von den historisch-philologisch-analytisch-komparativen bis zu den sozialwissenschaftlichen, empirischen (i.e. Sinne) Methoden, auch über Computertechniken in den Ansätzen verfügt, ist sie doch auf die Hilfe jener Wissenschaften angewiesen (Probst 1977).

Als äußerst fruchtbar hat sich in dieser Hinsicht z.B. die Anbindung des Instituts für Musikalische Volkskunde an eine lehrerausbildende wissenschaftliche Hochschule (Schepping 1976) erwiesen, was sich in einer Reihe von entsprechenden interdisziplinären Forschungsprojekten niederschlug, z.B. zum Liedrepertoire (Klusen 1970a, 1971), zur Liedrezeption von Kindern und Jugendlichen in Vorschule und Schule, zu Lied und Singen in schulischen und vorschulischen Einrichtungen (z.B. Klusen 1970c, 1973a,b, 1975, 1982, 1983; Noll 1978, 1980a, 1981, 1982, 1983b; Schepping 1979, 1980, 1981, 1983a,b;) zum Tanz im Musikunterricht (Noll 1988) u.a. Die enge Verbindung von Musikalischer Volkskunde und Musikpädagogik ist natürlich auf die besondere institutionelle Konstruktion zurückzuführen und bildet insofern eine Ausnahme.

Als ebenso fruchtbar hat sich die interdisziplinäre Forschung in der Verbindung von Musikalischer Volkskunde und Soziologie erwiesen. Es sei nur noch einmal daran erinnert, daß Ernst Klusen als erster sozialwissenschaftliche Forschungsmethoden in die Musikalische Volkskunde einführte (Klusen 1970d). Zahlreiche Arbeiten von Ernst Klusen, Wilhelm Schepping, Walter Heimann, Vladimir Karbusicky z.B. wären zu nennen, die hier nicht im einzelnen aufgeführt werden können (Noll/Schepping/Probst-Effah 1989).

Noch wenig entfaltet hingegen ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Psychologie, obgleich gerade sie zur Lösung ungeklärter oder noch wenig geklärter wichtiger Fragen in entscheidendem Maße beitragen könnte. Hier wären besonders die Entwicklungspsychologie, Sozialpsychologie, Kinder- und Jugendpsychologie, Pädagogische Psychologie, Musikpädagogische Psychologie (soweit die ersten Ansätze sichtbar geworden sind) in Anspruch zu nehmen, insbesondere im Zusammenhang mit der Wirkungs-und Motivationsanalyse in den einzelnen Forschungsfeldern der Musikalischen Volkskunde, seien es Lied und Singen, instrumentales Musizieren, Tanz, neue Mischformen und anderes.

Von besonderer Bedeutung wäre hierbei auch der Gegenstand Popularmusik oder "populäre" Musik, wozu Rockmusik, Jazzmusik, Schlagermusik, Unterhaltungsmusik etc. zählen, der in vielfältiger Weise die Musikalische Volkskunde betrifft.

Um wenigstens ein Beispiel zu nennen: Bei Untersuchungen zu den gemeinsamen Wurzeln von "Popmusik" und "Volksmusik", auch im Zusammenhang mit den Ursprüngen des Jazz (Dauer 1958), sind interdisziplinär zugleich Musikgeschichte, Allgemeine Geschichte, Ethnologie, Geographie, Anthropologie z.B. in Anspruch genommen.

Die Notwendigkeit dieser weiten Horizonte angesichts einer sich mit steigendem Tempo rapide verändernden gesellschaftlichen Wirklichkeit birgt aber auch zugleich ihre Gefährdungen. Je komplexer sich ein Gegenstand wissenschaftlicher Forschung darstellt bzw. entwickelt, umso schwieriger wird es, mit übergreifenden Leit-Begriffen diesen Gegenstand zu definieren, was vordringliche und selbstverständliche Aufgabe jeder Wissenschaft ist, noch dazu, wenn sie sich in unserer Zeit allenthalben Grenzüberschreitungen gegenübersieht. Erinnert sei hier nur an die etwa vor eineinhalb Jahrzehnten geführte Diskussion um den Begriff "Volkskunde" in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde. Es war nicht möglich, eine Entscheidung darüber herbeizuführen, ob die Disziplin Volkskunde z.B. als Sozialanthropologie oder als Kulturanthropologie zu verstehen wäre, weil jede der dazu in Anspruch genommenen Wissenschaftsdisziplinen, wie Soziologie, Politologie, Sozialpsychologie, Sozialgeschichte, Sozialgeographie, Volkskunde, Völkerkunde, Ethnologie, Kultursoziologie, Historische Kulturwissenschaft oder Anthropogeographie ihr eigenes Beziehungsgefüge zum Gegenstand hat und eine eindeutige Trennung nicht möglich ist. Zwar hat man mit der Umbenennung von Institutsbezeichnungen, z.B. als "Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie" anstelle von "Institut für Volkskunde" an der Universität Frankfurt (seit 1974), Entscheidungen im Sinne einer Schwerpunktbildung und speziellen Differenzierung getroffen, aber das Problem damit nicht aufgehoben.

2. Zu Definitionsproblemen des Gegenstandes

Dies führt uns auf das allgemeine Problemfeld der wissenschaftlichen Terminologie, die inzwischen als ein eigener Forschungsgegenstand zu bezeichnen ist. Viele heutzutage noch verwendete Leit-Begriffe haben inzwischen ihre eigene Geschichte mit teilweise sehr divergenten Ausprägungen. Das Problem aber besteht darin, daß auch in der Fachpublizistik der Gegenwart häufig überlieferte und neue bzw. neuere Begriffe nebeneinander, manchmal auch synonym, gebraucht werden, ohne daß in jedem Falle ihre spezifischen Ausprägungen jeweils präzise definiert sind, was zwangsläufig zu Mißverständnissen oder Irritationen führen kann.

