Prof.in Dr. Gudrun Hentges - Forschung

 

Politikwissenschaft, Bildungspolitik und politische Bildung

  • aktuell: Radikalisierung durch Verschwörungsideologien Auswirkungen auf den sozialen Nahraum als Herausforderung für die Bildungs- und Beratungsarbeit (RaisoN)


    Ein neues Verbundvorhaben der TH Köln und der Universität zu Köln beschäftigt sich mit Auswirkungen von Verschwörungsideologien auf den sozialen Nahraum und mit daraus entstehenden Herausforderungen für die Bildungs- und Beratungsarbeit.

    Verschwörungsideologien als integraler Bestandteil von extrem rechten bzw. völkisch-autoritären Weltbildern und solchen, die daran anschlussfähig sind, tragen zu Radikalisierungsprozessen in wachsenden Teilen der Bevölkerung bei. Dadurch ist der gesellschaftliche Zusammenhalt bis auf die gesellschaftliche Mikroebene des sozialen Nahraums betroffen und gefährdet. Aktuelle Studien (wie z. B. die Mitte-Studie 2023) belegen die weite Verbreitung von Verschwörungsideologien und deren Relevanz für völkisch-autoritäre Ideologien. Eine systematische Erforschung der konkreten Auswirkungen von Verschwörungsideologien auf zwischenmenschliche Beziehungen im sozialen Nahraum (u.a. Familie, Freundeskreis) steht allerdings noch aus. Aus den Auswirkungen von Verschwörungsnarrative auf Betroffene, die Verschwörungsgläubige in ihren Familien und/oder Freundeskreisen haben, resultieren spezifische Anforderungen für Beratungsstellen und nonformale politische Bildungsangebote. An diesem Forschungsdesiderat setzt das Verbundprojekt RaisoN an.


    Ziele und Forschungsfragen

    Zu den zentralen Zielen des Projekts gehören die Erforschung der Auswirkungen von völkisch-autoritär orientierten Verschwörungsideologien auf Familien und Freundschaften, die Identifikation von Bildungs- und Beratungsbedarfen und die Entwicklung von Materialien für die Bildungs- und Beratungspraxis. Die zentralen Forschungsfragen lauten dabei:

    I. Welche Auswirkungen können völkisch-autoritäre Verschwörungsideologien auf den sozialen Nahraum haben – insbesondere auf Familien und Freundschaften?
    II. Welche konzeptionellen Herausforderungen ergeben sich daraus für die Beratungsarbeit und für die politische Bildung mit Betroffenen (Eltern, Kindern, Freund:innen, Bekannten) –, aber auch für Multiplikator:innen (z.B. für Fachkräfte in Beratungseinrichtungen oder für politische Bildner:innen im nonformalen Bereich)?


    Projektkonzept

    Das geplante Projekt basiert auf einem Mixed-Methods-Design und auf einem Arbeitsplan, der vier Cluster umfasst. Die ersten drei Cluster widmen sich im engeren Sinne dem Forschungsprozess, das vierte Cluster beinhaltet den Theorie-Praxis-Transfer. Die empirischen Erhebungen werden modellhaft in sechs Bundesländern durchgeführt: Nordrhein-Westfalen, Berlin, Brandenburg, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg.

    In Cluster 1 („Diskurse, Programme, Konzepte“) geht es um die Analyse von Diskursen in Bezug auf völkisch-autoritär orientierte Verschwörungsideologien und ihre systematische Berücksichtigung in Programmen und Konzepten zur Bildungs- und Beratungsarbeit (Methoden: Literatur- und Dokumentenanalyse, Recherche nach relevanten Vernetzungen bei systematischer Berücksichtigung der Perspektiven von Praxispartner:innen aus der Bildungs- und Beratungsarbeit im Kontext Verschwörungsideologien).

    In Cluster 2 („Perspektive der Bildungs- und Beratungseinrichtungen“) geht es um die Rekonstruktion der Auswirkungen von völkisch-autoritär orientierten Verschwörungsideologien auf den sozialen Zusammenhalt in Familien, Freundschaften und anderen Kontexten im sozialen Nahraum aus Sicht von Bildungs- und Beratungseinrichtungen. Außerdem werden Informations- und Beratungsbedarfe und aktuelle Bildungs- und Beratungskonzepte identifiziert (Methoden: quantitative Online-Befragung und vertiefende problemzentrierte Interviews und Gruppendiskussionen mit Fachkräften aus Bildungs- und Beratungseinrichtungen (darunter a) Einrichtungen, die sich auf die kritische Auseinandersetzung mit völkisch-autoritär orientierten Verschwörungsideologien spezialisiert haben, und b) Bildungs- und Beratungseinrichtungen, die ein breiteres Profil aufweisen und nicht auf Verschwörungsideologien spezialisiert sind, aber mitunter damit konfrontiert werden - z.B. freie Bildungsträger der non-formalen politischen Bildung, Familienberatung, Kinder und Jugendhilfe, Schuldner:innenberatung etc.).

