Diagnostik, Beratung und Therapie

Die Generalisierte Angststörung wird häufig nicht erkannt und daher nicht angemessen behandelt. Die Diagnostik der "Sorgenkrankheit" kann aufgrund der oftmals diffusen Symptome und der gleichzeitig vorhandenen anderen Probleme, wie z.B. depressive Verstimmung, schwierig sein. Häufig suchen die Betroffenen aufgrund von Schlafproblemen, Erschöpfung, Nervosität und allgemeinen Stressbeschwerden einen Arzt auf. Von den unkontrollierbaren Sorgen wird nur selten erzählt, so dass es für die Behandler in vielen Fällen schwer ist, das Problem richtig zu erkennen. Die Suche nach körperlichen Ursachen für die Beschwerden und die medikamentöse Behandlung bleibt erfolglos. Deshalb sollte bei Verdacht einer Generalisierten Angststörung aufgrund von Beschwerden wie exzessives Sorgen, Konzentrationsschwierigkeiten, Muskelverspannungen, Schlafstörungen, leichterer Ermüdbarkeit, Ruhelosigkeit und Reizbarkeit eine gründliche und fachgerechte psychotherapeutische Diagnostik erfolgen. Wird im Rahmen der Diagnostik eine Generalisierte Angststörung erkannt, können auf der Grundlage dieser Diagnostik dann gezielte und erfolgsversprechende Therapiemaßnahmen geplant und durchgeführt werden.

Die aktuell am häufigsten in ihrer Wirksamkeit empirisch belegte Psychotherapie zur Behandlung der Generalisierten Angststörung ist die Kognitive Verhaltenstherapie. Diese besteht aus verschiedenen Bausteinen, die miteinander kombiniert in unterschiedlicher Gewichtung in der Behandlung umgesetzt werden. Am Anfang steht die Vermittlung eines Störungsmodells, anhand dessen erklärt wird, wie die Generalisierte Angststörung entstanden ist und warum der Patient diese Problematik nicht mehr los wird. Aus dem Modell werden gemeinsam mit dem Patienten die notwendigen Behandlungsschritte abgeleitet. Viele Patienten versuchen z. B. Ängste und Sorgen loszuwerden, indem sie Sorgenauslöser vermeiden, sich Rückversicherung einholen und versuchen, Sorgengedanken zu unterdrücken. Diese Strategien sind jedoch nicht erfolgreich, um Ängste und Sorgen zu verlieren, sondern verstärken sie langfristig sogar. Daher werden die Patienten in der Therapie darin unterstützt, diese Strategien aufzugeben und sich stattdessen im Rahmen der so genannten "Sorgenkonfrontation" mit den eigenen Sorgen auseinander zu setzen. Ziel dabei ist es, einen anderen Umgang mit Unsicherheit, Ängsten und Befürchtungen zu entwickeln und das Vertrauen in die eigenen Problemlösekompetenzen zu verbessern.

Dieses Vorgehen wird unterstützt durch die Kognitive Therapie. Oft haben Patienten Gedanken und Überzeugungen in Bezug auf ihre Person, die Welt insgesamt oder ihre Zukunft, die sie belasten und zu Ängsten und Sorgen führen. In der Kognitiven Therapie werden diese Überzeugungen hinterfragt, um sie durch weniger belastende, hilfreichere Überzeugungen ersetzen zu können. Auch bestimmte problematische Überzeugungen zu Vor- und Nachteilen des Sorgens tragen häufig zu der Problematik bei und werden deshalb im Rahmen der Kognitiven Therapie thematisiert.

Ein weiterer Therapiebaustein ist die Angewandte Entspannung, die vor allem bei Patienten mit Verspannungen, Nervosität und Schlafstörungen sinnvoll ist und in belastenden Alltagssituationen eingesetzt werden kann. Hierbei geht es darum, Entspannung zu üben und dadurch das allgemeine Anspannungsniveau zu reduzieren.

Patienten mit Generalisierten Ängsten haben häufig wenig Vertrauen in ihre eigenen Problemlösefertigkeiten. In einem Problemlösetraining wird gelernt, die Sorgen als ineffektive Strategie des Problemlösens durch zielführenderes Problemlöseverhalten zu ersetzen und das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, mit Problemen umgehen zu können, gestärkt. Ziel der Therapie ist es auch, sich auf eigene Stärken zu besinnen und alternativ zum Sorgen wohltuenden Aktivitäten wieder verstärkt nachzugehen.