Wenn Felix Hoerburger z.B., dem man wahrlich nicht einen Mangel an terminologischer Reflexion nachsagen könnte, vor einigen Jahren im Anschluß an einen Bericht von Karl Lorenz über das "Studio für europäische Volksmusik" nach der terminologischen Klarheit bzw. Abgrenzung von Forschung und Pflege, Original und Bearbeitung im Zusammenhang mit den Begriffen "Volksmusik" und "Folklorismus" fragt, so ist dies nur symptomatisch für den angesprochenen Sachverhalt (Hoerburger 1983).

Ein anderes Beispiel ist die Handhabung des von Walter Wiora in die Fachdiskussion eingeführten, zentral gehandhabten Begriffes der "Grundschicht" (Wiora 1950). Schon allein die Tatsache, daß erst vor wenigen Jahren, d.h. 1986, die kritische Aufarbeitung durch Ernst Klusen erfolgte, kennzeichnet hinreichend die Situation (Klusen 1986). Klusen arbeitete präzise heraus, daß der von Nicolai Hartmann übernommene Begriff ein eindeutig philosophischer Terminus ist. Wiora verwendet ihn aber doppeldeutig als philosophischen und soziologischen Begriff, womit er sich selbst aufhebt. Das Problem in der Fachliteratur manifestiert sich darin, daß der Begriff in beiden Bedeutungen angewandt wird, häufig jedoch nicht näher definiert. Mitunter wird das stillschweigende Einverständnis vorausgesetzt, daß damit die soziale Unterschicht gemeint ist, was historisch zwar in vielfältiger Weise zutrifft, aber nicht mehr in der Gegenwart.

Es wäre sicher auch einmal nützlich, die von Max Peter Baumann in die Fachdiskussion eingebrachten Begriffe der "Musikfolklore" und des "Musikfolklorismus" im Hinblick auf das Erscheinungsbild der damit definierten Gegenstände in der unmittelbaren Gegenwart zu befragen. Baumann formuliert die Prämissen aus seiner Sicht sehr präzise, versteht aber andererseits die Ausprägungen seiner umsichtigen Definition als Diskussionsgrundlage. Die Musikalische Volkskunde sieht sich gegenwärtig in zunehmendem Maße mit neuen Erscheinungsformen konfrontiert, die mit den Begriffen "Volkslied", "Volksmusik" und "Volkstanz" z.B. nicht mehr definiert werden können, weil viele Elemente grenzübergreifend zusammenfließen und Hilfsbegriffe, wie "Stilistischer Internationalismus" nötig werden (Noll 1980c). Das Problem besteht hier darin, daß der Begriff "Folklore" z.B. in mehrfacher Ausprägung sowohl umgangssprachlich als auch als wissenschaftlicher Terminus gebraucht wird. Obgleich es sich um einen Begriff mit inflationärer Tendenz handelt, wäre seine Diskussion notwendig (Noll 1973).

Um die Schwierigkeiten zu verdeutlichen, seien nur einige wenige Beispiele herausgegriffen. Hannjost Lixfeld etwa verwendet den Folklore-Begriff ausschließlich als Wissenschafts-Begriff. Er spricht von der "Folklorewissenschaft in den USA", und der "Folklorist" ist demzufolge ein Wissenschaftler (Lixfeld 1981). Dan Ben-Amos hingegen verwendet ihn doppeldeutig, d.h. sowohl im Sinne der Definition einer wissenschaftlichen Behandlung des Gegenstandes als auch der Ausprägungen dieses Gegenstandes selbst. Er unterscheidet hierbei nach drei Konzeptionen: "Ein Corpus des Wissens, eine Denkweise oder eine Art Kunst" (Ben-Amos 1981, 17). Weiterhin ist Folklore für ihn ein "kommunikativer Prozeß", eine "künstlerische Handlung" oder eine "soziale Interaktion über die künstlerischen Medien" (Ben-Amos 1981, 23,24).

Israil W. Nestjew z.B. spricht im Zusammenhang der Migration von Massenliedern von "proletarischer Liedfolklore" (Nestjew 1988, 616) und Grigori Schneerson von "Liedfolklore", was er auf die "sozialen Lieder" bezieht (Schneerson 1988, 624). Axel Hesse spricht von den Kontroversen zwischen der "FDJ-Singebewegung" und der "DDR-Folklorebewegung" und arbeitet sie kritisch, engagiert und erfrischend offen auf (Hesse 1988).

Man geht sicher nicht fehl in der Vermutung, daß eine Monographie zur inzwischen weltweiten Handhabung des "Folklore"-Begriffs seit seiner erstmaligen Verwendung von W.J. Thoms vor knapp 150 Jahren (1846) ein ähnliches Ausmaß erreichen würde, wie seinerzeit Julian von Pulikowskis Untersuchung zum "Volkslied"-Begriff (1933).

Vielleicht rührt die Scheu vor terminologischer Klärung in diesem Falle aus den negativen Erfahrungen eines unfruchtbaren Streites um das "Echte" und "Unechte" z.B., denn die Zurückhaltung ist auffällig. Walter Heimanns sorgfältig recherchierte und reflektierte Untersuchung zur Theorie des Musikalischen Folklorismus liegt bereits 12 Jahre zurück (Heimann 1977). Möglicherweise schreckt auch die umfangreiche und kontroverse Diskussion in der Volkskunde zum "Folklorismus"-Begriff und -Phänomen ab, die befürwortende und ablehnende Positionen spiegelt und trotzdem der Schwierigkeiten nicht Herr werden kann, weil sich in der gesellschaftlichen Wirklichkeit Entwicklungsprozesse abspielen, die nicht nur negative Aspekte aufweisen, wie z.B. die Pervertierung der Volksmusik in der Fremdenverkehrswerbung, sondern sich neue Qualitäten herausbilden, wie etwa in der Brauch-Reaktivierung (Noll 1988).

