Das MyCore Projekt

Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderten ZIM-Projektes Zim-Logowurde MyCore entwickelt, die elektronische Version des Kölner Vokabulars.

(in Kooperation mit RehaMedia und Jabbla)

 

Bei der Entwicklung wurden drei zentrale Ziele verfolgt:

1. die Übertragung der Vokabularanordnung der Kölner Kommunikationsmaterialien: Wie auf den Kölner Tafeln und im Kölner Kommunikationsordner sind die Kernvokabularwörter in einem festen/statischen Rahmen angeordnet und immer sichtbar. In der Mitte, im sog. dynamischen Block, werden die Wörter zu den verschiedenen Kategorien und weitere Kernvokabularwörter angezeigt.

             Kölner Tafel, Skizze  MyCore Skizze D

Links: Aufbau der Kölner Kommunikationstafeln; rechts: Skizze der MyCore-Oberfläche

So kann - im Sinne der multimodalen Kommunikation - ein ähnlich strukturierter Wortschatz auf einer nichtelektronischen und einer elektronischen Kommunikationshilfe angeboten werden. Diese Ähnlichkeiten erleichtern die parallele Nutzung beider Hilfen: Wissen über die Struktur und Positionen kann von einer Hilfe auf die andere übertragen werden. Dieser Umstand kann eine maßgebliche Unterstützung für den Aufbau des aktiven Wortschatzes unterstützt kommunizierender Personen bedeuten.


2. die Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse

  • zu Wortschatzanalysen gesprochener Sprache (z. B. welche Wörter am häufigsten verwendet werden und deshalb schnell zugänglich sein müssen),
  • zur Sprachentwicklung und
  • zu Anforderungen an elektronische Kommunikationshilfen.

3. die Implementierung von Hilfestellungen zur Unterstützung der Sprachentwicklung wie die Möglichkeiten, mit Endungen zu experimentieren oder zusammengesetzte Wörter zu bilden; die Darstellung von Endungen mit Symbolen oder Möglichkeiten der Reduktion z. B. bei den Zeitformen der Verben oder den Steigerungsformen der Adjektive.

 

Wortschatz & Versionen

Die Vokabularauswahl erfolgte auf der Grundlage umfangreicher Wortschatzanalysen von über 200.000 Wörtern von Kindern und Jugendlichen (vgl. Boenisch 2014). Bei diesen Analysen wurden verschiedene Personen- und Altersgruppen (Kinder und Jugendliche ohne Behinderungen, Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf in den Förderschwerpunkten körperliche und motorische Entwicklung sowie geistige Entwicklung) in unterschiedlichen Einrichtungen (Kindergarten, Grundschule, Hauptschule, Gymnasium, Wohnheim) und Situationen (Unterricht, Pause, Freizeit, Klassenfahrt, Spiele) berücksichtigt.

VollversionMyCore

In der Vollversion umfasst das MyCore Vokabular ca. 2.000 verschiedene Wörter (Grundformen). Neben Wörtern aus den Worthäufigkeitslisten wurden UK-relevante Wörter und Floskeln z. B. zur Gesprächssteuerung (Ich-Buch, neues Thema, Symbol fehlt, ...) sowie Entwicklungsvokabular berücksichtigt (d.h. Vokabular, das die Kinder zu Beginn noch nicht nutzen, das aber besonders geeignet ist, um ihre Kommunikationsfähigkeiten weiter auszudifferenzieren). So können z. B. Präpositionen und Adverbien auch als Verbpartikel zur Unterstützung des frühen Verblexikons dienen: „da auf (machen)" oder „hier rein (tun)" (vgl. Penner et al. 1999).
Selbstverständlich besteht die Möglichkeit, an den unterschiedlichsten Stellen im Vokabular eigene Wörter, Namen oder Aussagen zu speichern, Aufnahmen (z. B. unter „Mitteilungsheft") zu ergänzen usw. 

Reduzierte Version

Für einige Kinder und Jugendliche ist ein Vokabular von ca. 2.000 möglicherweise für den Einstieg zu umfangreich. Aus diesem Grund wird neben der Vollversion eine stark reduzierte Version angeboten. Diese beinhaltet nur ca. 800 Wörter und weniger grammatikalische Funktionen (bei den Substantiven z. B. nur Einzahl und Mehrzahl, keine weiteren Fälle). Die Besonderheit dabei ist, dass die Wörter und grammatikalischen Funktionen, die es in der Vollversion gibt, in der reduzierten Version nur ausgeblendet wurden. Das hat folgende Vorteile:
1. Das verborgene Vokabular und die grammatikalischen Funktionen können nach und nach eingeblendet werden. Hier wird individuell entschieden, zu welchem Zeitpunkt welche und wie viele Wörter/Funktionen zugänglich gemacht werden und in wie vielen Stufen das geschieht.
2. D.h. gleichzeitig, dass alle Positionen bestehen bleiben und motorische Automatisierungen optimal genutzt werden können.
3. Individuell ergänztes Vokabular muss nicht - wie bei einem Wechsel auf eine größere Version - neu gespeichert werden.
Das Vokabular kann mit den Fähigkeiten des Anwenders mitwachsen und so gestaltet werden, dass es immer etwas mehr Wörter und Funktionen beinhaltet, als aktuell verwendet werden.

Nach Möglichkeit sollte jedoch von Anfang an der Zugang zur Vollversion gewährleistet sein, um die Kinder und Jugendlichen in keiner Weise einzugrenzen und ihnen vielfältige Möglichkeiten zum Ausprobieren und Experimentieren zu bieten.


weitere Informationen:

Sachse, S.K./Wagter, J./Schmidt, L. (2013): Das Kölner Vokabular und die Übertragung auf eine elektronische Kommunikationshilfe. In: Hallbauer, A./Hallbauer, Th./Hüning-Meier, M. (Hrsg.): UK kreativ. Wege in der Unterstützten Kommunikation. von Loeper. Karlsruhe, S. 35-53.