Frühzeitiges Erkennen von Lernschwierigkeiten über das GRID-Modell


Lernschwierigkeiten können sich auf mathematische Fertigkeiten und/oder auf Lese- und/oder Rechtsschreibfertigkeiten von Schülerinnen und Schülern beziehen. In Deutschland erfüllen etwa 2 bis 6% aller Kinder die Kriterien einer kombinierten Lese-Rechtsschreibstörung im Sinne der ICD-10 und etwa 2 bis 8 % die Kriterien einer Rechenstörung. Es besteht ein Risiko für vorzeigte Schulabbrüche, geringer Schulabschlüsse und geringere berufliche Qualifikationen. Gleichzeitig stehen Lehrkräfte im Zuge der Inklusion zunehmend vor der Herausforderung ihre Unterrichtsinhalte und -methoden auf eine heterogene Lerngruppe abzustimmen, was mit erhöhten Anforderungen an ihre Diagnose- und Förderkompetenz einhergeht. Aufgrund dieser erhöhten Anforderungen an die Lehrkräfte und der vielen negativen Folgen von Lernschwierigkeiten für betroffene Schülerinnen und Schüler ist ein frühzeitiges Eingreifen besonders wichtig. Ausgangspunkt einer jeden Intervention sollte die vorherige Diagnostik der Schülerinnen und Schüler sein. Für einen ersten Eindruck der kindlichen Kompetenzen im Bereich des Lernens wurde das GRID-Modell entwickelt:

Das GRID-Modell bietet mit seinem mehrdimensionalen, ressourcenorientierten Blick ein Screeninginstrument, welches von Lehrkräften besonders zeitökonomisch eingesetzt werden kann. Dabei werden die zentralen Bedingungskomponenten für Lernstörungen erfasst und in einem graphischen Gittersystem zusammengeführt. Diese Darstellung verdeutlicht „auf einen Blick" den vorhandenen Förderbedarf. Das GRID-Modell basiert auf einem heuristischen Modell, welches Lernstörungen durch fünf Komponenten erklärt (Klauer & Lauth 1997). Demnach zeichnen sich Kinder und Jugendliche mit Lernstörungen durch folgende Merkmale aus:


(I) Unzureichende Strategiebefolgung und Metakognition (z. B. Handlungsplanung),
(II) Mangelnde operationale Voraussetzungen (z. B. Schwierigkeiten bei der Aufmerksamkeitssteuerung)
(III) Mangelndes bereichsspezifisches Wissen (Vorwissen, Vorkenntnisse),
(IV) Mangelnde Motivation (z. B. geringe Selbstwirksamkeitserwartung, ungünstige Attribuierungen)
(V) Ungünstige Rahmenbedingungen in Familie und/oder Schule (z. B. ungünstige Kommunikationsmuster)

Seit 2018 wird das GRID-Modell an einer inklusiven Grundschule in Köln eingesetzt und in Kooperation mit den Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen dieser Schule weiterentwickelt. Geplant ist das GRID-Modell zur Validierung an einer größeren Anzahl an Schulen einzusetzen.

Ansprechpartnerin: Dr. Edeltraud Hammes-Schmitz