Gemeint sein kann keinesfalls - und dies wäre ein völliges Mißverständnis meines Anliegens - ein neuer unfruchtbarer terminologischer Streit, sondern die sachliche Bemühung um möglichste Präzision. Man möge mir den banalen Hinweis nachsehen: Termini definieren nicht nur einen Gegenstand, sondern beinhalten wissenschaftliche Strategien, beschreiben Umfang und Details, können forschungsprogrammatische Perspektiven enthalten (jedoch nicht im Sinne einer Ideologie), können aus- und eingrenzen, u.a.m. Daher wäre erforderlich, die jeweilig vorlaufenden Prämissen einer Definition oder auch ihre Begrenzungen in jedem Falle zu formulieren und zu begründen.

3. Zur Ausweitung des Gegenstandes und ihren Konsequenzen

Die ständige Ausweitung des wissenschaftlichen Gegenstandes der Musikalischen Volkskunde in jüngerer und jüngster Zeit hat inzwischen allein ein quantitatives Ausmaß erreicht, das nur noch in der Langzeitperspektive - Schritt für Schritt - bewältigt werden kann. Die Entwicklungsstationen sind bekannt: von der Textforschung zur Kontextforschung in der Volksliedforschung (Brednich 1983), von der Liedforschung zur Singforschung (Schepping 1983a,b), von der Volksmusikforschung zur ethnologischen und anthropologischen Musikforschung (Suppan 1983), und nun vom Volkslied, vom Volkstanz und von der instrumentalen Volksmusik als Forschungsgegenstand zum komplexen Feld des Laien- bzw. Amateurmusizierens in seinen gegenwärtigen und historischen Ausprägungen. Der Konsequenzen aus der zuletztgenannten Perspektive, die man durchaus in einem gewissen Sinne auch als programmatische Aussage auffassen kann, bin ich mir voll bewußt. Die quantitativen Ansprüche an die Musikalische Volkskunde wachsen in einem bisher nie geforderten und gekannten Maße. Ebenso führt dies latent zu Grenzüberschreitungen gegenüber den in den klassischen Forschungstraditionen behandelten Gegenständen, was jedoch unumgänglich ist und sicher auch nicht ohne Konflikte vonstattengehen wird.

Keineswegs heben aber die neuen Forschungsfelder die in den bisherigen Traditionen gegebenen auf. Sie sind ihnen an die Seite getreten und stellen sie auch in größere Zusammenhänge. Liedsammlung und -dokumentation, Lied-Typologisierung und -Analyse, Liededition analog zur Instrumentalmusik und zum Tanz etc. z.B. stehen heutzutage zugleich im Kontext ihrer soziologischen, psychologischen, kommunikativen, ästhetischen etc. Implikationen. Dies führt letztlich in der Liedforschung zur Konsequenz der Liedmonographie und Lied"biographie", d.h. zur Sammlung und Aufbereitung von Informationen, Dokumenten, Analysen, Kommentaren, Berichten über die "Biographie" jedes einzelnen Liedes (z.B. Klusen 1970b, 1978, 1980a,b; Noll 1979b, 1980b; Schepping 1979, 1984; Probst-Effah 1979).

Der Aufbau eines solchen liedmonographischen Archivs, wie er derzeit am Institut für Musikalische Volkskunde stattfindet, ist daher ein äußerst langfristiges und aufwendiges Vorhaben. Daß Forschungsfelder dieses Ausmaßes keinen "Luxus" darstellen, manifestiert sich allein an den heutigen Bedürfnissen der Liededition. Zwar werden nach wie vor Liedsammlungen in der überlieferten Weise veröffentlicht, d.h. lediglich nach inhaltlichen Kriterien geordnet und unkommentiert, aber im Bereich der musikpädagogischen Publizistik, insbesondere in Schulwerken für den Musikunterricht, gilt inzwischen als nahezu unverzichtbarer wissenschaftlicher Standard, mehr oder weniger umfangreiche Informationen zu jedem einzelnen Lied im Sinne eines intensiv behandelten Kontextes zu vermitteln.

Damit aber weitet sich allein Liedforschung zu einem umfangreichen interdisziplinären Komplex aus. Neben der Ausweitung nach außen erfolgt aber zugleich eine starke Binnendifferenzierung auch hier. Der Forschungsgegenstand erweitert sich also zugleich auch im Hinblick auf seine Mikrostrukturen. Als Beispiel sei hierzu nur der Forschungsgegenstand Kinderlied herangezogen.