    In Cluster 3 („Perspektive der Betroffenen“) geht es um die Rekonstruktion der Auswirkungen von völkisch-autoritär orientierten Verschwörungsideologien auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt im sozialen Nahraum (z.B. in Familien und Freundeskreisen) aus Sicht von Betroffenen (Methoden: problemzentrierte Interviews und Gruppendiskussionen mit betroffenen Personen, die es in ihrem sozialen Nahraum mit Verschwörungsanhänger:innen zu tun haben).

    In Cluster 4 („Bildungs- und Beratungskonzepte“) geht es um den Transfer von Erkenntnissen aus der Forschung in die Bildungs- und Beratungspraxis. Im Sinne eines Theorie-Praxis-Transfers entwickelt das Projekt Materialien für die Bildungs- und Beratungsarbeit; diese basieren auf den Ergebnissen der quantitativen und qualitativen Forschung und umfassen Handreichungen für verschiedene Zielgruppen und Materialien für berufliche Fortbildungen für Beratungsfachkräfte und politische Bildner:innen.

    Regelmäßig stattfindende Forschungswerkstätten mit Praxispartner:innen stellen eine enge Verschränkung von Theorie und Praxis sicher. Ein projektspezifisches Wissenschaftsnetzwerk zielt darauf ab, wissenschaftliche Expertise (u.a. in Bezug auf Beratung und transnationale Dimensionen) systematisch zu berücksichtigen. Die Projektergebnisse werden u.a. im Rahmen einer interaktiven digitalen Informationsplattform für verschiedene Adressat:innengruppen aufbereitet.

    Geplant ist ein langfristiger Wissenstransfer der Projektergebnisse. Die Projektergebnisse werden auf nationalen und internationalen Tagungen präsentiert und finden Eingang in Publikationen und Journals. Darüber hinaus werden die Projektergebnisse im Sinne von Third Mission in die Fachdebatten im Feld der Politik, der Beratung und politischen Bildung eingespeist. Nicht zuletzt finden die Projektergebnisse Eingang in die Lehre der beteiligen Hochschulen und bereichern u.a. die Studieninhalte der Sozialen Arbeit, des Lehramts, der Erwachsenenbildung und der Erziehungswissenschaften. Diese Strategien stellen eine Dissemination der Ergebnisse sicher.

  • aktuell: Digitale Politische Bildung in Zeiten von Corona. Kritische Reflexion von Verschwörungsideologien und Antisemitismus in der schulischen und außerschulischen (digitalen) politischen Bildung
    "Digitale Politische Bildung in Zeiten von Corona. Kritische Reflexion von Verschwörungsideologien und Antisemitismus in der schulischen und außerschulischen (digitalen) politischen Bildung" lautet der Titel eines Drittmittelprojekts, das am 1. Mai 2022 startete. Dieses Projekt wird gefördert von der RheinenergieStiftung (Schwerpunktthema 2021: Gesellschaft und digitale Transformation); eine Kofinanzierung erfolgt durch die Bundeszentrale für politische Bildung.Bei dem Projekt, welches einen aktiven Beitrag zur Demokratisierung von Schulen und Gesellschaft leisten will, handelt es sich um ein Kooperationsprojekt zwischen der Universität zu Köln, der Technischen Hochschule Köln (Prof. Dr. Birgit Jagusch) und der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (Dr. Marcus Meier).
  • Views on Europe from an Israeli Perspective
  • Forschungsprojekte an der Hochschule Fulda 2004 - 2016  
  • »Socioeconomic Change, Individual Reactions and the Appeal of the Extreme Right« (SIREN) 
  • The Abandoned Worker – Socio-Economic Change And The Attraction Of Right-Wing Populism: European Synthesis Report On Qualitative Findings, [Deliverable 3 for the project »Socio-Economic Change, Individual Reactions and the Appeal of the Extreme Right«]
  • List of Publications, Siren