Ohnedies kein (oder noch nicht wieder) besonders bevorzugtes Forschungsfeld der Musikalischen Volkskunde, zeigen sich nicht nur allgemeine Forschungsdefizite auf diesem Gebiet, sondern auch mannigfache Probleme in Fragestellungen komplexerer oder detaillierterer Art. Schon die einfache Frage: "Was ist ein Kinderlied?" läßt eine Reihe von Antworten zu und problematisiert damit eine eindeutige Definition des wissenschaftlichen Gegenstandes. Ist damit - nach volkläufiger Meinung - lediglich das Lied des Kleinkindes oder des jüngeren Kindes gemeint? Das Kindesalter geht aber bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres. Das Liedrepertoire der Kinder streut schließlich sehr weit (Klusen 1970a, 1971). Viele Lieder, die Erwachsenen-Lieder waren, werden heutzutage von Kindern gesungen. Das Phänomen der Akzeleration führt z.B. im musikpädagogischen Raum zu dem Phänomen, daß teilweise Liedgut der Hauptschule, Realschule und des Gymnasiums in die Grundschulen abgesunken ist und Lieder der Grundschule in den Vorschulbereich abgewandert sind. Ist die in der Germanistik anzutreffende Klassifizierung von "Volkskinderlied" und "Kunstkinderlied" noch sinnvoll? Müßte etwa zwischen "Kinderlied" und "Kindersingen" unterschieden werden? Gibt es ein Kinderlied "im engeren Sinne" und "im weiteren Sinne"? In unserer vielschichtigen Gegenwart existiert das im traditionellen Sinne oral überlieferte Kinderlied ebenso wie das durch Institutionen (teilweise schriftlich und oral) und elektronische Medien (auditiv/oral) vermittelte Kinderlied.

Zum oralen, unter Kindern vermittelten Lied bringen die Untersuchungen Helmut Seglers und Günther Batels zum Kindertanz in Europa aufschlußreiches Material (Segler 1987, Batel 1987).

Neben dem durch das Elternhaus, durch Vorschulerziehung und Schule oder durch Medien vermittelten Kinderlied im hergebrachten Verständnis existieren aber weitere Kategorien, die z.B. als "Kinderschlager" zu klassifizieren sind. Teilweise handelt es sich dabei um Titel-Gesänge zu einschlägigen Kinder-Fernsehsendungen (z.B. zu "Sesamstraße" oder "Pumuckl"). Daneben existiert aber eine Fülle von Kinderliedneuproduktionen, teils durch Bücher, teils durch Schallplatten und Musicassetten vermittelt. Kinderliederwettbewerbe werden veranstaltet und die jeweils ausgewählten Siegertitel sofort vermarktet. Das ZDF führte eine sogenannte "Kinder-Hitparade" als neuen Sendetypus ein, mit der eindeutigen Tendenz, Kinder in die Sozialisationsmuster der Erwachsenenwelt einzuführen.

Auch die Interpretationsformen des Kinderliedes auf den Tonträgern, unabhängig davon, ob es sich um tradiertes oder neu produziertes Liedgut handelt, weisen ein weites stilistisches Spektrum auf, das vom verballhornenden Gag über den "Happy"- oder "Disko"-Sound bis zum künstlich überzüchteten oder rührselig-verkitschten Arrangement reicht, was aber auch interessante und kindgemäß gut gestaltete Interpretationsformen mit einschließt, die jedoch seltener sind. Die Frage nach den stilistischen Interpretationsformen hat erhebliche Bedeutung für die Liedrezeption und Verbreitung, auch für die mögliche Herausbildung von bestimmten Erwartungsmustern oder -stereotypen.

Erika Funk-Hennigs hat kürzlich aufschlußreiches Datenmaterial zu den Einflüssen des massenmedialen Musikangebots von Kinderschallplatten und -cassetten auf die heutige Kinderkultur vorgelegt (Funk-Hennigs 1987).

Ein anderes Problem in diesem Zusammenhang z.B. ist das der Klassifizierung von Kinderliedtypen. Ernst Klusen hatte vor wenigen Jahren eine Differenzierung nach drei Kategorien vorgenommen. Er unterschied nach "Liedern für Kinder", d.h. von Erwachsenen gefertigte, unter psychologischen, pädagogischen und moralischen Aspekten verfaßte Gebilde: "Liedern unter Kinder", d.h. Liedern, Reimen und Tanzspielen, die die Kinder sich gegenseitig ohne direkte Vermittlung der Erwachsenen beibringen und zu ihren Aktivitäten unter sich singen, und nach "Liedern über Kinder", Lieder in denen Erwachsene über das Kindsein reflektieren (Klusen 1984, 441 f.), wobei diese Kategorie nur noch indirekt dem Kinderlied zuzuordnen wäre.

Kinderliedtypologien ließen sich - hierzu ergänzend - nach den verschiedensten Kategoriesystemen entwickeln. Hierbei bieten sich Zuordnungssysteme an, die z.B. nach inhaltlichen, historischen, berufsspezifischen und ständischen, gruppenspezifischen, brauchspezifischen, jahreszeitspezifischen, naturbezogenen, religiös oder institutionsspezifisch bestimmten Kategorien neben anderen aufgebaut werden können. Jedes System ist autonom. Zugleich bestehen aber auch enge Interdependenzbeziehungen. Kinderlieder können häufig mehreren Systemen zugeordnet werden. Dies kann bei der Gattungs- und Typus-Definition Verwirrung stiften. Daher ergibt sich hierbei das Erfordernis, die jeweilige Logik des Systems und die dazugehörigen Prämissen unbedingt zu begründen.

Der Gegenstand Kinderlied erfährt seine weitere Spezifizierung durch detaillierte, bestimmte Fragestellungen, z.B. nach den Funktionen des Kindergarten- und Schulliedes in Geschichte und Gegenwart; nach dem Kinderlied im Mißbrauch von Macht als Vehikel zur Sozialisierung in herrschende Systeme, so etwa als Kinderlied zur Kaiserverherrlichung; - zur Einübung in den Militarismus; - zur Einübung in eine politische Doktrin (in der NS-Zeit, in der ehemaligen DDR z.B.) u.a.m. Eine große Rolle in der Kinderliedforschung spielen ebenso zahlreiche internationale Aspekte (Noll 1986). Als bisher ebenfalls weniger beachtetes Forschungsfeld wäre auch der Komplex der psychologischen Wirkungen des Singens auf das Kind zu nennen. Das Kinderlied ist ein besonders wirksames Transportmittel von Emotionen, Haltungen, Einstellungen etc. Die intensive Erlebnisweise des Kindes, seine Identifikation mit den jeweiligen Inhalten wurden in den verschiedensten Gesellschaftssystemen in der Geschichte und in der Gegenwart schamlos mißbraucht und das Kinderlied als Machtmittel eingesetzt (Lemmermann 1984).

Ich sehe in der wissenschaftlichen Aufklärung dieser Sachverhalte durch die Musikalische Volkskunde durchaus ein politisches Anliegen, insbesondere auch unter den jeweiligen psychologischen, soziologischen und politischen Implikationen, die z.B. dazu führten, daß ganze Generationen auch mit Hilfe des Liedes manipuliert, verführt und mißbraucht wurden.

Politische Aufklärung leisten ebenso Arbeiten über die Funktionen und Wirkungen des Liedes im Widerstand gegen das NS-Regime, auch im Kampf um das Überleben in den Konzentrationslagern mit ihren dramatischen Fakten z.B., wie sie die Arbeiten von Ernst Klusen (1969), Wilhelm Schepping (1971, 1977, 1984, 1989) und Gisela Probst-Effah (1988, 1989) belegen.

Dies gilt auch für die unmittelbare Gegenwart. Erika Funk-Hennigs legte kürzlich eine Untersuchung über die Rolle der Musik bei den Rechtsextremisten in der Bundesrepublik Deutschland vor. Die Materialien sind bestürzend. In Liederbüchern neonazistischer Organisationen taucht z.B. neben dem Liedgut der Bündischen Jugend mehrheitlich das Liedgut der Hitlerjugend wieder auf (Funk-Hennigs 1989). Nach der Katastrophe des zweiten Weltkrieges und Auschwitz ist dieses Faktum unbegreiflich. Umsomehr ist helle Wachsamkeit vonnöten, und ich sehe auch hier die Musikalische Volkskunde in eine gesellschaftliche Verantwortung gestellt.

Um noch einen anderen Aspekt der Rezeptionsforschung anzusprechen: Untersuchungen zur Rezeption des Kinderliedes - oder auch des Liedes überhaupt - liefern zugleich auch wichtige Aufschlüsse über Präferenzen- bzw. Repertoirebildungen in bestimmten Altersstufen oder -gruppen. Dies ist bereits im Bereich der Musikalischen Früherziehung zu beobachten, wie eigene Untersuchungen zur Rezeption des Kinderliedes im Vorschulbereich zeigen. Der didaktische Stellenwert, d.h. sein Anteil am Gesamtkonzept, die Liedauswahl, d.h. ob kind- und zeitgemäße Inhalte, vor allem aber die Vermittlungsqualität der Erzieher, auch die Präferenzen des Elternhauses, seine Singtraditionen etc. bilden ein vielfältiges Bedingungsgefüge hierzu (Noll 1978, 1980a,b, 1981, 1983b, 1984).

Rezeptionsforschung, nicht nur auf das Kinderlied oder Lied allgemein, sondern auf die Gesamtheit der Ausprägungen innerhalb der Musikalischen Volkskultur bezogen, bildet daher ein weiteres, eigenständiges und ausgedehntes Forschungsfeld der Musikalischen Volkskunde (z.B. Schepping 1979, 1981, 1983a,b).

Als ein anderes ausgewähltes Beispiel für die Konsequenzen aus der erforderlich gewordenen Ausweitung des Forschungsgegenstandes der Musikalischen Volkskunde wäre das Dialektlied zu nennen, auf das - aus Zeitgründen - allerdings nur knapp eingegangen werden kann. Es gehört zu den Liedgattungen, die am meisten totgesagt wurden und wohl als eine der lebensfähigsten anzusehen ist, was regional sicher große Differenzierungen aufweist. Für das Gebiet des Niederrheins oder des Rheinlandes z.B. - auch für die Großstädte dieser Region - gilt die Lebensfähigkeit des Dialektliedes in besonderem Maße. Es lebt hier seiner Tradition gemäß insbesondere im Brauch, aber auch weit darüber hinaus, zeigt einerseits eine Reihe von Repertoirekonstanten, andererseits aber auch neue Repertoirebildungen.

Die Stadt Köln und ihre Umgebung ist dafür ein besonders typisches Beispiel. Sicher bewirkt auch die intensive Karnevalstradition eine allgemeine hohe Singfreudigkeit der hier ansässigen Bevölkerung. Auf privaten Festen, Hochzeiten, Straßenfesten, Nachbarschaftstreffen etc., aber auch im geselligen Vereinsleben, ist z.B. häufig zu beobachten, daß das Brauchlied - ein Dialektlied - absolut unabhängig von der Brauch-Zeit, hier Karnevalszeit, als Repertoire in breitem Maße verfügbar ist, und zwar mit allen Textstrophen und von allen Beteiligten auswendig gesungen. Das gilt gleichermaßen auch für die neuesten Karnevalsschlager oder auch regionalen Dialektlieder, die von namhaften professionellen Musik-Gruppen, wie "De Bläck Fööss" oder "De Höhner", geschaffen und verbreitet werden, die sofort in das Repertoire eingehen. Untersuchungen zu Repertoirekonstanten und Repertoirewechseln bzw. -neubildungen in der Liedtradition wären daher auf eine breitere empirische Basis zu stellen, was eine intensivere Feldforschung erforderlich macht, abgesehen von den notwendigen Dokumentationsaufgaben.

Eine Teilbeobachtung - nur als Paradigma für die Differenzierungsvielfalt - sei dazu mitgeteilt. Bei einer von Therese Wolters 1988 durchgeführten Felduntersuchung zum Dialektlied im Kreis Neuss war neben langzeittradierten Liedern (etwa "Unse Broder Melcher") ein bestimmter Typus zu beobachten, der generationsspezifisch zuzuordnen wäre, vielleicht aber auch mit dem Generationswechsel wieder absinkt. Es handelt sich hierbei oftmals um Kontrafakturen von Schlagern und populären Marschmelodien aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, welche die heute ca. 50-75jährigen Informanten teilweise noch von ihrer Elterngeneration übernommen hatten, wobei auch auffällig viele ehemalige Operettenschlager dabei waren (Wolters 1989).

Die Frage nach generationsspezifischen, generationsdurchgängigen und generationszyklisch wechselnden Lied-Repertoires bildet hierbei einen eigenen Untersuchungsgegenstand in der Feldforschung, was sowohl das Dialektlied als auch das Lied allgemein angeht.

Feldforschung erweitert sich darüber hinaus auf die Beobachtung und Dokumentation neuer Bemühungen um das Dialektlied. Dazu gehören reaktivierte Brauchformen (die Pfingsteier-Heische, das Glocken-Beiern z.B.) (Noll 1988), insbesondere aber institutionelle Bemühungen, hier der "Akademie för uns kölsche Sproch" in Köln (unter Leitung von Volker Gröbe) oder des Internationalen Mundartarchivs Ludwig-Soumagne des Kreises Neuss (unter Leitung von Achim Thyssen).

Die Kölner Akademie fördert die Dialektliedpflege in vielfältiger Weise, unterstützt z.B. Dialektliedermacher und -interpreten, stellt Materialien für die Schulen bereit, initiiert entsprechende Publikationen oder auch Veranstaltungen und anderes mehr (Reimers 1992). Der Rahmen der Rezeptionsforschung und der Dokumentation weitet sich also auch im Bereich der Dialektliedforschung erheblich aus.

Hinzu kommen Teilfragen, z.B. nach den Stil- und Interpretationsformen. Die auch in anderen Bereichen der Liedinterpretation zu beobachtende stilistische Vielfalt offenbart sich ebenso beim Dialektlied. Das für heute Abend vorgesehene Konzert vermittelt z.B. in seinem ersten Teil, der dem regionalen Dialektlied gewidmet ist, einen Eindruck von dieser Stilpluralität.

Wie auch in anderen Bereichen der Lied- und Singforschung, wie das Beispiel Kinderlied zeigte, wächst der Gegenstand Dialektlied zu einem komplexen Interdependenzfeld von Subjekt- und Sozialanalyse, von Struktur- und Funktionsanalyse u.a.m. aus.

Nur am Rande sei hier vermerkt, daß es in der Lied- und Singforschung z.B. Felder gibt, die in jüngerer Zeit weniger oder (bisher) keine Beachtung gefunden haben. Es gibt z.B. (noch oder wieder) das Singen am Arbeitsplatz. Ein studentisches Singen existiert nicht nur in Gestalt der Traditionsformen bzw. der Rituale in den Verbindungen. In der Binnenschiffahrt zeigen sich Bemühungen um ein neues Liedgut. Die Repertoires in den Pfadfindergruppen oder in anderen, insbesondere religiösen Jugendgruppen weisen eine breite Streuung auf.

Ein anderes Problemfeld - auch wiederum nur eine Teilfrage - ergibt sich z.B. im Zusammenhang mit musikpädagogischen Fragestellungen bei der Rezeption von deutschsprachigem Liedgut durch Ausländerkinder im Musikunterricht der allgemeinbildenden Schulen oder, wenn dies überhaupt geschieht, bei der Rezeption der Liedrepertoires von Ausländerkindern durch deutsche Kinder, wiederum im Musikunterricht der allgemeinbildenden Schule. Hier spielen Fragen der interethnischen Beziehungen, möglicherweise von Akkulturationsprozessen, eine wichtige Rolle, von den gesellschaftlichen Integrationsfragen einmal ganz abgesehen.

Dies gilt im gleichen Maße für einen weiteren Forschungsbereich der Musikalischen Volkskunde, der die Musikkultur von Ausländern und anderen Minderheiten in der Bundesrepublik Deutschland zum Gegenstand hat. Die seit mehreren Jahrzehnten hier lebenden Angehörigen anderer Nationen pflegen andere, d.h. eigene musikkulturelle Traditionen in einem Maße, das in der Öffentlichkeit wenig oder kaum bekannt ist. Die Bemühung um eine Antwort auf die Frage nach der Erhaltung eigener nationaler Traditionen in einer fremden Musikkultur oder nach möglichen Akkulturationsprozessen stellt an die Forschung erhebliche Anforderungen. Abgesehen von der aufwendigen Dokumentation setzt dies die Kompetenz voraus, die jeweiligen nationalen Musikkulturen genau zu kennen, weil sonst überhaupt kein Urteil darüber möglich ist, wie weit es sich um streng tradierte oder um bereits von Akkulturationsprozessen geprägte Musikkulturen handelt (Baumann 1985; Hegewald 1992; Reinhard 1984).

Es ist mir heute aus Zeitgründen nur ein Hinweis auf ebenso weit ausgedehnte Forschungsfelder der Musikalischen Volkskunde möglich: auf die instrumentale Volksmusik bzw. das instrumentale Laienmusizieren und auf den Volkstanz bzw. das nichtprofessionelle Tanzen in Gegenwart und Geschichte. Es ist natürlich nicht mehr erforderlich, den Bereich der instrumentalen Volksmusik mit dem Begriff "Musica vulgaris", was ein Schimpfwort ist, zu belegen, wie es Felix Hoerburger in seiner gleichnamigen Schrift noch tat, um die Vernachlässigung dieses bedeutsamen Bereiches einer Musikalischen Volkskultur durch die Forschung anzuprangern (Hoerburger 1966). Die Bedeutung dieses Musikbereiches ist inzwischen längst erkannt und der Gegenstand stärker in das Bewußtsein der Forschung gerückt. Er umfaßt nicht nur die Praxis-Kunde der instrumentalen Volksmusik bzw. des Laienmusizierens, d.h. ihre Ausprägungen in den Inhalten, Formen, Stilen, Besetzungen, sozialen Strukturen, Funktionen (im Brauch z.B.), ökonomischen Bedingungen etc., sondern die Volksinstrumenten-Kunde als eigene Forschungsdisziplin selbst. Hier wäre auf die Arbeiten von Hartmut Braun (1985) und Wilhelm Schepping (1985, 1988) zu verweisen, die im Sinne einer umfassenderen wissenschaftlichen Konzeption diesen Gegenstand angehen. Weiterhin wäre auf die Arbeiten der internationalen Studiengruppe für Volksinstrumente und die vorbildlichen Editionen des von ihr neu geschaffenen "Handbuches der europäischen Volksinstrumente" (seit 1966 ff.) zu verweisen.

Dennoch bleiben für die Forschung wichtige Felder offen, z.B. im Bereich der Reaktivierung historischer Volksinstrumente und des entsprechenden Instrumentenbaus, ihre nationalen und internationalen Verbreitungsformen, auch im Zusammenhang mit der Reaktivierung traditioneller bzw. Herausbildung neuer Stilformen. Ebenfalls spielen hier Fragen der Repertoirekonstanten und -wechsel, der Sozialstrukturen der Gruppen, ihre Motivationsfelder u.a.m. eine wichtige Rolle.

Ähnliches hätte auch für die Tanzforschung Gültigkeit, die sich inzwischen ebenfalls einem erheblich ausgeweiteten Gegenstandsbereich gegenübersieht, umfaßt er doch das gesamte Feld des nicht-professionellen Tanzes in Geschichte und Gegenwart. Schepping spricht hier von der "Gesamtheit der in laienmäßigem Gebrauch einst und jetzt gebräuchlichen Tänze" (1985).

Vielfältig greifen hierbei historische und aktuelle Fragestellungen ineinander, z.B. zu den Überlieferungen des Tanzrepertoires aus dem 19. Jahrhundert und seinen Veränderungen im 20. Jahrhundert (Novák 1986). Um ein weiteres Beispiel zu nennen: Einerseits sind z.B. die genauen Überlieferungszusammenhänge historischer Tanzformen (z.B. in Phasen einer musikalischen Einheitskultur und in Phasen einer ständisch gegliederten Musikkultur) zu erhellen (vgl. auch Bröcker 1988), andererseits die Rezeptionsprozesse in unserer Zeit, wenn z.B. historische Tänze bei "Offenen Tanzen" geradezu enthusiastisch aufgenommen werden. Dies war z.B. bei Veranstaltungen, die Marianne Bröcker an der Universität Düsseldorf und Petr Novák an der Universität zu Köln durchführten bzw. durchführen, konstant der Fall (Noll 1988).

Um zusammenzufassen: Nur eine begrenzte Anzahl von Beispielen konnte hier genannt werden. Andere, ebenso wichtige, mußten ausgespart bleiben. Dennoch hoffe ich, deutlich gemacht zu haben, in welchem Maße Außen- und Binnendifferenzierung des Gegenstandes der Musikalischen Volkskunde inzwischen erfolgt bzw. notwendig geworden sind. Es sei aber abschließend noch gestattet, einige wenige Anmerkungen zu einem - auch wiederum nur beispielhaft ausgewählten - Problemkreis zu machen, der sensible Zonen des Gegenstandes der Musikalischen Volkskunde berührt und deswegen besonders angesprochen werden soll.

4. Besondere Problemfelder: das Beispiel Wertungsaspekt

Eine Frage aus diesem Komplex lautet z.B.: Welche Konsequenzen ergeben sich in der Musikalischen Volkskunde bei der Behandlung ihres Gegenstandes in bestimmten Zusammenhängen durch einen möglichen Wertungsaspekt? Schrecken nicht die Folgen der Selektionsmechanismen durch die Idealisierung und Ideologisierung des Volksliedes oder sogar seine Pervertierung in totalitären Systemen, um nur ein prägnantes Beispiel zu nennen? Haben nicht beispielsweise gerade Wertungskriterien Liededitionen und damit auch -traditionen in entscheidendem Maße kanonisiert, "purifiziert" (Schepping 1974/1975), die Apokryphen unterdrückt?

Muß aber nicht eine Disziplin, die sich auch als kritische Kulturwissenschaft versteht, im Sinne gesellschaftlicher Aufklärung Mißbrauch, Manipulation, Verfälschung, Kommerzialisierung etc. seines Gegenstandes bloßlegen, was sie nicht ohne Wertungskriterien zu leisten vermag? Sicher könnte sich dazu eine um ihren Gegenstand eifernde Disziplin dem Verdacht aussetzen, ihre Objektivität und kritische Distanz aufzugeben. Ist es andererseits aber nicht erforderlich, um dies wenigstens an einem Beispiel zu verdeutlichen, etwa auf die manipulativen Praktiken bei dem Einsatz von Musik in der funktionellen bzw. Hintergrundmusik hinzuweisen, die durch eine bestimmte Art von Musik Einfluß auf das vegetative System des Menschen nehmen, ihn z.B. unbewußt zu langsamerem Gehen und zu längerer Verweildauer im Supermarkt etwa veranlassen?

Oder: Ist nicht bewußt zu machen, daß es sich bei der sogenannten "volkstümlichen Musik", die insbesondere durch das Fernsehen und entsprechende Tourneekonzerte eine weite Verbreitung gefunden hat, häufig nur um raffinierte Stilkopien handelt, eine Species Schlager mit Volksmusik-Touch und -Attributen, eine "Pseudo-Volksmusik"? Da diese Musik von den Moderatoren oftmals als "Volkslied" oder "Volksmusik" deklariert bzw. angekündigt wird, entsteht bei vielen Hörern der Eindruck, daß sie es seien. Dies wiederum führt bei einem bestimmten Teil der Bevölkerung zu spezifischen Hörpräferenzen und Erwartungsmustern, bei einem anderen Teil aber zur generellen Ablehnung von Volksmusik oder Folklore, weil er meint, daß dies die "Volksmusik unserer Zeit" sei und den Unterschied zwischen dem Original und der Kopie nicht mehr erkennt, die billige Machart aber ablehnt. Das Problem wird dadurch noch verschärft, daß viele Hunderttausende von Menschen diese Art von Unterhaltungsmusik gern hören. Wer würde ihnen einen "verbildeten Geschmack" vorwerfen wollen?

Oder um ein weiteres Beispiel zu nennen: Hat die Musikalische Volkskunde nicht der Gesellschaft allgemein bewußt zu machen, welche Bedeutung der Bereich der Musikalischen Volkskultur im Gesamtgefüge der Musikkultur eines Volkes überhaupt hat? Wie ist es um deren "öffentlichen Stellenwert" bestellt?

Als typisch kann z.B. die Darstellung des Musiklebens der Stadt Köln aus dem Jahre 1986 (Rossa 1986) gelten, in der die Laienmusik lediglich eine untergeordnete Position einnimmt. Auch zeigt ein Blick in die Schulbücher für den Musikunterricht in der allgemeinbildenden Schule der Gegenwart, daß die Themen "Volksmusik", "Folklore", "Laienmusizieren" etc., bis auf wenige Ausnahmen, durchaus eine Nebenrolle spielen. Auch in der musikpädagogischen Fachdiskussion findet das Thema, wiederum bis auf wenige Ausnahmen, nicht statt. Dies hängt vordringlich mit der Verabschiedung von Lied und Singen als zentraler Zielsetzung des Musikunterrichts in den 60er Jahren zusammen, die ihrerseits eine neue Ideologisierung provozierte, welche Lied und Singen schließlich in eine Tabuzone brachten. Auch wenn sie inzwischen wieder als überwunden gelten kann, bleiben die generellen Defizite weiterhin bestehen, denn im Zuge dieses Trends wurde pauschal gleich der Gesamtbereich der Volksmusik/Folklore "verabschiedet".

Andererseits müßte aber auch die Publizistik der Musikalischen Volkskunde stärker als bisher in die Musikpädagogik hineinwirken. Die Situation an der Universität zu Köln ist bisher noch als Ausnahme anzusehen. Die Ergebnisse der Forschung der Musikalischen Volkskunde, didaktisch und methodisch stärker als bisher für die Musikpädagogik aufzubereiten, wäre daher auch als eine weitere, besondere Bemühung um den Gegenstand der Musikalischen Volkskunde anzusehen. Vorhaben dieser Art sind vom Institut für Musikalische Volkskunde geplant.

Um noch einmal klarzustellen: Es ist etwas anderes, mit vorgefaßten ideologischen Mustern einen Gegenstand zu propagieren, zu selektieren etc., als ihn nach sorgfältiger Dokumentation und Analyse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich und bewußt zu machen. Dies wäre auch der allgemeine gesellschaftliche Nutzen einer Wissenschaft.

5. Schlußwort

Zum Schluß: Mir ist bewußt, daß die immensen Ansprüche, die unsere heutige gesellschaftliche Wirklichkeit an den Gegenstand der Musikalischen Volkskunde stellt, nur im Rahmen der jeweiligen institutionellen, personellen und finanziellen Ressourcen zu erfüllen sind. Daß diese dem Umfang und der gesellschaftlichen Bedeutung des Gegenstandes - auf das Ganze gesehen - nicht zureichend sind, ist uns allen nur zu gut bekannt.

Wie die Arbeiten des Instituts für Musikalische Volkskunde, dessen 25jähriges Bestehen wir heute feiern, oder auch der uns befreundeten Institute sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Bundesrepublik und in anderen europäischen und außereuropäischen Ländern aber zeigen, ist es möglich, durch geduldige und beharrliche Arbeit eine Fülle von Forschungsbeiträgen zu leisten, die als Grundlagen- und Detailforschung wesentliche Bausteine zur Disziplin Musikalische Volkskunde geliefert haben.

Trotz der aufgewiesenen Probleme und der noch offenen Felder möchte ich daher mit einer gewissen Befriedigung auf das in unserem Fach bisher Geleistete zurückschauen. Meine Hoffnung ist, daß wir - Schritt für Schritt - allmählich unsere Ressourcen, vor allem im Personalbereich, verbessern und den gestiegenen Bedürfnissen in Gesellschaft und Wissenschaft - anpassen können. Insofern blicke ich mit Optimismus in die Zukunft und wünsche in diesem Sinne auch dem Symposion eine erfolgreichen Verlauf.

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